Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Das chinesische Mondfest und seine Legende
  2011-09-10 16:01:35  cri

„Zhong-Qiu-Jie" - das heißt auf Deutsch „Mitte-Herbst-Fest", bekannter ist freilich die Bezeichnung „Mondfest". Das Mondfest ist das zweitwichtigste traditionelle Fest in China. Es fällt auf den 15. Tag des achten Monats nach dem chinesischen Mondkalender. An diesem Tag essen die Chinesen Mondkuchen. Die Familienangehörigen kommen zusammen und genießen die Schönheit des Mondes. Im chinesischen Volksmund gibt es außerdem viele Legenden und Volkssagen rund um den Mond. Mehr über das Fest und die einschlägigen Legenden, Sitten und Gebräuche erfahren Sie gleich mit Liwen.

Im Herbst ist das Wetter in großen Teilen Chinas trocken und kühl. Der Vollmond scheint zu dieser Zeit immer besonders hell und groß zu sein. Dies ist zugleich auch ein Symbol für die Familienzusammenführung. Am Abend des Mondfestes sitzt die ganze Familie zusammen im Innenhof oder auf dem Balkon und genießt die herbstliche Kühle sowie den silbernen Mondschein.

Seit alters her pflegten die chinesischen Kaiser, im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond Opfer darzubringen. Dabei gilt der 15. August des chinesischen Mondkalenders als das ideale Datum für die Mond-Feierlichkeiten, weil der Mond an diesem Tag am vollsten ist.

Bereits seit dem Anfang der Tang-Dynastie, also um das Jahr 618 herum, wird dieser Tag in China gefeiert, - damals natürlich vor allem im kaiserlichen Hof. In der Ming- und Qingzeit, also vom 14. bis Anfang des 20.Jh., verbreitete sich dieses Fest immer mehr und gehört seither in China neben dem Frühlingsfest zu den wichtigsten volkstümlichen Festen.

Bis heute hat sich dabei der Brauch erhalten, dem Mond Opfer darzubringen. Deshalb wird das Fest auf Chinesisch auch als "Yue-Liang-Jie", also Mondfest, genannt. Und das ist nicht der einzige Name! Da der Vollmond in China auch das Zusammensein der Familie symbolisiert, heißt der Festtag ebenfalls "Tuan-Yuan-Jie", also Fest des Familientreffens.

Im Volksmund wird die Herkunft des chinesischen Mondfestes sehr phantastisch dargestellt. Viele Legenden sind dazu entstanden. Die berühmteste ist die Geschichte der Mondgöttin Chang'er.

Der Überlieferung zufolge war Chang'er ursprünglich die Nichte des Himmelsgottes und mit einem Unsterblichen namens Houyi verheiratet.

Beide führten ein glückliches Leben. In dieser Zeit standen zehn Sonnen am Himmel. Und es war so heiß, dass die Feldfrüchte auf der Erde welkten. Wildtiere und giftige Schlangen trieben überall ihr Unwesen. So beschloss der Himmelsgott, Houyi hinunter zur irdischen Welt zu entsenden. Er sollte neun der zehn Sonnen beseitigen, und Chang'er sollte ihm folgen.

Da Houyi für seine Mission lange Zeit auf den Feldern kämpfen mußte, fühlte sich Chang'er zu Hause sehr einsam. Sie vermisste ihr gewohntes Himmelsleben. Houyi dagegen wollte auf der irdischen Welt bleiben und dem Volk dienen. Um seine Frau zu überzeugen, bat Houyi bei der Göttin der Westlichen Wangmu um zwei Unsterblichkeitspillen, damit sie beide ewig auf der Erde zu bleiben könnten.

Aber für Chang'er war es eine große Verführung, das Leben weiterhin im Himmel zu führen. So schluckte sie an einem Vollmondabend am 15. Tag des achten Monats nach dem Mondkalender heimlich allein die beiden Pillen. Danach fühlte sie, wie ihr Körper federleicht wurde und sich in die Lüfte erhob.

Der Himmelsgott aber war böse über die heimliche Rückkehr Chang'ers in den Himmelspalast und verbannte sie zur Strafe für immer in einen Palast auf dem Mond, wo Chang'er seither ein trostloses Dasein fristete, begleitet nur von einem weißen Hasen, einer Kröte und einem hohen Osmanthus-Baum.

