Die Luoba-Nationalität zählt zu den kleinsten nationalen Minderheiten in China. Im ganzen Land gibt es nur rund 3100 Luoba, 40 Prozent davon leben im Kreis Milin im Autonomen Gebiet Tibet. Früher hatten die Luoba kaum Kontakte mit anderen Nationalitäten. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebten ihre Stämme in der Endphase der Urgesellschaft und betrieben Brandrodung, jagten und sammelten Pflanzen und Früchte. Inzwischen gehen die Luoba der modernen Zeit entgegen. Eine wichtige Aufgabe der Luoba ist es, ihre eigene Kultur zu schützen und weiter zu entwickeln.
Das Dorf Caizhao liegt nur eine zehnminütige Autofahrt entfernt von der Kreisstadt Milin. Die meisten Dorfbewohner sind Angehörige der Luoba-Nationalität. Durch ein Bauprojekt im Jahr 2006 wurden die Wohnbedingungen der Dorfbewohner stark verbessert. Dafür gab die Regierung fünf Millionen Yuan RMB aus. Heute verfügt jede Familie über ein eigenes Haus. Die Infrastruktur wurde ebenfalls verbessert. Dawa ist seit über zwanzig Jahren Dorfbürgermeister. Über das heutige Leben der Luoba sagte er,
„Früher jagten wir in den Bergen und hatten nicht genügend Essen. Heute züchten die Dorfbewohner Schweine und bauen Getreide und Gemüse an. Das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf beträgt etwa 4000 Yuan RMB."
Die meisten Häuser im Dorf Caizhao sind aus Holz und haben ein violettes Dach. Jede Familie verfügt über ein Haus mit einer Fläche von über 100 Quadratmetern. Yaxia ist schon 100 Jahre alt. Sie ist zufrieden mit ihren Wohnbedingungen. Ihr Haus ist groß und hell. Im Garten sind verschiedene Blumen angepflanzt. Yaxia sagt, es sei sehr angenehm, hier zu wohnen.
Die Luoba singen gerne. In Festtagen singt Yaxia traditionell gekleidet auf der Bühne die alten Volkslieder. Die Luoba haben eigene Sprache, aber keine eigene Schrift. Die Volkslieder und die Geschichten der Nationalität werden von Generation zu Generation mündlich überliefert, Yaxia:
„Ich bringe den Kindern Volkslieder bei. Jetzt können sie gut singen."
Die Frauen sind geschickt im Weben. Die meisten Kleider weben sie selbst. Sie werden mit Muschelschalen geschmückt. Die Weberei der Luoba-Nationalität wurde im Jahr 2008 in die Liste des immateriellen Kulturerbes Chinas aufgenommen.
Die 27jährige Yadaer ist sehr geschickt. Sie hat von ihrer Großmutter das Weben erlernt.
„Ich habe im vergangenen Jahr angefangen, weben zu lernen. Am Anfang war es sehr schwer. Heute kann ich gut weben. Meine Tochter möchte es auch lernen. Aber sie ist noch zu klein."
In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung sich verstärkt darum bemüht, das immaterielle Kulturerbe zu schützen. Die in China fast unbekannte Luoba-Kultur hat dadurch mehr Chancen bekommen, sich zu präsentieren. Im vergangenen Jahr zeigten Frauen der Luoba-Nationalität auf der Shanghaier Expo ihre Trachten. Viele Touristen machten Fotos mit ihnen.
Im Kreis Milin wurde eine Gruppe zum Schutz der Luoba-Kultur gegründet. Die Mitglieder besuchen alte Künstler und sammeln Materialien über die Luoba- Kultur wie Trachten, Volkstanz und so weiter. Über diese Nationalität wurde das Buch, „Dashan Minzu", auf Deutsch „Die Nationalität in den Bergen" veröffentlicht. Darin werden die Geschichte, Bräuche und das moderne Leben der Luoba vorgestellt. In eine Ausstellungshalle über die Luoba-Kultur im Kreis Milin werden viele Gegenstände über die Produktion und das Leben der Luoba gezeigt. Bamajiacuo ist zuständig für den Schutz der Luoba-Kultur. Er sagt,
„Wir haben einen Kurs für Weberei errichtet. In der landwirtschaftlichen Nebensaison lernen die Menschen dort die Luoba-Weberei. Ich finde, wir müssen die Volkskultur schützen. Mit der Zeit werden die Künstler immer älter oder verlassen uns. Deshalb müssen wir uns beeilen."
Der Tourismus in Tibet boomt. Damit haben die Luoba mehr Gelegenheitenen, ihre Kultur zu zeigen. Seit 2007 wird in jedem Frühling in Nyingchi ein Kultur- und Tourismusfest der Luoba veranstaltet. Pferdrennen, Trachten und Spezialitäten der Luoba sind bei den Touristen sehr beliebt.