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Schutz des Glattschweinswals, einer Vorzeigeart des Yangtze-Flusses
  2011-09-15 10:02:36  cri
    

Anhaltender Regen nach einer schweren Dürreperiode und abnehmende Wasserqualität erschweren nicht nur das Leben der Menschen am mittleren Flusslauf des Yangtze. Auch viele Wassertiere sind betroffen. Beim diesjährigen „Wetlands Ambassador Action" Programm der Umweltschutzorganisation WWF ist der Schutz des Glattschweinswals, einer Vorzeigeart des Yangtze-Flusses, das Hauptthema.

Der Yangtze ist der Mutterfluss Chinas. Seit Alters her leben tausende Menschen an seinen Ufern, trinken sein Wasser, leben von den Fischen im Fluss oder nutzen den Yangtze als Transportroute.

Allerdings ist das Leben am Mittel- und Unterlauf des Yangtze heute schwierig geworden, nicht nur für den Menschen sondern auch für die Tierwelt. Grund dafür ist die immer stärkere Umweltverschmutzung.

Der Glattschweinswal lebt im Mittel- und Unterlauf des Yangtze und in den angrenzenden Seen. Er steht auf der nationalen Artenschutzliste Chinas in Kategorie B.

Dr. Hao Yujiang ist Walforscher an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er erklärt, warum der Glattschweinswal eine einzigartige Rolle im Ökosystem des Yangtze spielt.

„Der Glattschweinswal und der Chinesische Flussdelfin repräsentieren die Artenvielfalt im Yangtze. Sie sind Vorzeigearten wegen ihrer Position an der Spitze der Nahrungskette. Ihr Verschwinden weist auf den Verfall des Wasserökosystems hin und darauf, dass die Artenvielfalt abnimmt."

Der Artverwandte des Glattschweinswals, der Chinesische Flussdelfin, gilt offiziell als ausgestorben, seit eine gründliche Suche von internationalen Experten 2006 erfolglos geblieben war.

Die Population des Glattschweinswals liegt bei etwa 1000 Tieren und ist damit kleiner als die des Pandas. Jedes Jahr nimmt die Population des Yangtzebewohners um 5 Prozent ab. In den nächsten 30 Jahren werden 80 Prozent des Bestandes verschwunden sein.

Während der diesjährigen Sommerferien startete die Umweltschutzorganisation WWF ein besonderes Projekt zur Erforschung des Glattschweinswals. Teams von verschiedenen Universitäten erforschen mit Unterstützung des WWF den Lebensraum der Wale und fördern somit das Bewusstsein für den Schutz der Tiere.

Insgesamt werden 16 Umweltschutzteams aus den Provinzen Zhejiang, Anhui, Jiangsu, Jiangxi, Hubei und Hunan Umfragen durchführen, Grundsatzdaten sammeln und sich für den Schutz des Glattschweinswals in elf Städten einsetzen.

Hong Xiufeng ist die Vorsitzende der Umweltschutzvereinigung der Anhui-Universität. Sie und weitere elf Studenten sind in die Stadt Datong im Kreis Tongling gekommen. Hier liegt ein nationales Reservat für Süßwasserdelfine.

Dieses 10.000 Hektar große Naturreservat wurde 2006 gegründet. Hier leben elf Glattschweinswale, die in Gefangenschaft von Menschen aufgezogen wurden.

Zhang Beijin füttert die Tiere seit mehr als fünf Jahren. Delfine sind seine Leidenschaft.

„Wenn man die Finger in ihr Maul legt, beißen sie nicht, Sie küssen nur die Finger. Wenn man ihnen Fisch gibt, schlucken sie ihn einfach runter. Ihre Haut ist sehr weich. Ich kann sie blind von anderen Wassertieren unterscheiden. Genau wie Menschen nehmen Delfine drei Malzeiten am Tag zu sich. Das sind ungefähr 25 Kilo Fisch. Wenn ich mal frei habe, vermisse ich sie."

Jiang Wenhua ist langjähriger Wissenschaftler in dem Naturreservat. Er sagt, die Glattschweinswale hier seien in gutem Zustand.

„Dies ist eine gesunde Gruppe Glattschweinswale. Sechs Männchen und fünf Weibchen, die vom Menschen aufgezogen wurden. Diese Säugetiere haben eine ziemlich lange Tragzeit von zehn bis zwölf Monaten. In diesem Jahr ist keines der Weibchen schwanger. Deshalb gibt es vor 2012 keinen Delfinnachwuchs."

Abseits des Naturreservats sind die Lebensumstände für den Glattschweinswal im Yangtze allerdings hart. Menschen aus der Gegend sagen, verglichen mit den 1950er oder 1960er Jahren, ist die Chance einen Glattschweinswal zu sehen sehr gering.

Fang Shiwen wohnt in einem Dorf am Yangtze. Der 65-jährige erlebte mit eigenen Augen, wie stark die Glattschweinswalpopulation in den letzten Jahren geschrumpft ist.

„Früher gab es hier viele von denen. Ich habe oft mehrere Flossen der Wale aus dem Wasser ragen sehen, besonders kurz bevor ein Sturm kam. Das sah spektakulär aus. Aber in den letzten Jahren habe ich keinen einzigen mehr gesehen. Ich glaube, die großen Schiffe sind schuld. Sie machen einen Riesenlärm und die Delfine können nicht mehr miteinander kommunizieren. Außerdem könnte illegales Fischen ein weiterer Grund sein."

