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Trotz aller Risiken – Chinesinnen wollen einen „schnittigen" Kaiser
  2011-09-16 10:07:41  cri
    

Fast die Hälfte aller Babys kommt in China inzwischen durch Kaiserschnitt zur Welt. Wie aus einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervorgeht, besteht in 25 Prozent dieser Fälle überhaupt keine medizinische Notwendigkeit. In keinem anderen Land gibt es so viele Kaiserschnitte wie in China. Warum entscheiden sich so viele Chinesinnen für einen Kaiserschnitt und gegen eine natürliche Geburt?

In China werden heutzutage 46 Prozent der Babys durch Kaiserschnitt geboren. Das sind zehnmal so viele wie noch in den 1970er Jahren. Laut WHO ist ein Schnitt von 15 Prozent normal.

In den letzten Jahren haben sich immer mehr Chinesinnen für einen Kaiserschnitt und gegen eine natürliche Geburt entschieden. In den Krankenhäusern der meisten Großstädte liegt der Prozentsatz der natürlichen Geburten inzwischen nur noch bei etwa 60 Prozent. 40 Prozent entfallen auf Kaiserschnitte. In einigen Spitälern jedoch beträgt der Prozentsatz der Kaiserschnitte schon über 90 Prozent. Die Geburtsexpertin Yang Huixia aus Beijing ist über diese Entwicklung alles andere als erfreut:

„Ein hoher Prozentsatz an Kaiserschnitten ist in vielen chinesischen Städten nichts Außergewöhnliches. Besorgnis erregend hingegen ist, dass der Prozentsatz in einigen Städten und ländlichen Gegenden schon bei über 50 Prozent liegt. Viele chinesische Geburtsexperten sind sehr besorgt über diese Entwicklung."

Geburtsexperten warnen vor den Gesundheitsrisiken für Frauen, die sich unnötigerweise einem Kaiserschnitt unterziehen. Zudem erkranken Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, später tendenziell leichter an Atemwegsproblemen. Yang Huixia weiß, warum das so ist:

„Kinder, die durch Kaiserschnitt geboren werden, sind dem Druck einer Vaginalgeburt nicht ausgesetzt. Sie werden direkt der Gebärmutter entnommen und in die Welt gesetzt, was ihr Immunsystem beeinträchtigt."

Eine Geburt per Kaiserschnitt hat nachweislich mehrere Nachteile. Daher ist es besonders schwer nachzuvollziehen, warum sich so viele Frauen genau für diese Geburtsmethode entscheiden. Experten haben zwei Erklärungen für dieses Phänomen: zum einen den Geburtsschmerz, zum anderen den Aberglauben. Denn viele Paare wollen ihr Kind an einem besonders Glück verheißenden Tag kriegen. Für diesen Fall bietet sich der Kaiserschnitt geradezu an.

Hinzu kommen finanzielle Anreize. Viele Frauenspitäler raten werdenden Müttern zur unnötigen Geburt per Kaiserschnitt, weil sie damit doppelt so hohe Kosten in Rechnung stellen dürfen als bei einer natürlichen Geburt.

Auch die Ärzte bevorzugen die Geburt per Kaiserschnitt: in erster Linie aus Zeitgründen, aber auch, weil sie auf diese Weise ihre eigenen Kräfte ein wenig schonen können. Während sich eine Vaginalgeburt gut und gerne zehn Stunden und noch länger hinziehen kann, dauert ein Kaiserschnitt höchstens zwei Stunden. Zhao Tianwei, die Chefin eines Frauen- und Kinderspitals in Beijing, sieht noch einen anderen Grund für die wachsende Popularität von Kaiserschnitten in China:

„Sobald ein Arzt heutzutage auch nur das kleinste Problem feststellt, geht er sofort zum Kaiserschnitt über. Das hat auch mit dem zunehmend komplizierteren, manchmal sogar zerstrittenen Verhältnis zwischen den Patienten und ihren Ärzten zu tun. Meiner Meinung nach sollten die Ärzte verantwortungsbewusster handeln. Wenn die Frau zum Gebären in der Lage ist, dann sollten die Ärzte sie zu einer natürlichen Geburt überreden."

In ihrem Bericht über Kaiserschnitte spricht die Weltgesundheitsorganisation von „epidemischen Ausmaßen" in China und vielen anderen Ländern. Mit 31 Prozent weisen auch die USA einen hohen Anteil an Kaiserschnitten auf. In Thailand kommen 34 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. In Vietnam sind es sogar 36 Prozent.

Ein Gegenbeispiel ist Japan. Dem Land der aufgehenden Sonne ist es bisher erfolgreich gelungen, den Anteil an Kaiserschnitten unter zehn Prozent zu halten.

Die Profiteure von dieser Politik sind die Frauen selbst. Denn die Weltgesundheitsorganisation hat auch herausgefunden, dass Kaiserschnitte ernsthafte medizinische Nebenwirkungen haben können. Frauen, die sich unnötigerweise für einen Kaiserschnitt entschieden haben, weisen eine höhere Sterberate auf. Es ist auch viel wahrscheinlicher, dass sie Bluttransfusionen benötigen oder Komplikationen erleiden, die letzten Endes zur operativen Entfernung ihrer Gebärmutter führen.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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