Die Longmen-Grotten befinden sich 12 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Luoyang in der Provinz Henan. Sie liegen auf beiden Seiten der Longmen-Schlucht, die vom Fluss Yishui geteilt wird. Ab der Tang-Zeit wird diese Gegend als Longmen, also ein Drachentor, bezeichnet. Durch ihre günstige Verkehrslage, die Nähe zu der alten Hauptstadt von Luoyang und die Art der Felsen war die Schlucht als ein Platz für sakrale Kunst prädestiniert.
Zusammen mit den Mogao-Grotten in Dunhuang und den Yungang-Grotten in Datong werden die Longmen-Grotten als „Die drei großen Schatzkammer von Steinschnitzkunst Chinas" bezeichnet. Die Anfänge der Skulpturen von Longmen gehen auf die Zeit des Kaisers Xiaowendi der Nördlichen Wei-Dynastie zurück, der zwischen 471 und 477 herrschte. Die letzten Grotten wurden jedoch ganze 400 Jahre später vollendet. Das Areal erstreckt sich in einer Länge von einen Kilometer von Norden nach Süden. In insgesamt mehr als 1300 Grotten gibt es exakt 2345 Gebetsnischen, 3600 Werke von Kalligraphie und Schnitzkunst, 50 Pagoden und über 97.000 Buddhafiguren. Die berühmtesten Anlagen sind die mittlere Binyang-Grotte, der Fengxian-Tempel und die Grotte Guyang.
Die mittlere Binyang-Grotte ist das best erhaltene Beispiel der Steinkunst der Nördlichen Wei-Dynastie (386 bis 512 nach unserer Zeitrechnung). Die Fertigstellung der Grotte hat 24 Jahre gedauert. Es ist somit die Grotte mit der längsten Bauzeit. Insgesamt stehen in der Grotte elf große Buddhastatuen. Die fein ausgearbeiteten Züge und der natürliche Gesichtsausdruck des Buddha Schakjamuni gilt als ein Meisterwerk der religiösen Kunst der damaligen Zeit. Die Statue wird von zwei Steinlöwen bewacht. Und an der Seite leisten dem Buddha zwei seiner Jünger und zwei Bodhisattvas Gesellschaft. An den Wänden stellt ein Relief die Jünger beim Empfangen der buddhistischen Doktrin dar.
Der Fengxian-Tempel ist die größte Grotte in Longmen. Sie ist für die Kunst der Tang-Zeit repräsentativ. Die Skulpturenkomposition des Tempels ist über 30 Meter lang und ebenso breit. Sie gilt als vollkommen in ihrer künstlerischer Ganzheit. Die Hauptstatue Lucanabuddha ist 17 Meter hoch und dennoch filigran und lebendig. Die wissenden Augen des Buddha blicken auf die Betenden hinunter und ziehen sie in ihren Bann.
Die Guyang-Grotte ist die erste Grotte von Longmen und gilt als repräsentativ für die Kunstform der Nördlichen Wei. Besonderes Merkmal der Guyang-Grotte sind die zahlreichen Nischen, die mit einer Buddhastatue und Kalligraphien versehen sind, die den Namen der Bildhauer und den Anlass des Werks erläutern. Sie ist eine unschätzbare Quelle für die Erforschung von Kalligraphie- und Schnitzereikunst der damaligen Zeit.
Doch sind die Grotten von Longmen mehr als ein bloßes Freilichtmuseum für Steinschnitzkunst. Durch ihr Vermächtnis können wir viel über die Religion, Kunst, Kalligraphie, Musik, Kleidung, Medizin, Architektur und den Austausch zwischen China und Ausland im ersten Jahrtausend nach unserer Zeitrechnung erfahren.
Am 30. November 2000 wurden die Longmen-Grotten in die Liste des „Weltkulturerbes" aufgenommen. Die Kommission der UNESCO hat sie wie folgt beschrieben: „Die Grotten und Nischen von Longmen sind bestes Beispiel für die bildende Kunst Chinas in der Zeit von der späten Nördlichen Wei bis zur Tang-Dynastie. Die detaillierten Darstellungen von buddhistischen Stoffen stellen den Höhepunkt der chinesischen Steinskulpturen dar".
Übersetzt von Zhong Xi