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Mit Koryo Tours ins mysteriöse Nordkorea
  2011-08-26 17:04:48  cri

Es gibt kaum ein Land, über das im Ausland so wenig bekannt ist wie die Demokratische Volksrepublik Korea. Das in Beijing beheimatete Reiseunternehmen Koryo Tours ermöglicht den Touristen einen Einblick ins mysteriöse Nordkorea, und bringt zugleich seine Bewohner dem Rest der Welt näher.

Amanda Carr arbeitet als Reiseleiterin für Koryo Tours. Sie ist gerade erst von ihrer elften Reise aus Nordkorea zurückgekehrt. „Es ist schon ziemlich anders als in den westlichen Medien beschrieben", meint sie. „Die Touristen sagen nach ihrer Reise vor allem, dass die Menschen in Nordkorea freundlich seien, und dass sie das nicht erwartet hätten."

Nach einer Reise nach Nordkorea sieht man die Welt mit anderen Augen. Was die ausländischen Besucher im Norden der koreanischen Halbinsel zu sehen kriegen, ist eine etwas andere Interpretation der Geschichte als man sie vom Westen her kennt. „Ihre Version ist völlig anders als das, was wir lernen", sagt Carr. „Man muss sich damit nicht einverstanden erklären. Aber einfach mal hinzugehen und sich das Ganze mit eigenen Augen anzuschauen, lohnt sich. Und es hilft, das Land besser zu verstehen."

Nordkorea hat sich ausländischen Touristen erstmals im Jahr 1987 geöffnet. Sechs Jahre später gründeten die beiden Briten Nick Bonner und Josh Greene das Reiseunternehmen Koryo Tours, um Touristen einen Einblick in das Land zu ermöglichen. „Koryo" ist auch der Name der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft. Wie Bonner betont, haben die beiden Unternehmen außer dem gleichen Namen allerdings nichts miteinander zu tun. „Koryo" ist ursprünglich die Bezeichnung einer berühmten Königsdynastie, während der auf der koreanischen Halbinsel Frieden herrschte.

Seit seiner Gründung im Jahr 1993 ist Koryo Tours stark gewachsen. Das Unternehmen bietet nicht nur Reisen nach Nordkorea an, sondern ist auch in diverse kulturelle Austauschprogramme involviert. Koryo Tours offeriert seinen Kunden zwei Optionen: Option eins ist das Reisen in einer Gruppe. Option zwei ist eine individuell maßgeschneiderte Tour. In beiden Fällen werden die Touristen von zwei nordkoreanischen Reiseführern begleitet. Im Normalfall von einem Mann und einer Frau. Wer sich für eine Gruppenreise entscheidet, wird zusätzlich zu den nordkoreanischen Reiseführern immer von mindestens einem Mitglied von Koryo Tours begleitet.

Die meisten Touristen bevorzugen das Reisen in der Gruppe – vor allem aus Kostengründen.

Mit nur zehn Angestellten ist Koryo Tours trotz gut laufendem Geschäft ein relativ kleines Unternehmen. Laut Firmengründer Bonner soll das auch so bleiben: „Wir beteiligen uns nie nur wegen des Profits an einem Projekt. Wir sind fast so was wie ein Familienunternehmen. Wir tun die Dinge, die uns gefallen. Und wir führen Projekte durch, von denen wir überzeugt sind."

Projekte, an welche die Mitarbeiter von Koryo Tours glauben, beinhalten immer ein Engagement in Nordkorea. An diesem Prinzip orientiert sich auch das Tagesgeschäft des kleinen Reisebüros. Koryo Tours organisiert seine Touren in Zusammenarbeit mit einem nordkoreanischen Partner. „Wir arbeiten sehr eng mit Nordkoreanern zusammen", bestätigt Bonner, und weist darauf hin, dass Objektivität ein ganz wichtiger Bestandteil der täglichen Kommunikation ist.

Im Jahr 2010 reisten 1.300 Touristen mit Koryo Tours nach Nordkorea. Zwar ist der Kontakt zwischen den ausländischen Touristen und den Einheimischen nach wie vor relativ gering, der Einfluss des Tourismus nimmt aber trotzdem immer mehr zu. Als Beispiel nennt Bonner die wachsende Zahl der Nordkoreaner, die Englisch lernen, und nach Geschäftsmöglichkeiten suchen.

