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Cangyanshan - Keusche Prinzessinnen und "wilde" Stuten
  2011-09-22 14:19:48  cri
 Der Cangyanshan in der Provinz Hebei ist den wenigsten Chinesen ein Begriff. Mit seinem 1.400 Jahre alten „hängenden" Tempel und seiner dramatischen Naturlandschaft braucht er sich aber vor keinem der fünf heiligen Berge Chinas zu verstecken.

„An der Wegbiegung nach hundert Metern verfärbt sich die Haut grün." Dieser nicht ganz alltägliche Hinweis steht auf einer Info-Tafel im Aufstieg zum Berg Cangyan, 70 Kilometer südwestlich von Shijiazhuang, dem Hauptort der Provinz Hebei. Wer an der besagten Abbiegung jedoch einen Haufen grüner Männchen in Wanderschuhen und Rucksäcken erwartet, der wird genauso schwer enttäuscht wie jene Comic-Freaks, die schon lange einmal aussehen wollten wie das rasende Monster Hulk. Von der unerklärlichen Hautverfärbung, zu der es hier beim Wanderer angeblich regelmäßig kommen soll, ist an diesem frischen Septembertag leider auch mit der Lupe nichts zu sehen.

 

Dabei gäbe es an dieser Stelle des lediglich tausend Meter hohen Cangyanshan durchaus Grund, grün zu werden: aus Eifersucht nämlich – und das nicht nur für Naturhungrige aus der trostlosen Industriestadt Shijiazhuang. Der Anblick des Urwald ähnlichen Zypressenwalds in der Schlucht unter ihm, und der mystische Tempel, der zwischen zwei senkrecht abfallenden, roten Felswänden vor ihm thront, als würde er wie eine Wolke frei in der Luft schweben, lässt selbst einen Schweizer Bergler einen Moment lang vor Neid erblassen.

 

Der Berg Cangyan im Osten der Taihang-Gebirgskette ist außerhalb der Provinz Hebei praktisch völlig unbekannt. Dabei hat er schon etlichen Filmen und Fernsehserien als Kulisse gedient. Letztmals zu sehen war er 2008 im amerikanischen Abenteuermovie „The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor". Der berühmteste Film, der je auf dem Cangyanshan gedreht wurde, ist aber nach wie vor das Kungfu-Epos „Crouching Tiger, Hidden Dragon" von Ang Lee aus dem Jahr 2000.

 

Tigern und Drachen begegnet man in der imposanten Naturlandschaft am Cangyanshan heute jedoch nur noch in Form von Statuen und Deckenschnitzereien in den zahlreichen Gebetshallen und Schreinen des Fuqing-Tempels, die den Weg hinauf zum Gipfel säumen.

 

Das unbestrittene Wahrzeichen des Fuqing-Tempels ist die aus der Nähe eher unscheinbare Gebetshalle „Qiaolou". Ihre architektonische Einzigartigkeit kommt erst aus der Distanz so richtig zur Geltung.

 

Wie ihr Name andeutet, wurde die Halle auf einer Steinbrücke in über 50 Metern Höhe zwischen zwei senkrecht abfallenden Felswänden gebaut. Und zwar so, dass sie bei der Betrachtung aus der Ferne wirkt, als würde sie in der Luft hängen.

 

Historiker nehmen an, dass die 15 Meter lange und neun Meter breite bogenförmige Brücke sogar noch älter ist als Chinas älteste Steinbrücke, die Anji-Brücke aus der Sui-Dynastie (581-618) im unweit entfernten Zhaozhou.

Die kunstvoll geschnitzten Statuen von Shakyamuni, Amitabha (Buddha des unermesslichen Lichtglanzes) und Bhaisajyagura (Buddha der Heilung) im Innern der „Qiaolou"-Halle sollen schon von Prinzessin Nan Yang verehrt worden sein. Die älteste Tochter von Kaiser Yang Di soll hier vom Ende des 6. Jahrhunderts an 62 Jahre lang als buddhistische Nonne gelebt und das Nirvana erlangt haben. Nach ihrer posthumen Ernennung zum Buddha im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Cangyanshan allmählich zu einem beliebten Wallfahrtsort.

 

Vor dem angeblichen Grab von Prinzessin Nan Yang auf dem Gipfel des Cangyanshan, dessen Eingang von zwölf Tierstatuen flankiert wird, geht es heutzutage allerdings wenig andächtig zu und her. Neben zahlreichen Souvenirhändlern buhlen auch mehrere Pferdebesitzer um die Gunst der Pilger.

 

Für läppische fünf Yuan können sich Möchtegern-Cowboys auf den Rücken einer Stute setzen, die sich auf Kommando ihres Besitzers in eine aufbäumende Furie verwandelt und so dem Reiter einen Hauch von Rodeo vermittelt. Das dazugehörige Erinnerungsfoto ist im Preis inbegriffen.

  

Glücklicherweise nicht bocken tut das „Himmelspferd", so der Name der Gondelbahn, die den müden Wanderer in acht Minuten vom Cangyanshan wieder hinunter ins Tal befördert. Der Blick von der Gondel auf die dicht bewaldete Schlucht mit dem „hängenden" Tempel im Hintergrund ist noch einmal ein richtiger optischer Genuss – vorausgesetzt, man ist schwindelfrei. Wer allerdings unter Höhenangst leidet, wird spätestens jetzt nicht mehr grün im Gesicht sein, sondern einfach nur noch kreidebleich.

 

Damit auch Ihre Wanderung auf den Cangyanshan (苍岩山) ein voller Erfolg wird, sollten Sie folgendes beachten:

Der Cangyanshan (Eintritt 50 RMB) ist von Shijiazhuang (石家庄) aus problemlos in einem Tag zu machen. Der Aufstieg stellt selbst für den ungeübtesten Wanderer keine besondere Herausforderung dar. Die Wege sind sicher und bestens ausgebaut. Drei Stunden genügen für die ausführliche Besichtigung aller Sehenswürdigkeiten hinauf zum Gipfel.

Der spektakulären Aussicht wegen ist hinunter die Fahrt mit der Gondelbahn zu empfehlen (Einfache Fahrkarte 20 RMB).

Den Cangyanshan erreichen Sie von Shijiazhuang aus am besten per Bus (Retourticket 40 RMB). Die Fahrt mit dem Überlandbus vom Busbahnhof Xiwangzhan (西王站) dauert rund zwei Stunden. Die meisten Busse fahren vor neun Uhr morgens ab. Eine gute Wahl ist etwa der Bus um 08.40 Uhr.

Erkundigen Sie sich beim Fahrer nach der Ankunft in Cangyanshan unbedingt nach der genauen Rückfahrzeit. Falls Sie Ihren Bus verpassen sollten, können Sie auch einen Bus nach Jingxing (井陉) nehmen und dort umsteigen. Von Jingxing aus verkehren Busse im Halbstundentakt nach Shijiazhuang. Im Notfall bietet sich das Hotel Cangyanshan (苍岩山宾馆 ) neben der Talstation der Gondelbahn zur Übernachtung an.

Die Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Gipfel des Cangyanshan sind nur sehr dürftig. Stellen Sie also sicher, dass Sie genug Proviant bei sich haben.

Der Cangyanshan lässt sich hervorragend mit der Besichtigung des „Steindorfes" Yujiacun (于家村) kombinieren. Allerdings gibt es keine direkte Busverbindung vom Cangyanshan nach Yujiacun. Die Fahrt von Jingxing nach Yujiacun dauert etwa eine Stunde.

Viel Spaß auf dem Cangyanshan!

Text und Fotos: Simon Gisler

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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