Am 28. März 1900 entdeckte der schwedische Forscher Sven Hedin das längst vergessene Loulan im Nordwesten Chinas. Die Mauern der ehemaligen Königstadt waren zu diesem Zeitpunkt fast vollständig vom Wüstensand bedeckt.
Loulan liegt im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Vom Glanz der einstigen Oasenstadt ist jedoch nicht mehr viel geblieben. Sogar der See Lop Nor, an dessen Nordwestufer sie liegt, ist heute gänzlich versiegt. Aufgrund ihrer geografischen Lage war Loulan in ihrer Blütezeit eine der wichtigsten Städte entlang der Seidenstraße. In Loulan konnten die Kamele zum letzten Mal vor der Durchquerung der Taklamakan-Wüste getränkt werden. Heute ist die einst letzte Oasenstadt vor der Wüste selbst zur Einöde geworden. Wo einst der König von Shanshan und seine Untertanen lebten, ist es absolut menschenleer und still.
In Chinas Nordwesten dominieren heute Wüstengebiete. Im zweiten Jahrhundert vor Christus sah die Landschaft dort freilich noch völlig anders aus. Bis ins fünfte Jahrhundert nach Christus herrschte ein feuchtes Klima mit hohen Temperaturen und starken Niederschlägen. Die Zuflüsse zum Lop Nor führten viel Wasser, und der See selbst bot beste Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die reichen Wasservorkommen bildeten die Grundlage zum rasanten Aufstieg der Stadt Loulan.
Bis zu seiner Entmachtung durch das chinesische Kaiserreich wurde das Königreich Shanshan von Loulan aus regiert. Infolge seiner wichtigen geografischen Lage avancierte Loulan rasch zu einer wichtigen Handelsstadt entlang der Seidenstraße. Historischen Quellen zufolge gehörte Loulan im zweiten Jahrhundert vor Christus zu den bekanntesten Städten Westchinas.
Nach einer Blütezeit von fast 600 Jahren verschwand das mächtige Königreich mit seiner Hauptstadt Loulan aber wieder komplett von der Landkarte. Über die Gründe für seinen plötzlichen Untergang streiten die Forscher noch heute.
Archäologische Fundgegenstände deuten darauf hin, dass ein Klimawandel zum plötzlichen Niedergang von Loulan geführt hat. Durch diesen unerwarteten Klimawechsel trockneten die Flüsse und Oasen in und um Loulan rasch aus. Ohne Süßwasser verlor die Stadt alsbald ihre Existenzberechtigung als Warenumschlagplatz. Die Leute wanderten scharenweise ab und der Wüstensand legte sich allmählich sanft wie ein Schleier über die Geisterstadt bis Sven Hedin und seine Karawane im Jahr 1900 eintrafen und sie aus der Vergessenheit zurückholten.
Übersetzt von Zheng An