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Yixing und das rote Porzellan
  2011-07-18 16:48:36  cri
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Yixing ist eine kreisfreie Stadt in der ostchinesischen Provinz Jiangsu und befindet sich im Verwaltungsgebiet der bezirksfreien Stadt Wuxi. Wuxi ist in ganz China für seine „Drei Kostbarkeiten" berühmt: Die Tonfiguren von Huishan, die Perlen des Taihu-Sees sowie die Tonwaren aus Yixing. Die auch als „rote Porzellane" oder Zisha-Tonwaren bezeichneten Stücke erfreuten sich besonders unter den chinesischen Gelehrten größter Beliebtheit. Im folgenden Beitrag wollen wir uns nun mit den Tonwaren aus Yixing beschäftigen.

Die ersten Keramiken im Bereich des heutigen Yixing lassen sich bereits für das Neolithikum vor 5.000 Jahren nachweisen. Bis in die Han-Dynastie vor mehr als 2.000 Jahren hinein wurden hier in großem Stil Tonwaren für den alltäglichen Gebrauch hergestellt. Der Keramiker Sun Dingpu (孙鼎朴) stammt aus Wuxi und gibt uns einen kurzen Überblick:

„Wie archäologische Funde belegen, ist die Herstellung von Tonwaren aus Zisha, also einer brockenförmigen Tonerde von rotbrauner bis purpurbrauner Farbe, bis hin in die Han-Dynastie zurückzuverfolgen. Dieser Ton stammt aus der Gegend Yixings und ist nur hier zu finden. "

Nach schriftlichen Überlieferungen soll zur Zeit der Ming-Dynastie im 14. Jahrhundert ein namentlich unbenannter Mönch im Jinsha-Tempel die ersten Teekannen aus hiesigem Ton getöpfert haben. Dabei stellte er zuerst einen runden Torso her, bevor er die zuvor angefertigten Henkel, Deckel und die Tülle ansetzte. Nach dem Lufttrocknen des Tons wurden die Teekannen dann gebrannt. Wie Herr Sun erläutert, ist das Herstellungsverfahren einer Yixing-Teekanne hochgradig kompliziert. Das Töpfern einer einzigen qualitativ hochwertigen Kanne umfasst den Einsatz von 70 bis 80 Werkzeugen. Da der Zisha-Ton ein atmungsaktives Material ist, nehmen die Kannen relativ schnell den Geschmack des Tees an. Das bedeutet, dass das Aroma des Tees mit dem zunehmendem Gebrauch der Kanne immer besser wird.

„Der Zisha-Ton weist einen hohen Eisengehalt auf. Das wirkt sich positiv auf das Aroma des Tees aus."

Wie Herr Sun weiterhin erklärt, gilt es bei der Zubereitung von Tee in einer Kanne aus Yixing zwei Dinge zu beachten: Die Kanne müsse gut gepflegt werden und die Teeplätter sollten vor dem Aufguss gründlich gewaschen werden.

„Die Teekanne zu pflegen heißt vor allem, sie mit Tee zu begießen. Die Kanne setzt über einen längeren Zeitraum eine Patina an, und Tee und Kanne werden eins. Das Waschen der Teeblätter soll Beimischungen verhindern und das Aroma der Teeblätter verbessern."

Aufgrund der im Ton von Yixing enthaltenen Mineralien lässt der Brennprozess zahlreiche farbliche Gestaltungsmöglichkeiten zu. Fachleute können allein durch die Kontrolle des Brennvorgangs Einfluss auf die Farbe der Töpferwaren nehmen. Das Farbspektrum reicht dabei von einfacher Sandfarbe über Zinnober, Violett und Smaragdgrün bis hin zu Weiß, Schwarz oder Grau. Darüber hinaus lässt sich der hiesige Ton gut verarbeiten, weshalb die Yixing-Teekannen in den unterschiedlichsten Formen anzutreffen sind. Grundsätzlich lassen sie sich in drei Gruppen unterteilen: Nachbildungen von antiken Gegenständen wie Bronzeglocken oder Ritualgefäßen, der Natur entliehene Formen wie Pflanzen, Früchte oder knorrige Äste und schließlich rein geometrische Formen. Letztere können eine runde, zylindrische oder auch rechteckige Gestalt aufweisen. Der Teegenuss galt in China seit jeher als ein Zeichen des raffinierten und kultivierten Lebens. Die geschickte Kombination der Teekanne mit weiteren Elementen der traditionellen chinesischen Kunst wie der Kalligraphie, der Malerei oder der Siegelschnitzerei machen das Teetrinken zu einem besonderen Sinneserlebnis.

Herr Sun ist eigentlich als Siegelschnitzer berühmt und hat sich lange Zeit mit dem Buddhismus auseinandergesetzt. In den vergangenen Jahren hat er in Zusammenarbeit mit einigen Keramikern 108 Zisha-Teekannen in verschiedenen Formen hergestellt. Anschließend ritzten sie in den Boden einer jeden Kanne einen buddhistischen Lehrsatz, der der Form der Kanne am ehesten zu entsprechen schien. So solle man während des Teegenusses zu Kontemplationen über das Leben angeregt werden, wie Sun Dingpu erklärt.

„Der Buddhismus kennt 108 Leiden, die ein Mensch erdulden muss. Wir nehmen Tee aus 108 Teekannen mit einem buddhistischen Lehrsatz zu uns, um uns in gewissem Maße von den Leiden des Lebens zu befreien. Wir gewinnen die Fähigkeit, mit den Veränderungen des Lebens umgehen zu können."

Neben der Herstellung von Teekannen arbeitet Herr Sun auch mit einigen Teehändlern aus Taiwan zusammen, um den speziellen „Ziegeltee" zu produzieren. Hierfür werden Pu-Err-Teeblätter nach dem Pflücken kurz gedämpft, sofort getrocknet und dann zu ziegelförmigen Blöcken gepresst. Abschließend werden auf den Ziegeln buddhistische Lehrsätze eingeprägt. Hierzu erläutert Sun Dingpu:

„Eine wichtige Lehre, die ich aus der Herstellung von Kannen ziehen konnte, ist es, dass man ein guter Mensch sein sollte. Man muss nicht unbedingt etwas Großartiges leisten, sollte aber kleine Beiträge zum Leben und Arbeiten anderer Menschen leisten. Ich arbeite mit Teehändlern aus Taiwan zusammen und fördere damit gleichzeitig den kulturellen Austausch zwischen den beiden Seiten der Taiwan-Straße."

Die Werbungen, die man entlang der Straßen in Yixing zu Gesicht bekommt, sind sichtbarer Ausdruck des Stolzes, den die Anwohner gegenüber ihren besonderen Töpferwaren empfinden. So heißt es etwa nicht ohne Augenzwinkern: „Die Welt kennt nur eine Sorte Teekannen aus rotem Ton, und sie alle heißen Yixing-Tonwaren."

Übersetzt von Huhao

Gesprochen von Lü Xiqian

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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