Ungefähr 100 chinesische Gemeinden haben für ein Jahr eine neue Mülltrennungsrichtlinie getestet. Dadurch soll die Umweltverschmutzung drastisch reduziert werden. Welche Veränderungen bringt nun diese neue Richtlinie und welche Probleme müssen noch gelöst werden. He Fei ist diesen Fragen nachgegangen.
Die Zhaoying Residential Community liegt im Osten Beijings. Neben den Bewohnern, die durch die Straßen schlendern, sieht man vor jedem Haus einige Leute, die den Müll untersuchen. Das sind Freiwillige, die dabei helfen, den Müll zu sortieren. Wang Fengqin ist eine von ihnen.
„Jeden Tag, immer wenn ich Zeit habe, stehe ich neben diesen Mülltonnen und helfe den Bewohnern bei der Mülltrennung."
Im letzten Jahr startete die Stadt Beijing ein Programm, in der Hoffnung die Müllerzeugung in 100 Testgebieten zu reduzieren. Mehr als 200 so genannte Anweiser nehmen freiwillig an diesem Projekt teil. Sie überprüfen, ob die Leute ihren Müll getrennt haben, bevor sie ihn wegschmeißen.
Am Anfang sei die Arbeit als Anweiser ziemlich hart gewesen, sagt Wang.
„Die jungen Leute, die hier leben, haben oft einfach nicht mit mir geredet. Wenn ich an ihre Tür geklopft habe und ihnen eine spezielle Plastiktüte für das Müllsammeln gegeben habe, haben sie nicht verstanden, wovon ich überhaupt rede. Jeden Tag müssen wir ihren Müll nachsortieren, denn nur wenige trennen korrekt. Jeden Tag müssen wir mit dem Gestank klarkommen."
Nicht nur Wang, auch die anderen Anweiser haben mit diesen Problemen zu kämpfen. Song Shuangyue, Direktorin des Einwohnerkomitees des Maizi Living Districts sagt, dass hauptsächlich die Anweiser das Mülltrennen übernehmen. Der Hauptgrund für die mangelnde Kooperation der Einwohner sei, dass keiner wisse, wohin der Müll überhaupt geht.
„Mülleimer an öffentlichen Plätzen Beijings sind alle mit „recyclable" und „non-recyclable" beschriftet. Aber jeder sagt, am Ende wird doch alles wieder zusammengekippt und vergraben. Viele haben mich gefragt, wo der Abfall denn eigentlich hinkommt. Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht."
Nach Angaben der Beijinger Stadtverwaltung wurden im Jahr 2008 in Beijing täglich 18.400 Tonnen Abfall produziert. Die Menge steigt durchschnittlich pro Jahr um 8 Prozent. In China begann die Müllsortierung bereits 1994. Damals war die Technologie jedoch sehr rückständig, um mit dem ganzen Müll zurechtzukommen.
Wei Panming, ein Beamter der Beijinger Stadtregierung räumt ein, dass es sehr schwer ist mit dem Müllproblem fertigzuwerden.
„Wir errichten ständig neue Anlagen aber die Menge des Mülls wächst auch ständig – das ist ein großer Druck. Die Anwohner müssen ihren Abfall selbst sortieren. Wir müssen den Müll sortieren damit wir die Menge um ein oder zwei Prozent pro Jahr verringern, mit einem Nullwachstum bis 2015."
Die gute Nachricht ist, dass nach mehr als 20 Jahren Mülltrennung immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig Umweltschutz ist. Immer mehr Menschen überlegen, wie sie ihre Umwelt verbessern können.
Li Xiaoyu, Student an der Peking-Universität hilft seinen Nachbarn jeden Abend um acht Uhr beim Müllsortieren. Er selbst hält das für sehr wichtig für den Umweltschutz.
„Nach dem Einsammeln des Mülls bringe ich ihn zum Ufer eines ausgetrockneten Sees, wo die Leute Gras anpflanzen. Der meiste Abfall ist von den täglichen Mahlzeiten. Der kann als Dünger verwendet werden, so dass das Gras besser wächst."
Mülltrennung kann nicht nur eine Sache der Anweiser und der Freiwilligen sein. Jeder sollte mitmachen. Es gibt nur einen Planeten für uns alle. Es wird Zeit, dass die Leute sagen: „Frag nicht, was der Müll für uns tun kann, frag lieber, was wir mit dem Müll machen können:"