Die Ein-Kind-Politik wurde in China vor über 30 Jahren eingeführt. Die ersten Jahrgänge sind mittlerweile erwachsen geworden und werden selbst zu Eltern.
Und sie beginnen zu merken, dass die Kindererziehung sich viel schwieriger gestaltet, als anfangs gedacht.
Frau Song ist Lehrerin an einer Grundschule in der Provinz Shandong. Seit der Geburt ihrer Tochter im vergangenen Jahr hat sie sich ganz der Erziehung ihrer Tochter gewidmet und ihre Wochenenden, ihre ganze Freizeit und ihr Freundeskreis eingebüßt.
Und auch ihre Eltern konnten ihr nicht ausreichend bei der Erziehung helfen.
Da ist sie auf eine Idee gekommen:
„Ich hoffe, dass ich eine Familie mit einem Kind finden kann, das genauso alt ist wie meine Tochter. Dann können die beiden Kinder miteinander spielen und ihre Eltern sich mit der Betreuung abwechseln. So könnten die Eltern mehr Zeit für sich haben."
Die Idee nennt sich „Baby-Gemeisnchaft". Familien mit Kleinkindern können Gruppen bilden und am Wochenende oder während des Urlaubs abwechselnd die Kinder betreuen. Doch steht ein eindeutiges Urteil noch aus:
„A: Ich kann schon mein eigenes Kind nicht gut genug betreuen, geschweige denn zwei oder mehr andere Kinder. Was wird passieren, wenn das Kind fremder Eltern zufällig hinfällt? Ich will keine solche Verantwortung übernehmen.
B: Durch die Baby-Gemeisnchaften können mein Mann und ich mehr Zeit haben, um ins Kino zu gehen oder etwas tun, was wir gerne tun."
C: Es ist okay für mich, solange es nur vorübergehend ist. Aber auf lange Zeit würde ich solches Verhalten nicht unterstützen. Fremden Eltern vertraue ich nicht."
Ungeachtet der unterschiedlichen Ansichten hat eine „Baby-Gemeinschaft" in der Stadt Ningbo bereits knapp zwei Jahre durchgehalten.
Im Gegensatz zu den Eltern, die keine Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern, sind diese Mütter aus Ningbo entweder Hausfrauen oder sie arbeiten freiberuflich.
Wu Wenying, die Mutter von Jiujiu, sagt, dass das gemeinsame Babysitten der Entwicklung ihrer Tochter hilft.
„Für uns bedeuten die Baby-Gemeinschaften nicht, dass wir unsere Kinder einfach ins Haus anderer Familie schicken und sie dort für mehrere Tage wohnen lassen. In der Regel begleiten wir unsere Kinder in die andere Familie und lassen die Kinder miteinander spielen. Die Mütter passen gemeinsam auf die Kinder auf und beobachten, worüber die Kinder denken und was sie möchten. So können die Eltern miteinander diskutieren, wie man seine Kinder besser erzieht."
Wu Wenying erklärt, dass die Kinder nach dem Kindergarten in das Haus einer Familie gebracht werden. Am Abend gehen sie zurück nach Hause. Und in der Ferienzeit werden sie auch am Tag miteinander spielen.
Hu Fang, die Mutter von Chichi, sagt, dass das gemeinsame Spielen die Kommunikationsfähigkeit ihres Sohnes verbessert hat.
„Wenn das Kind nur mit seinen Cousins und Cousinen spielt, dann lebt es wie ein Fisch in einem Aquarium. Das Wasser fließt nicht. Aber wenn es mit verschiedenen Kindern spielen kann, lebt es wie in einem Fluss, in dem es viele verschiedene Dinge erleben kann. Ich denke, das ist sehr gut für seine sozialen Fähigkeiten in der Zukunft."
Die Expertin für Vorschulerziehung, Huang Yilin, betont, dass gemeinsames Babysitten nur vorteilhaft ist, wenn alle Eltern die Kinder zusammen betreuen können.
„Erstens bieten die Baby-Gemeinschaften für das einzige Kind der Familie eine sichere Umgebung, in der es lernen kann, wie es mit anderen auskommt. Zweitens können die Eltern dadurch ihre Zeit sinnvoll planen. Zum Beispiel, wenn eine Mutter sich sehr gut auf Geschichtenerzählen versteht und die andere Mutter sehr gut kochen kann, dann können sie die Aufgaben untereinander aufteilen und gut zusammenarbeiten."
Frau Huang mahnt die Eltern, eine Übereinkunft zu erzielen, wie sie handeln, wenn die Kindern untereinander streiten.
Allerdings ist die Expertin nicht allzu optimistisch über das Konzept, wenn die Eltern abwechselnd die Verantwortung für alle Kinder übernehmen. Es sei den, die staatlichen Behörden würden den Eltern unter die Hände greifen.
„Es ist ähnlich wie bei der Kinderbetreuung in einigen Gemeinden im Ausland. Wenn eine Mutter in der Gemeinde Kinder liebt und Zeit hat, anderen Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder zu helfen, kann sie bei der Regierung eine Genehmigung einholen. Und die Regierung wird von ihr verlangen, dass sie ein fachgerechtes Training erhält."
Sie fügt hinzu, dass das Betreuen von Kindern eine anspruchsvolle Aufgabe ist und dass Eltern, die die Verantwortung für mehrere und noch dazu fremde Kinder übernehmen, ausreichend qualifiziert sein müssen.
Übersetzt von Zheng An