Soweit die Legenden und wir kommen zum kulinarischen Thema „Mondkuchen". Ohne Mondkuchen ist kein Mondfest komplett. Der Mondkuchen ist meist rundförmig wie der Vollmond und gilt ebenfalls als ein Symbol der Familieneintracht. Ursprünglich diente dieser Kuchen als Opfergabe - inzwischen ist er der unentbehrliche Leckerbissen und zugleich Geschenk zum Fest.

Die chinesischen Mondkuchen unterscheiden sich sehr stark nach Form, Füllung und Geschmack. Am bekanntesten und zugleich besonders markant sind die Mondkuchen aus den Städten Beijing und Tianjing, aus der Region Chaozhou sowie aus den Provinzen Guangdong und Jiangsu.

Die Mondkuchen aus Beijing und Tianjing sind normalerweise knusprig und mit Pflanzenöl bzw. vegetarischen Füllungen hergestellt. Der Mondkuchen aus Jiangsu dagegen ist weich und schmeckt süß und leicht fettig.

Der Guangdong-Mondkuchen wiederum ist für eine Vielzahl unterschiedlicher Füllungen bekannt - angefangen von Dattelpasten und Bohnenbrei bis zu Eigelb und Schweinefleisch. Der Chaozhou-Mondkuchen dagegen besticht durch ein zuckersüßes Inneres.

Mondkuchen sind inzwischen so beliebt, dass sie gern auch außerhalb der Festzeit verschlungen werden. Zumal die Qualität immer mehr verfeinert worden ist. Kurzum: Auch wenn's gerade einmal nichts Besonderes zu feiern gibt: Traditionelle chinesische Mondkuchen sind ein kulinarischer Hit, den sich auch China-Besucher nicht entgehen lassen sollten!

Das Mondfest ist wie gesagt ein Fest der Familie. Bei denjenigen, die zu diesem Anlass nicht nach Hause fahren können, ist das Heimweh natürlich besonders groß - so auch für die Figuren der Legenden Chang'e und Houyi und auch viele Chinesen von heute, die weit entfernt von zu Hause arbeiten oder studieren.

Das Mondfest ist also zum einen ein Tag des Zusammenseins, aber eben auch ein Tag des Vermissens. Für die jungen Chinesen, die in den 80er Jahren geboren wurden, ist es natürlich traurig, nicht bei der Familie sein zu können. Aber: Sie haben eine eigene, moderne Art, das Mondfest zu verbringen.

Der Student Li Huijun kann das Mondfest nicht zusammen mit seiner Familie verbringen. Seine Wünsche an Eltern und Freunde verschickt er via Internet. Dafür hat er eine elektronische Grußkarte vorbereitet, auf welcher seine Eltern sogar Fotos von ihm sehen können. Toll! Außerdem wird er elektronische „Mondkuchen" an seine ehemaligen Lehrer und Freunde schicken. Ja, daran wird wohl deutlich, dass wir in einem neuen Zeitalter angekommen sind. Wer nicht mit der Familie feiern kann, muss selbst etwas auf die Beine stellen. Kein Problem! Es gibt genug junge Leute, die zum Mondfest mit Freunden oder Kommilitonen zusammen eine Reise machen. Man kann sich auch im Internet umschauen. Manchmal wird online nach Leuten mit den gleichen Interessen gesucht. So kann man dann eventuell auch zusammen etwas machen.

Immer mehr Chinesen der jüngeren Generation feiern das Mondfest heute mit Grußworten per SMS oder Email. Man kann sogar eine spezielle Mondfest-Melodie im Handy einstellen, die erklingt, wenn Anrufer darauf warten, dass jemand ans Telefon geht. Es gibt viele Möglichkeiten. Durch diese natürliche Entwicklung erfährt das traditionelle Mondfest eine Modernisierung. Trotzdem folgen einige junge Leute noch den alten Bräuchen. Sie tragen beispielsweise die traditionelle chinesische Kleidung „Hanfu" und nehmen an der Opferzeremonie für die Göttin des Mondes teil. Bei Mondschein Gedichte vortragen, ja, diese Tradition ist wohl für viele auch noch sehr attraktiv!

Das Mondfest hat zwar seinen Ursprung in China, in den vergangenen Jahrhunderten wurde es aber auch in den Nachbarländern populärer. Heute ist das Mondfest auch ein traditionelles Fest in Japan, Vietnam und auf der koreanischen Halbinsel.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China