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Die Yong-Oper und ihr beschwerlicher Weg zu altem Glanz
  2011-07-16 16:31:23  cri
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Was Sie soeben hörten, war ein Ausschnitt aus einer Yong-Oper des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität. Diese inzwischen 200 Jahre alte Opernform ist eine Besonderheit der Stadt Nanning. Hierauf verweist auch der Name der Oper, der sich von der alten Bezeichnung Nannings als „Yongzhou" ableitet. Auch in den konkreten Darbietungen spielt der lokale Einfluss eine große Rolle, da die Texte im Dialekt vorgetragen werden. Die Oper tauchte während der Qing-Dynastie auf und breitete sich bis nach Vietnam aus. Im Jahre 2007 wurde die Yong-Oper schließlich in die staatliche Liste des chinesischen immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Hong Jue hat sich ganz der Erforschung der Yong-Oper verschrieben.

„Die Qiyang-Oper, die von der Xiang-Oper aus der südchinesischen Provinz Hunan stammt, verbreitete sich während der Qing-Dynastie im heutigen Guangxi. Später benannte man sie in Gui-Oper um. Im Süden Guangxis entwickelte sich diese Gui-Oper dann durch den Einfluss des lokalen Dialektes zur Yong-Oper, die für die Stadt Nanning einzigartig ist."

Im Februar 2011 wurde in Nanning ein Ausstellungszentrum für diesen Opernstil eröffnet. Damit rückte die Yong-Oper erneut ins Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung, nachdem sie für nahezu 40 Jahre dem Vergessen anheim gefallen war. Hong Qi ist die staatlich ernannte Bewahrerin der lokalen Oper. Sie hat sowohl Blüte als auch Niedergang der Yong-Oper erlebt und kann ihre Emotionen vor dem Hintergrund der momentanen Entwicklung kaum verbergen.

Um die schon einmal verloren geglaubte Kunst weiterzuentwickeln, hatte der Literaturverband Guangxi 1950 entschieden, Hong Qis Vater Hong Gaoming den Auftrag zur Bildung einer Yong-Operngruppe zu übertragen. Allerdings waren die Darsteller jener Zeit zumeist völlig unbekannt. Hong Gaoming blieb daher nichts anderes übrig, als die Straßen der Stadt abzulaufen und sich nach dem Verbleib der einzelnen Schauspieler zu erkundigen. Hong Qi erinnert sich für uns an diese Zeit:

„Damals war die Volksrepublik gerade erst gegründet worden. Mein Vater suchte selbst auf dem Land nach den Künstlern. Viele Künstler verkauften zu jener Zigarettenstummel oder bettelten auf der Straße."

Nach großen Mühen war die Nanninger Yong-Operngruppe im Januar 1951 schließlich vollzählig. Die Künstler hatten kein leichtes Leben. Ihre Kleidung war abgenutzt und die Bühnen nur provisorisch aus Stroh errichtet worden. Doch trotz dieser widrigen Umstände waren die Künstler zufrieden, dienten sie doch fortan als „Guerillakünstler" der Yong-Oper. Die Besonderheiten der Oper von Nanning entfallen vor allem auf die Arien sowie die Darstellungsweise, namentlich die Kung Fu-Einlagen, die der südlichen Schule zuzuordnen sind, wie uns Hong Qi erklärt. Dieser Schule ist unter anderem die Verwendung echter Speere und Schwerter eigen. Ohne eine gute Technik sind die Künstler dementsprechend kaum in der Lage, die Aufführungen zu meistern. Neben dem Kung Fu zählt die Veränderung der Gesichtsfarbe „Bian Lian", das „Spiel mit dem Stoßzahn", „Shua Liao Ya", sowie das Zerschlagen von Möbeln, das „Za Lan Tai", zu den Besonderheiten der Yong-Oper. Hong Qi erinnert sich an die größten Meister dieser Darstellungskünste:

„Der berühmte Künstler Li Mingyang erreichte die Veränderung seiner Gesichtsfarbe ohne Kosmetik nur mit reiner Atemkontrolle. Er ließ sein Gesicht rot anlaufen und sah aus wie betrunken oder wütend. Er konnte sein Gesicht auch aschfahl werden lassen, so dass sich jeder Mensch fürchtete. Meister Liu San war für sein gutes Kung Fu beim Za Lan Tai berühmt. Stellte man ihm drei Tische und einen Stuhl nebeneinander auf die Bühne, so konnte er alle mit einem Mal zerschlagen."