Mehr Möglichkeiten für die nordkoreanische Seite zu schaffen, ist denn auch eines der Hauptziele von Koryo Tours. „An jedem Ort, der für ausländische Touristen geöffnet wird, versuchen wir den Touristen mehr Sehenswürdigkeiten und mehr Aktivitäten mit Einheimischen anzubieten, um die Interaktion und den Austausch zu fördern", so Amanda Carr.

Geschäftliche Hindernisse gibt es auf beiden Seiten der Grenze. Mit großer Sorgfalt ist es Bonner im Laufe der Zeit gelungen, ein Vertrauensverhältnis mit seinen Partnern in Nordkorea aufzubauen: „Es geht um Vertrauen, und ums Wort halten. Das ist das Wichtigste mit Nordkorea. Wenn du ein Versprechen machst, dann musst du es auch halten. Denn die Nordkoreaner müssen eine ganze Menge an Vorarbeit leisten."

Zur Förderung der grenzüberschreitenden Kommunikation organisiert Koryo Tours eine Reihe von Kulturveranstaltungen und Austauschprojekte. Im Rahmen eines Projekts besuchen internationale Schulen vom chinesischen Festland und aus Hongkong Schulen in Nordkorea. Die in der Regel 16 bis 18 Jahre alten Schüler unterhalten sich mit ihren nordkoreanischen Altersgenossen auf Englisch. Um ihnen einen Eindruck von der Außenwelt zu vermitteln, führen sie zudem kulturelle Vorführungen aus ihren Heimatländern auf. Eine Schule aus Hongkong nimmt schon seit fünf Jahren an diesem Austauschprojekt teil.

Auch der Sport spielt eine wichtige Rolle im Kulturaustausch von Koryo Tours. Zur Feier des zehnjährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Nordkorea im Jahr 2010 organisierte Koryo Tours zusammen mit der britischen Botschaft zwei Fußball-Freundschaftsspiele zwischen den Frauen des FC Middlesbrough und einer nordkoreanischen Auswahl. Die beiden Spiele wurden von etwa 6.000 Zuschauern verfolgt, und in den Tagen danach im nordkoreanischen Staatsfernsehen ausgestrahlt. Obwohl die Frauen von Middlesbrough beide Spiele verloren, wurden sie vom Publikum mit frenetischem Beifall bedacht. Hanna Barraclough von Koryo Tours war im Stadion dabei: „Am Ende der beiden Spiele rannten die Mädchen Hände schüttelnd auf dem Platz herum. Die Zuschauer feuerten sie dabei lautstark an, als wären sie Stars."

Bonner ist auch ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, um Nordkorea auch jenen Leuten näher zu bringen, für die eine Reise ins Land selber nicht möglich ist. So amtete er beispielsweise als Co-Produzent für den Dokumentarfilm „The Game of their Lives". Der Film zeigt, wie der krasse Außenseiter Nordkorea an der Fußball-WM 1966 völlig überraschend den zweifachen Weltmeister Italien besiegt und als erste asiatische Mannschaft überhaupt ins Viertelfinale einzieht. Für Bonner ist dieser Überraschungserfolg „der größte Schock in der Geschichte der Fußball-WM".

Bonner wirkte auch bei den beiden Filmen „A State of Mind" und „Crossing the Line" mit. „A State of Mind" handelt von zwei Mädchen, die sich auf die Massenspiele in Pjöngjang vorbereiten. „Crossing the Line" erzählt die Geschichte eines US-Soldaten, der während dem Kalten Krieg zur nordkoreanischen Armee überläuft. Eine romantische Komödie, bei der auch Bonner mit von der Partie ist, wird gerade gedreht.

Wenn Bonner nicht gerade mit Filmen beschäftigt ist, organisiert er Ausstellungen über nordkoreanische Kunst wie an der diesjährigen „Asia-Pacific Triennial" im australischen Brisbane: „In Brisbane war nordkoreanische Kunst für die Öffentlichkeit zum ersten Mal wirklich zugänglich."

Bei seinen Ausstellungen geht es Bonner in erster Linie darum, mit falschen Vorurteilen aufzuräumen: „Künstler aus Nordkorea werden von den westlichen Medien typischerweise als Propaganda-Künstler ohne eigene Fantasie abgetan. Nach Jahren der Zusammenarbeit mit ihnen ist mir klar geworden, dass diese Künstler Werke von großer Vollkommenheit und Individualität schaffen können."

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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