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Die ungewisse Zukunft des chinesischen Schattenspiels
  2011-09-26 10:07:34  cri

    

Das Guanzhong-Museum für volkstümliche Kunst in Xi'an versammelt zahlreiche verschiedene Formen der Volkskunst unter einem Dach. Auch der unlängst als „letzter Bewahrer des Schattenspiels" geehrte Jiang Jianhe ist hier gemeinsam mit den übrigen Darstellern seines Schattenspielensembles anzutreffen.

Jiang Jianhe begann bereits im Alter von 13 Jahren mit seiner Ausbildung im Schattenspiel. Jeden Tag bewältigte er 30 Kilometer Anfahrtsweg, um den Unterricht bei seinem Meister besuchen zu können. Nach zwei Jahren begann er dann mit seinen ersten Aufführungen und hat seither mehr als 30 Jahre in diesem Bereich gearbeitet.

„Damals habe ich kein Studium aufgenommen, sondern das Schattenspiel erlernt. Man muss es lieben. Wenn man es nicht mag, kann der Meister noch so engagiert unterrichten, man wird es trotzdem nicht erlernen."

Dass Jiang Jianhe dem Schattenspiel und seinem Erhalt so innig verbunden ist, mag auf den Einfluss seines Vaters zurückzuführen sein. Dieser war einst dafür zuständig, die Auftritte der Schattenspielgruppen in den Dörfern und Städten in die Wege zu leiten und zu koordinieren. Sein kleiner Sohn war auf allen Reisen stets an seiner Seite.

Als das Guanzhong-Museum für Volkskünste vor anderthalb Jahren eingerichtet wurde, erhielt Jiang Jianhe eine Anfrage, ob er nicht dauerhaft die Museumsbühne bespielen wolle, und er sagte zu. Bei großem Besucherandrang bietet die Darstellergruppe nun bis zu zehn Darbietungen täglich an und hat ein festes Auskommen. Herr Jiang ist mit dieser Entwicklung hochzufrieden, doch eines ist ihm nach wie vor ein Dorn im Auge: Der Mangel an Interesse seitens der heutigen Jugend, die sich nicht um den Erhalt des Schattenspiels bemüht. Für die jungen Menschen sei ein hohes Einkommen das Wichtigste, meint Jiang Jianhe. Aber die Ausbildung im Schattenspiel dauert gut und gerne drei Jahre, während denen man keinerlei Vergütungen erhält. Wu Zhongsheng ist mit 81 Jahren der älteste Mitarbeiter Jiang Jianhes und teilt dessen Unmut über den fehlenden Nachwuchs.

„Wenn die jungen Leute von der Universität kommen, wollen sie alle viel Geld verdienen. Wenn man die Schattenspielerei lernt, hat man kein Einkommen und der Zeitaufwand ist groß. Immer weniger Menschen wollen es lernen, und eines Tages wird es gar niemanden mehr geben."

Die Sorge um den Erhalt des kulturellen Erbes ist in China nicht neu und einer der Hauptgründe für die Einrichtung des Guanzhong-Museums. Doch wie der Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Museums, Liu Pengfei, erklärt, kann ein Museum stets nur zum Erhalt eines Kulturgutes beitragen, ihn aber nicht garantieren.

„Wir laden diese Darsteller zu uns ein, bieten ihnen ein festes Gehalt und jede Form von Hilfen, aber die Gesellschaft muss diesen Dingen auch Beachtung schenken. Schlussendlich handelt es sich um ein nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitendes Museum, dass seine ganz eigenen Probleme zu bewältigen hat."

Dennoch ist es Jiang Jianwen gelungen, seinen Sohn davon zu überzeugen, in seine Fußstapfen zu treten, anstatt Fotograf zu werden. Der 18-jährige Jian Jinbo ist mit dem Schattenspiel aufgewachsen. Nun ist er wahrscheinlich der einzige Jugendliche in ganz Xi'an, der in dieser Kunst unterrichtet wird – ein Umstand, über den so mancher Gleichaltrige seine Witze reißt. Natürlich ist es für einen jungen Menschen der Gegenwart nicht einfach, ein so traditionsreiches Handwerk zu erlernen, zumal der Kreis der Interessierten sehr klein ist. Zwar werden die Darsteller nach Kräften durch die öffentlichen Einrichtungen unterstützt. Doch sind es nicht nur fehlende finanzielle Zuwendungen und ein kleines Publikum, die über die Zukunft des Schattenspiels entscheiden, wie der Vizebürgermeister der Stadt Xi'an, Duan Xiannian, erklärt.

„Es gibt ein weiteres, immanentes Problem: Ein jedes Kulturerbe muss sich daran messen lassen, inwiefern es zu unserer heutigen Gesellschaft beiträgt. Tritt man für ein gänzlich nutzloses Erbe ein, so ist die Situation aussichtslos. Als Volkskünstler, der am Erhalt der eigenen Tradition interessiert ist, sollte man sich zuerst um das Interesse der eigenen Kinder bemühen. Man muss seine Kunst an die Vorstellungen der Zeit anpassen und voranbringen, sie miteinander verschmelzen, muss innovativ sein."

Wie dem auch sei, Jiang Jinbo ist inzwischen in der Lage, einige Passagen der Schattenspiele allein zu übernehmen. Und auch wenn es für ihn selbst eine unsichere Zukunft bedeuten mag, so ist er sich doch seiner Verantwortung bewusst, zum Erhalt des Schattenspiels beizutragen.

Übersetzt von Lucas Göpfert

Gesprochen von Zheng An 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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