Zu ihrem einjährigen Jubiläum nahm die Nanninger Yong-Operngruppe 1952 an den Darbietungen südchinesischer Opernstile in Wuhan teil. Sie traten mit den Theaterstücken „Lan Ma Guo Guan" und „Li Huai Mai Jian" an und erzielten große Erfolge, wodurch diese zwei Opern schlagartig berühmt wurden. Während der 1960er Jahre trat die Yong-Oper in eine Zeit der erneuten Blüte ein. Wie sich Hong Qi entsinnt, trat die Gruppe damals an sieben Tage pro Woche auf, wobei die 1.100 Sitzplätze des Theaters nahezu immer besetzt waren. Hieran lässt sich ablesen, welch große Bedeutung die Yong-Oper für die Anwohner Nannings einst spielte.

„Damals haben wir jeden Tag Stücke aufgeführt. Das Schauspielhaus war stets voller Zuschauer. Einige Zuschauer kamen sogar noch vor Tagesanbruch, um sich Eintrittskarten zu sichern."

Hierin bestärkt sie der Yong-Forscher Hong Jue:

„Im 20. Jahrhundert war die Yong-Oper in Nanning sehr bekannt. Fast jeder Bürger in Nanning konnte ein oder zwei Sätze einer Yong-Oper singen, so etwas wie "Da Wang Chu Lai Wu Gui Kan, Wo De Er Zi Zai Liang Pang"."

Doch mit der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung steuerte die Oper auf eine tiefe Krise zu. Während der 70er und 80er Jahre bestanden kaum noch Verbindungen zwischen dem Leben der Darsteller wie Hong Qi und ihrer alten Kunst. Ihren Traum von einer Wiederbelebung der Yong-Oper und einer Weiterführung dieser alten Tradition durch junge Generationen gaben sie jedoch nicht auf. Schließlich, nach langem Warten, wurde die Nanninger Yong-Operngruppe 2007 erneut ins Leben gerufen. Bereits im Folgejahr fand die Yong-Oper Eingang in die staatliche Liste des immateriellen Kulturerbes. Hong Qi zeigt sich daher zuversichtlich und hegt große Hoffnungen für die weitere Entwicklung der Oper. Allerdings leben heute nur noch wenige der einstigen Darsteller, und die meisten unter ihnen sind ihrer Kunst seit Jahrzehnten nicht nachgegangen. Nun gilt es, den dringendsten Problemen Abhilfe zu schaffen. Beispielsweise beherrschen heute nur wenige Menschen den Dialekt, der während der Vorführungen verwendet wird. Nachwuchskünstler stoßen daher schnell auf sprachliche Barrieren beim Erlernen der Opern. Es obliegt daher den alten Schauspielern, ihnen die nötigen Techniken beizubringen. Jung und Alt hoffen dabei auf eine bessere Zukunft für die Yong-Oper und vertrauen darauf, dass der Aufschwung dieser Theaterkunst eine wichtige Rolle beim kulturellen Austausch mit dem Ausland spielen könnte.

Abschließend teilt uns Hong Qi mit:

„Ich bin inzwischen fast 70. Wenn ich innerhalb der kommenden Jahre nicht zum Erhalt der Yong-Oper beitrage, werde ich mich schuldig fühlen. Ich hoffe darauf, dass noch mehr Studenten bei uns in die Lehre gehen und sich von der Oper begeistern lassen, um sie für die Folgegenerationen zu bewahren."

Übersetzt von Zheng An

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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