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Schattenspiel – die traditionelle Volkskunst Chinas
  2011-08-05 14:53:52  cri

Der Kreis Huaxian in der Provinz Shaanxi gilt als der Geburtsort des chinesischen Schattenspiels. Die Kunstform ist vor rund 1000 Jahren entstanden und hat sich mit den Mongolen in der ganzen Welt verbreitet. Dort wurde es unter dem Namen „chinesisches Schattenlicht" berühmt. Doch heute blickt das Schattenspiel einer ungewissen Zukunft entgegen und läuft Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. In dem Guanzhong-Museum für Volkskunde in der Stadt Xi'an wird versucht, die alte Kunst am Leben zu erhalten.

In dem großen Haus wird die lokale Volkskultur präsentiert. Aber hier versammelt sich auch das Ensemble von Jiang Jianhe, dem letzten Träger der Schattenspiel-Kunst.

Das Vorbereiten des Schattenspiels ist in erster Linie mühevolle Arbeit. Man muss zunächst die Figuren zeichnen, das Leder auswählen, ausschneiden, zusammennähen, die Farben auftragen. Und um die Schatten der Figuren auf einem Tuch zum Leben zu erwecken, braucht man fünf bis sechst Menschen, die sie bewegen und singen.

Mit 13 begann Jiang Jianhe die alte Kunst vom Schattenspiel zu erlernen. Jeden Tag rannte er über 30 Kilometer zum Haus seines Meisters. Nach zwei Jahren begann er mit dem Singen. In den nächsten 30 Jahren hat er alles andere gelernt.

„Damals ging ich nicht zur Schule, ich hab nur das gelernt. Ich liebe es. Wenn man diese Sache nicht aufrichtig liebt, dann wird man es auch nicht lernen können."

Jiangs Liebe zum Schattenspiel kam von seinem Vater. Er war früher in einem Schattenspiel-Verein tätig und organisierte die Vorführungen. Jiang war von klein auf von Schatten umgeben.

„Wohin auch die Spieltruppe ging, immer hat mein Vater mich auf seinem Fahrrad mitgenommen."

Und das Schattenspiel hat Jiang nie losgelassen. Das Guanzhong-Museum wurde vor eineinhalb Jahren errichtet und lud Jiang Jianhe und seine Gruppe zu Aufführungen ein. Häufig spielen acht oder zehn Mal an einem Tag, wofür es auch ein festgelegtes Honorar gibt. Da die meisten früher einfach in ihrem Dorf in der Freizeit gesungen haben, sind sie mit der jetzigen Situation sehr zufrieden.

„Essen und Wohnen ist mit dabei. Und die Künstler kriegen jeden Monat ein Gehalt. Diese alten Künstler kriegen jeden Monat zwischen 1.500 und 1.600 Yuan. Ich als Gruppenleiter krieg ein bisschen mehr, 2.000 Yuan."

Nur eines macht Jiang ein wenig traurig. Denn die junge Generation will nicht mehr Schattenspiel lernen und es weitergeben.

„Weil es keinen Gewinn bringt, arbeiten die Jungen als Lohnarbeiter. Dort können sie jeden Tag 70 bis 80 Yuan verdienen."

Jiang sagt, dass man mindestens zwei bis drei Jahre braucht, um das Schattenspiel zu lernen. Davor gibt es kein Lohn und kann sich nicht selbst ernähern.

In der Wirklichkeit wird das Schattenspiel seit langem von keinem mehr weitergegeben. Um die Kunstform zu schützen und zu erhalten wurde auch das Museum gegründet. Liu Pengfei ist im Museum für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Da die alten Künstler zuvor keine Möglichkeit hatten, ihre Kunst zu zeigen, hat man sie in das Museum eingeladen. Und so eine langfristige Plattform geboten.

„Das Museum gibt ihnen Löhne und hilft ihnen, aber es braucht auch die Aufmerksamkeit der Gesellschaft. Ohne die geht es bei einem privat betriebenen Museum nicht."

Immerhin hat die stabile langfristige Perspektive Jiang Jinbo, den Sohn von Jiang Jianhe, überzeugt, das Handwerk des Schattenspiels zu erlernen.

Jiang Jinbo ist jetzt 18. Für ihn war das Schattenspiel nichts Besonderes. Wie viel Altersgenossen hat er Figuren für das Schattenspiel gefertigt, doch war es für ihn eher ein Nebeneinkommen als echte Leidenschaft.

„Mit dem Schnitzen kann man in einem Jahr viel verdienen. Aber das Lernen vom Schattenspiel dauert viele Jahre."

Jiang Jinbo ist wahrscheinlich der einzige Junge in Xi'an, der Schattenspiel lernt. Seine Mitschüler haben sich oft über ihn lustig gemacht.

Für einen 18-jährigen Jungen in der heutigen Zeit war es tatsächlich schwer, diese jahrhundertealte chinesische Kunstform zu lernen.

„Ich kann es gar nicht verstehen. Es ist einzigartig, aber nur wenige junge Leute interessieren sich dafür."

Doch Professor Li Kai, der Senator des Vereins für Volkskunst der Provinz Shaanxi ist, hat eine andere Meinung. Seiner Meinung nach hat der Niedergang des Schattenspiels mit dem Mangel an Beachtung und Schutz zu tun.

„Wir haben keine Bedingungen geschaffen. Sie soll von der Regierung unterstützt werden und die Gesellschaft soll ihr auch Aufmerksamkeit schenken. Allmählich findet es bei den Menschen Geschmack. Wir können nicht jede Person zwingen, es zu mögen. Aber manche lieben es bestimmt. Für unser kulturelles Erbe und das Weitergeben der Kultur sollen wir uns darum bemühen, das Schattenspiel zu fördern."

Der Schutz von Kultur ist für die Zukunft der nationalen Entwicklung entscheidend. Duan Xiannian ist der stellvertretende Bürgermeister von Xi'an. Er verspricht das Schattenspiel zu fördern, auch wenn nur wenige sich professionell damit beschäftigen.

„Wir treiben die Subventionen mit allen Kräften voran. Das nationale immaterielle Kulturerbe wird auf allen Ebenen subventioniert und auch ihre Träger."

Duan erkannt an, dass aufgrund der schwierigen finanziellen Lage nur 4.000 Yuan für Subventionen an Verfügung stehen. Doch wenn sogar die eigenen Kinder nicht an der Kunstform interessiert sind, dann sollte man schon nach dem Grund fragen. Er sagt:

„Jedes Erbe muss in der Moderne verankert sein. Wenn du eigensinnig am Alten festhältst, dann wirst du keine Zukunft haben. Auch Volkskünstler sollen Wege finden, wie man moderne Elemente ins Schattenspiel einbaut oder wie man es mit modernen Elementen vermischen kann. Fortschritt und Innovation sind wichtig."

Auf jeden Fall kann Jiang Jinbo nun als der jüngste Träger von Schattenspiel gelten. Früher wollte er Fotographie lernen. Doch hat ihn seit Vater überzeugt, sich der alten Tradition zu widmen. Und obwohl er einer unsicheren Zukunft entgegenblickt, wird er seine Pflicht zum Weitegeben der Kunst erfüllen.

Übersetzt von Zhong Xi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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