Cui Guangmin ist 66 Jahre alt Auch er wuchs in dieser Gegend auf. In den 1980er Jahren beerdigte er einen toten Chinesischen Flussdelfin. Er erinnert sich, wie häufig früher Glattschweinswale zu sehen waren. Aber diese Zeit ist in weite Ferne gerückt.

„Ich habe den Glattschweinswal noch vor fünf oder sechs Jahren gesehen, wenn wir den Fluss überquert haben. Damals war es üblich, dass man fünf oder sechs Exemplare gleichzeitig sah. Aber in den letzten Jahren habe ich nicht einen einzigen gesehen. Manchmal würde ich gerne einen in den Arm nehmen, sie sind so schön, ha. Aber sie sind im Wasser. Ich glaube, illegale Fischfangmethoden, wie zum Beispiel mit Elektroschocks oder mit Schleppnetzen sind der Grund für den Rückgang."

Hong Xiufeng, die Vorsitzende der Umweltschutzvereinigung der Anhui-Universität sagt, ihre Umfragen hätten ergeben, dass die Menschen den Glattschweinswalen gegenüber sehr positiv eingestellt seien. Allerdings würde die Konkurrenz um Ressourcen zwischen Mensch und Tier immer größer.

„Ich habe eine Dame interviewt, deren Familie Bauern sind, keine Fischer. Sie sagte in wütendem Ton, das Wohlergehen der Glattschweinswale habe nichts mit ihr zu tun. Sie denkt, die Regierung verschwendet viel zu viel Geld für den Schutz der Tiere. Sie meint, Leute wie sie bräuchten stattdessen Unterstützung. Ihr Denken ist nicht repräsentativ, aber ich glaube es spiegelt den Kampf zwischen Mensch und Tier um Ressourcen wieder."

Dr Hao Yujiang bestätigt Hong Xiufengs Vermutung. Er sagt, das menschliche Verhalten habe großen Einfluss auf den Bestand der Glattschweinswale. Die Tiere sind auf der Verliererseite, wenn Mensch und Tier um Ressourcen konkurrieren.

„Unsere ersten Statistiken zeigten, dass der Tod von einem Drittel der Chinesischen Flussdelfine im Unterlauf des Yangtze durch Schiffsschrauben verursacht wurde. Die Delfine benutzen eine Art Ultra-Schall, um zu kommunizieren oder um nach Nahrung zu suchen. Die steigende Anzahl von Schiffen hat einen großen Einfluss auf sie. Ein anderer Faktor sind die vielen Talsperren, die entlang des Flusses gebaut wurden. Die Dämme zerteilen den Hauptstrom in mehrere abgeschlossene Stücke und zerstören den Lebensraum der Fische, die den Delfinen als Nahrung dienen. Überfischung und illegale Fischfangmethoden nehmen ihnen einen Großteil der Nahrung. Und zu guter Letzt schwächt die starke Umweltverschmutzung ihr Immunsystem und ihre Fruchtbarkeit."

Hao Yujiang fügt hinzu, dass der Glattschweinswal inzwischen einer neuen Bedrohung ausgesetzt ist.

„Eine neue Bedrohung ist der Klimawandel. Im Februar und im März 2008 ist plötzlich das Wasser in einem Reservat bei Wuhan gefroren. Die Delfine müssen aber atmen, deshalb haben sie das Eis durchbrochen. Aber das Eis hat ihnen die Haut zerschnitten. Deshalb sind damals während dieses extremen Wetters fünf Glattschweinswale ums Leben gekommen, darunter zwei trächtige Weibchen. Ein weiteres Beispiel ist die extreme Dürre am Mittel- und Unterlauf des Yangtze im Mai dieses Jahres. Viele Seen sind ausgetrocknet, es gibt keine Fische mehr. Allerdings ist dies die Zeit, in der die Glattschweinswale ihre Jungen aufziehen. Wir fürchten, dass der globale Klimawandel häufiger zu solchen extremen Wetterperioden führt. Das wäre eine große Bedrohung für die Glattschweinswale."

Chinas Liste der bedrohten Tierarten ist seit 1989 nicht mehr aktualisiert worden. Dr. Hao zufolge haben er und seine Kollegen Vorschläge an den Staatsrat übermittelt. Wenn der Staatsrat zustimmt, wird die Liste aktualisiert und der Glattschweinswal steigt von Kategorie B in Kategorie A auf.

Aber kann eine neue Kategorie wirklich für mehr Schutz sorgen? Gewiss nicht. Der ausgestorbene Chinesische Flussdelfin gehörte zur Kategorie A, also zu den besonders geschützten Arten.

Yang Zhongcheng ist ein Mitglied des Umfrage-Teams. Als freiwilliger Umweltschützer glaubt er, für den Artenschutz im Yangtze aber auch der Schutz der Wasserressourcen bedarf es noch größerer Anstrengung.

„Der Weg des Umweltschutzes ist lang und steinig. Die Regierung macht etwas und die Bevölkerung unterstützt das. Aber für die Umsetzung von Gesetzen und Regulierungen braucht es einen Interessenausgleich der verschiedenen Beteiligten. Das ist sehr schwer. Aber immerhin, wir versuchen es. Und wir versuchen weiterhin alles zu tun, was wir können. Am Ende werden wir nicht bereuen, nichts getan zu haben."

Teamleiterin Hong Xiufeng sagt, es ist zu früh, um zu sagen wie sehr ihre Arbeit zu, Schutz der Glattschweinswale beitragen wird. Sie werden weiterhin für die Erneuerung einer sauberen Umwelt kämpfen, auch wenn das Projekt zu Ende gegangen ist. Nur so kann der Mutterfluss Chinas weiterhin seine Kinder aufziehen, seien es Menschen oder Tiere.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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