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Tourismus statt Industrie – Shuimo erfindet sich neu
  2011-05-23 11:09:11  cri
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Song Xiangli lebt schon seit fast vierzig Jahren in der Gemeinde Shuimo. Als sie zum ersten Mal durch die komplett neu gebaute Chanshou-Straße im Zentrum von Shuimo schlenderte, verlor sie beinahe die Orientierung. Die nagelneuen Häuser im traditionellen Baustil der Qiang-Minorität, die charakteristischen schwarzen Dachziegel, die Wasserrinen entlang der Straße, die Steinhäuser – nichts erinnerte Song Xiangli mehr ans Shuimo vor dem Erdbeben mit seiner durch die Industrie verpestete Luft und dem Gestank von Abwasser.

„In unserer Kindheit wohnten wir auch in solchen Holzhäusern, aber in nicht so schönen wie diesen. Die Verzierungen an den Türen und Fenstern der Häuser sind sehr schön und unterscheiden sich von einander. Unmittelbar nach der Fertigstellung der Häuser kamen wir zurück, um sie uns anzusehen. Aber wir fanden die Haustür nicht mehr. Shuimo wurde sehr schön wieder aufgebaut. Wir Einheimischen genießen den schönen Anblick genauso wie die Touristen aus Nah und Fern."

Shuimo liegt im autonomen Bezirk Aba in der Provinz Sichuan. Vor dem verheerenden Wenchuan-Erdbeben im Mai 2008 war die 90 Quadratkilometer große Gemeinde ein schmutziger Industrieort. Nicht weniger als 60 Betriebe belasteten damals die Umwelt. Die Einwohner von Shuimo beschwerten sich oft über die schlechte Luft. Sogar auf dem Gemüse war des Öfteren eine dicke Staubschicht zu sehen.

„Man kann sich gar nicht vorstellen, wie Shuimo früher war. Überall gab es Schornsteine. Schon am frühen Morgen war unser Balkon mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Jedes Mal, wenn es regnete, waren die Straßen voller Schlamm."

Das Erdbeben der Stärke 8,0 auf der Richterskala legte Shuimo innerhalb von wenigen Minuten in Schutt und Asche. Beim Wiederaufbau setzte die Lokalregierung voll auf den Tourismus. Als Vorbild für die neue Strategie diente die Sanierungspolitik der entwickelten Küstenregionen im Osten des Landes. Dazu Gemeindevorsteherin Lin Bo:

„Die Stadt Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong hat uns beim Wiederaufbau geholfen. Foshan stand uns bei der Ausarbeitung der neuen Strategie zur Seite. Betriebe mit hoher Umweltbelastung haben wir verlegt. Im ehemaligen Industrieviertel haben wir die pädagogische Fachhochschule gebaut. Wir wollen Shuimo von einem Industriestandort in einen Tourismus- und Bildungsstandort verwandeln."

Die umweltverschmutzenden Fabriken mit ihren schlotenden Schornsteinen wurden aus der Stadt verbannt. Der Himmel ist nun wieder blau, die Luft sauber – sehr zur Freude von Song Xiangli und der anderen Bewohner von Shuimo:

„Wir alle hier sind sehr froh über die großen Veränderungen. Wir haben nun wieder Lust auf Freizeitvergnügen wie den gemeinsamen Guozhuang-Tanz."

Nur drei Jahre nach dem zerstörerischen Erdbeben ist Shuimo komplett wieder aufgebaut – inklusive Schulen und Kliniken. Fabriken sieht man hingegen keine mehr. Um der Bevölkerung eine neue Lebensgrundlage zu bieten, hat sich die Gemeinderegierung für den Tourismus entschieden, einen Entwicklungsweg, den schon viele Orte im Perlflussdelta erfolgreich gegangen sind.

Um Touristen anzuziehen, wurde Shuimo in ein bewohntes Freilichtmuseum verwandelt. Quer durch das neue Shuimo verläuft die Chanshou-Straße. Sie wird auf beiden Seiten von Holzhäusern im Baustil der Qiang gesäumt. Wo einst Fabriken die Umwelt verschmutzten, buhlen heute Restaurants, Pensionen und Souvenirläden um Kundschaft. Gemeindevorsteher Lin Bo erklärt das Konzept der Chanshou-Straße mit ihren zahlreichen Geschäften:

„Infolge des Erdbebens haben viele Bauern ihr Land verloren. Die Frage lautete also: wie können sie ihren Lebensunterhalt verdienen? Wir konzipierten die Häuser daher so, dass sie von ihren Bewohnern sowohl als Unterkunft als auch als Geschäft genutzt werden können. Jedes Haus ist gleichzeitig auch ein Laden. An der Vorderseite ist jeweils das Geschäft der Familie untergebracht. So kann der Tourismus gefördert werden. Die Frage des Lebensunterhalts ist damit auch gelöst."

Vor dem Erdbeben arbeitete Song Xiangli in der Hüttenindustrie. Sie war damals weder mit ihrem Einkommen noch mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden. Seit Fertigstellung der Chanshou-Straße betreibt sie ein Restaurant. Ihr Geschäft läuft immer besser:

„Die Häuser, die für uns neu gebaut wurden, sind so elegant und schön, dass wir uns nicht auswärts auf Stellensuche begeben wollen. Heute kommen an einem einzigen Tag mehr Menschen hierher als früher in einem ganzen Jahr. Besonders am Mittag gehen die Geschäfte gut. Unser Einkommen hat sich verdoppelt."

Song Xiangli und ihre Familie bilden bei weitem keine Ausnahme. Noch erfolgreicher war bisher ihr Nachbar Ying Tanghui. Die 300.000 Yuan RMB, die er in sein Restaurant „Lao Ren Cun" investierte, hatte er bereits nach einem Jahr wieder amortisiert.

Gemeindevorsteher Lin Bo ist mit dem Erreichten noch längst nicht zufrieden. Vor allem in der umliegenden Bergregion sieht er noch gewaltiges wirtschaftliches Potential:

„Wir werden in Zukunft nicht nur den Tourismus, das Bildungswesen und den Wohnungsbau fördern, sondern unser Augenmerk auf die höher gelegenen Bergregionen richten. In diesen Regionen bauen wir Tee und Kiwis an. Zudem züchten wir dort Fasane und Schweine. Diese Ressourcen erlauben uns eine umfassende Entwicklung sowohl in der Gemeinde selbst als auch in der umliegenden Bergregion."

Shuimo ist in nur drei Jahren aus den Trümmern auferstanden. Die kleine Gemeinde im Westen Sichuans hat in dieser kurzen Zeitspanne geschafft, wofür andere Orte nur träumen können. In Anbetracht dieses unglaublichen Fortschritts darf man schon jetzt gespannt sein, wo Shuimo wirtschaftlich in drei Jahren stehen wird.

Übersetzt und gesprochen von Qiu Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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