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Ungleiche Geschlechterverteilung in China
  2011-09-16 09:57:40  cri
    

Dreißig Millionen Menschen – eine Masse , die nicht nur die ungefähre Bevölkerungsmenge Kanadas beschreibt, sondern auch die Anzahl aller Männer in China, die in zehn Jahren keine Möglichkeiten mehr haben werden eine Frau zu finden.

Mit dem welthöchsten Männeranteil in der Bevölkerung steht China ein scheinbar aussichtsloser Mangel an Frauen bevor. Mehr dazu von unserem Reporter XX.

Der Mangel an Frauen, bzw. die ungleiche Geschlechterverteilung, hat China in den vergangenen Jahren immer wieder Sorgen bereitet.

Dem Staatlichen Amt für Statistik zufolge ist die männliche Bevölkerung im Alter zwischen null und 19 Jahren ihren weiblichen Altersgenossinnen mit 23 Millionen zahlentechnisch überlegen. So werden allein in den nächsten zehn Jahren 1,2 Millionen mehr Männer als Frauen jährlich ihr heiratsfähiges Alter erreichen.

Während in den frühen Achtzigern die Geschlechterverteilung noch relativ ausgeglichen war, auf 100 Mädchen wurden im Schnitt 108 Jungen geboren, beobachtete man einen kontinuierlichen Anstieg des Jungenanteils auf 116 je 100 Mädchen im Jahr 2000. Laut Statistiken ist die unausgeglichene Geschlechterverteilung mittlerweile sogar auf knapp 120 Jungen pro 100 Mädchen gestiegen. Im Vergleich dazu liegt innerhalb einer normalen Geburtenrate die zu erwartende Jungenquote pro 100 Mädchen erfahrungsgemäß bei 102 bis 107.

Diese beunruhigenden Aussichten im Hinterkopf, stellt sich die Frage, wie die überzählige Anzahl von Männern jemals eine Partnerin finden soll.

Ein Wanderarbeiter aus Südostchina beschwert sich über seine missliche Lage:

„Heutzutage wollen die Mädchen vom Dorf unbedingt Städter heiraten. Und während sie in der Stadt ihrem Traummann hinterher jagen, müssen die Jungen vom Dorf, wie ich einer bin, das Problem ausbaden."

Die Unausgeglichenheit der Geschlechterverteilung hat das Ehe-Konzept in China mächtig ins Wanken gebracht. So sind heiratsfähige Männer gezwungen, ihre zukünftige Braut in weniger entwickelten Regionen zu suchen oder gar jüngere Frauen in Betracht zu ziehen.

Der Leiter des Institutes für Gesellschafts- und Bevölkerungsstudien der Renmin Universität, Zhai Zhenwu, äußerte sich zu Thema wie folgt:

„Das führt dazu, dass diejenigen Männer, die keine Partnerin in ihrem Alter finden können, sich nach jüngeren Frauen umschauen werden. Sind die jungen Frauen dann einmal mit älteren Männern verheiratet, bleibt den übrigen Junggesellen nur noch die Suche nach immer jüngeren Mädchen übrig. Letztendlich werden junge Männer aus ärmeren Regionen des Landes vollkommen vom Heiratsmarkt verdrängt."

Nach Li Bin, dem Direktor der Nationalkommission für Bevölkerung und Familienplanung, wird die ungleiche Geschlechterverteilung die Emanzipation und legitime Rechte und Interessen von Frauen gefährden. Schlimmer noch würde es „enorme Folgen" mit sich ziehen für Prostitution und Menschenhandel.

Tatsächlich warnen Chinas Bevölkerungsexperten schon seit Jahren vor einer drohenden Krise um die Geschlechterverteilung. Erst kürzlich begann China schließlich Maßnahmen für ein härteres Durchgreifen gegen illegale Ultraschalluntersuchungen und geschlechtsselektierende Abtreibungen zu implementieren. Dennoch, eine Anpassung der Geschlechterverteilung ist keine leichte Aufgabe.

„Die Antworten auf das Problem liegen bei den Krankenhäusern. Die Regierung sollte alle Krankenhäuser und Arztpraxen genauestens überprüfen. Sobald keine pränatalen Tests mehr zur Geschlechtsbestimmung für die Patienten angeboten werden, haben die Leute keine andere Wahl als zu warten, egal wie eifrig sie auf ein Ergebnis hin fiebern."

„Ich denke, dass die traditionellen Ansichten, Männer seien wichtiger als Frauen, der Kern des Problems sind."

Regierungen können gegen gängige Vorurteile keine Gesetze erlassen. Was sie jedoch tun könnten, ist die Umstände zu ändern, die diese Vorurteile schüren.

Dazu Yuan Xin, Mitglied der Nationalkommission für Bevölkerung und Familienplanung:

„Grundsätzlich sollten wir das Sozialversicherungssystem für ältere Menschen besonders in den ländlichen Regionen verbessern, indem man die Absicherung erweitert und grundlegende Standards verbessert, sowie die bäuerlichen und ländlichen Gegenden modernisiert, um somit dem dringenden Verlangen nach einem Sohn entgegen zu wirken. Auf der anderen Seite müssen wir den Status der Frau in unserer Gesellschaft verbessern."

In dem zwölften Fünfjahresplan, ein Konzept für Chinas Entwicklung in den kommenden fünf Jahren, wurde ein Abbau der ungleichen Geschlechterverteilung als eine Priorität auf die Agenda gesetzt.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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