Es ist der 11. April, morgens um 8 Uhr. Der 30-jährige Guan Yingbin macht sich auf den Weg von Chengdu nach Daguan, einem Dorf in der Stadt Dujiangyan in Sichuan. Der Arbeitstag des Stadtplaners beginnt.
Um 8 Uhr 40 erreicht Zhang Yingbin den Bahnhof von Chengdu und wartet auf die S-Bahn nach Dujiangyan. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung dauert die Fahrt nur 35 Minuten. Gelbe Rapsfelder in voller Blüte ziehen am Fenster der S-Bahn vorbei. Guan öffnet seinen Laptop und bereit sich auf seinen Arbeitstag vor.
Dujiangyan befindet sich 50 Kilometer westlich von Chengdu. Die Stadt ist vor allem wegen ihres Bewässerungssystems aus der Qin-Dynastie (221-207 vor unserer Zeitrechnung) bekannt. 2008 wurde jedoch auch Dujiangyan von dem Erdbeben der Stärke 8,0 auf der Richterskala erschüttert. Um nach der Naturkatastrophe so schnell wie möglich mit dem Wiederaufbau zu beginnen, hat man in Dujiangyan mit vielen chinesischen und ausländischen Projektplanungsinstituten zusammengearbeitet. Seit 2010 sind zudem mehrere Stadtplaner angestellt, um geplante Bauprojekte zu überprüfen. Guan Yingbin ist einer von ihnen.
„Im November 2010 haben wir mit der Arbeit hier angefangen. Als Stadtplaner sind wir hauptsächlich dafür zuständig, die Bauprojekte zu überprüfen. Die Behörde für Stadtplanung muss bei der Baugenehmigung unsere Meinung berücksichtigen. Wir Stadtplaner haben ein so genanntes „Vetorecht" und versuchen, die Bauprojekte von Anfang an zu kontrollieren, um spätere Probleme zu vermeiden."
Guan Yingbin arbeitet eigentlich als Ingenieur im Chengduer Büro des Tongji-Stadtplanungsinstituts aus Shanghai. Seitdem er als Stadtplaner angestellt wurde, arbeitet jede Woche zwei Tage in der Gemeinde Daguan in Dujiangyan. Zu seinen Aufgaben gehören einerseits die genaue Überprüfung aller neuen Bauten im Dorf und andererseits das Befragen der Bauern zum Wiederaufbau.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es in den meisten chinesischen Dörfern keine einheitliche Planung für Bauvorhaben. Die Einwohner bauten ihre Häuser nach ihren eigenen Willen. Nach dem Erdbeben 2008 schenkte die Lokalregierung Sichuans der Stadtplanung mehr Aufmerksamkeit. Außer der Qualität muss nun bei Bauvorhaben in Dörfern auch die Gestaltung, die Funktion sowie die Umwelt berücksichtigt werden. Stadtplaner helfen, das Design und die Qualität der Bauernhäuser zu kontrollieren.
Am 11. April überprüft Guan zwei Bauprojekte: das geplante Bürogebäude der Regierung Daguans und eine Wirtschaftszone in Hetang. Guan deutet auf den Boden, der bereits planiert worden ist, und erzählt:
„Durch den schnellen Wiederaufbau nach dem Erdbeben sind Wohnungen für Bauern kein großes Problem mehr. Nun denken wir mehr über das Leben der Bauern, über ihre Arbeit und ihre zukünftige Entwicklung nach. Früher lebten die meisten Bauer in der westlichen Ebene Sichuans vom Tourismus auf dem Land. Deshalb gab es zwischen ihnen starke Konkurrenz. Beim Wiederaufbau überlegen wir, ob wir diese Entwicklung vermeiden können. Wir planen, Einrichtungen zur Unterstützung der Wirtschaft, wie beispielsweise Hotels zu bauen. So sollen den Bauern neue Entwicklungsmöglichkeiten gegeben werden. Auch ihr Einkommen wird dadurch erhöht. "
Nachdem Guan den Standort des neuen Bürogebäudes überprüft hat, geht er in das Büro von Jiang Zhu, der stellvertretenden Bürgermeisterin Daguans und diskutierte mit ihm über den Bauplan.
Zu Guans Arbeit gehört auch, die Meinungen der Bauern über Bauprojekte zu sammeln. Heute besucht er die Familie des Bauern Li Guoqiang. Dabei sagt Li
„Ich schlage vor, dass sich alle Bürger in Daguan am Wiederaufbau beteiligen. Sie wissen, wegen des Umzugs nach dem Erdbeben bekommen umgesiedelte Bürger in Daguan als Entschädigung eine Fläche von acht Quadratmetern. Wenn diese Flächen in die Wirtschaftszone eingeplant werden, beteiligen sich fast alle Bürger an diesem Projekt. "
Über die Funktion der Stadtplaner sagt Jiang Zhu von der Dorfverwaltung Daguan:
„Die Dorfplaner haben viele gute Vorschläge gemacht. Sie haben einen sehr großen Beitrag zu Daguans Wiederaufbau geleistet."
Übersetzt von Hu Hao
Gesprochen von Liwen