Sie haben bestimmt  „Mein Weg aus dem Dunkel", das berühmte Buch der taubstummen US-Schriftstellerin Helen Keller gelesen – oder zumindest davon gehört. Mithilfe ihres starken Willens konnte sie ihre körperliche Behinderung überwinden und sich für die Wohlfahrt und Bildung von Blinden einsetzen. Ihre Geschichte ermutigt immer noch Menschen auf der ganzen Welt, das Leben zu respektieren und zu lieben. In China eifern ihr einige Dutzend Behinderte nach, die mit Unterstützung eines Freiwilligen an Büchern über ihren eigenen Kampf gegen das Schicksal arbeiten. Zhang Danuo ist derjenige, der ihnen dies ermöglicht und daher die Hauptfigur unserer heutigen Sendung.

Das war Zhang Yuncheng, der sehr schwer an Myasthenia gravis erkrankt ist. Er wurde 1980 in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang geboren. Aufgrund seiner Krankheit konnte er nur einen einzigen Tag zur Schule gehen. Da er gerne Zeitung liest, hatte er schon lange den Traum „Schriftsteller" zu werden. Doch seine Krankheit verschlimmerte sich zusehends. Mit 16 Jahren konnte er nur noch stehen, aber nicht mehr gehen. In seiner Verzweiflung schrieb er einen Brief an die Redaktion der „Heilongjiang Zeitung für Rundfunk und Fernsehen". Diese stellte den Kontakt zu Zhang Danuo her, der sein Schicksal verändern sollte.

Zhang Danuo wurde 1972 geboren und beendete 1993 sein Studium der chinesischen Literatur an der Universität von Heilongjiang. Danach arbeitete als Redakteur bei der „Heilongjiang Zeitung für Rundfunk und Fernsehen". Einmal interviewte er eine Freiwilligen-Organisation und war fasziniert von deren „uneigennütziger Arbeit". Auch er fing an, sich ehrenamtlich zu engagieren, sein Mitgefühl und sein soziales Verantwortungsgefühl wuchsen. Just zu dieser Zeit erhielt er den Brief von Zhang Yuncheng.

„Er drückte im Brief sehr verwirrte Gefühle aus, zum einen waren es Gedanken über Selbstmord, zum anderen der Wunsch, Schriftsteller zu werden. Es tat mir in der Seele weh und ich ermutigte ihn. Eigentlich hatte ich nicht vor, dass daraus ein Buch entsteht. Ich wollte ihm nur helfen, seinen Traum zu verwirklichen. Ich stellte ihm Aufgaben, bei denen er nicht darauf achten sollte, was er schreibt. Das Thema war seine Krankheit. Er schrieb darüber und schließlich ist dabei der Entwurf eines Buches herausgekommen."

Zhang Yuncheng schrieb seine Texte, obwohl er nur noch Zeigefinger und Mittelfinger benutzen konnte. Während dieser Zeit stand er in ständigem Briefkontakt zu Zhang Danuo, der ihn unterstütze und ermutigte. Nach vielen Korrekturarbeiten stellte er schließlich sein 170.000 Schriftzeichen starkes Werk fertig. Im April 2003 veröffentlichte der Li-Fluss-Verlag aus dem Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität Zhang Yuchengs Buch „Wenn ich nur drei Tage lang laufen könnte". Es löste ein großes Echo aus, Medien und Gesellschaft waren bewegt von seinem Kampf gegen die schwere Krankheit. Wegen des Erfolgs seines Buches wurde er mit dem Titel „Wichtiger Jugendlicher 2003" ausgezeichnet und in den „Schriftstellerverband Heilongjiang" aufgenommen.

Zhang Danuo zog 2003 von Heilongjiang nach Beijing, um dort beim „International Herald Leader" als Journalist zu arbeiten. In seiner Freizeit setzte er sein ehrenamtliches Engagement fort und besuchte Senioren im Songtang Pflegeheim. Er machte sich in dieser Zeit viele Notizen über seine Erfahrungen und Gefühle. 2006 wurde Zhang zu einem der „Zehn wichtigsten Freiwilligen Beijings" gewählt. 2008 nahm er als Freiwilliger an den Olympischen Spielen und den Paralympics teil. Während seiner Arbeit in Beijing kam Zhang Danuo in Kontakt zu einigen Behinderten, deren Leben dem von Zhang Yuncheng ähnelte. Auch sie ermutigte er, zu schreiben und gab ihnen das Buch von Zhang Yuncheng und ihre Briefwechsel zu lesen. Nach und nach kam Zhang Danuo auf die Idee, den 80 Millionen Behinderten in China mit der Buch-Serie „Herzepos der Benachteiligten" eine Stimme zu geben.

„Ein Behinderter schreibt ein Buch, das seinen Ursprung in seinem Leiden hat und anderen Hoffnung gibt. Dadurch können Behinderte, besonders Kinder und Jugendliche, ihre Seele nähren."

Nach den Paralympics hat Zhang Danuo, mit Unterstützung seiner Frau, seine Arbeit als Journalist aufgegeben und engagiert sich seitdem nur noch ehrenamtlich. Einmal pro Woche hilft er bei der Leitung der Arbeit über Sterbehilfe im „Beratungsservicezentrum für Lebensfürsorge des Xicheng-Bezirks Beijing". In der verbleibenden Zeit schreibt er an seinem „Herzepos".

Im September 2010 veröffentlichte Frau Qiao Ye, eine Schülerin von Zhang Danuo, in Shanxi das Buch „Meine linke Hand stützt deine rechte Hand". Es ist bereits das dritte Buch, das einer von Zhang Danuos Schülern veröffentlicht. Zurzeit unterrichtet er 40 Behinderte aus 20 Provinzen, autonomen Gebieten und regierungsunmittelbaren Städten per Telefon und Internet und es sollen weitere 40 Bücher erscheinen.

Über seine Freiwilligenarbeit sagt Zhang:

„Ehrenamtliche Arbeit ist nicht so einfach, wie man glaubt! Wenn man sie langfristig macht, merkt man, was für eine tolle Sache das ist! Wenn man seinen Bereich findet und zugleich Klugheit, Willen und Belastbarkeit verbindet, dann hat man Erfolg mit einer Sache, Leidenschaft, Glück und Freude. Wenn man daran wirklich mit dem Herzen festhält, wird man es bestimmt fühlen."

Übersetzt von Zhong Xi