Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Die Blüte der buddhistischen Plastik in China - die Grotten von Dazu
  2011-05-06 15:32:17  cri

Der Kreis Dazu befindet sich unweit der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing im Südwesten Chinas. Bekannt ist er für seine Steinskulpturen. In der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes heißt es über diese Sehenswürdigkeiten: In den steilen Felswänden im Kreis Dazu hat sich eine Reihe unvergleichbarer Bildhauereien erhalten. Die Geschichte der hier zugänglichen Steinskulpturen reicht über eintausend Jahre zurück. Weltberühmtheit erlangten die Dazu-Grotten aufgrund ihrer hohen künstlerischen Qualität und ihres vielfältigen Themenspektrums. Beispielsweise wird das Alltagsleben der Chinesen zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert gezeigt.

Von den acht buddhistisch inspirierten Grotten der Welt, die sich auf der Liste des Weltkulturerbes finden lassen, befinden sich vier in China. Dabei handelt es sich um die Mogao-Grotten in Dunhuang, die Longmen-Grotten in Luoyang, die Yungang-Grotten von Datong sowie eben jene in Dazu. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass sich drei dieser Grotten in Nordchina befinden – allein die Grotten von Dazu liegen im Süden des Landes.

Frau Hu Rong ist die Vize-Direktorin des örtlichen Grottenmuseums und gleichzeitig eine der maßgeblichen Experten in diesem Bereich. In ihren Augen stellen die Skulpturen von Dazu eine der weltweit höchsten Entwicklungen der Grottenkunst dar. Doch mehr noch, für sie markieren die Dazu-Grotten auch die Blüte der buddhistischen Kunst in China.

„Die Grotten von Dunhuang, Yungang und Longmen sind älter als die Bildhauereien in Dazu. Die frühsten Steinskulpturen in Dazu wurden zwar schon im Jahre 650 während der Tang-Dynastie angefertigt, aber die Boomzeit fällt in die Song-Dynastie. Damit waren die Dazu-Grotten eines der letzten Bauprojekte der buddhistischen Grottenkunst Chinas. Es gibt auf der Welt insgesamt acht berühmte Grotten, anhand derer sich die ganze Entwicklungsgeschichte des Buddhismus ablesen lässt. Die vier chinesischen Grotten offenbaren uns die Entwicklung der buddhistischen Kunst in China, in der die Dazu-Grotten das letzte Kapitel darstellen."

Die frühsten Bauarbeiten an den Skulpturen begannen im Jahre 650 während der frühen Tang-Dynastie und dauerten bis zum Ende des chinesischen Kaiserreiches an. Insgesamt verteilen sich in Dazu 50.000 Statuen und Reliefs auf 75 voneinander abgegrenzte Positionen. Die bedeutendsten Werke befinden sich an den Felswänden des Baoding, Beishan, Nanshan, Shizhuan und des Shimen. Für die Anhänger des Bodhisattvas der Barmherzigkeit, Avalokiteshvara, ist der Baoding-Berg besonders zentral und nach dem Berg Emei die wichtigste Pilgerstätte. Dreimal jährlich versammeln sich hier Tausende von Gläubigen aus allen Teilen des Landes. Dabei wird schnell deutlich, warum der Baoding-Berg auch den Namen Xiang-Berg trägt – übersetzt bedeutet dieser zweite Name nämlich „Berg der brennenden Weihrauchstäbchen". Doch warum genau strömen an diesen drei Geburtstagen des Bodhisattvas so viele Gläubige zum Baoding-Berg? Nun, die Antwort auf diese Frage ist eine Staute des Bodhisattvas mit insgesamt 1.007 Händen, auch bekannt als tausendarmiger Avalokiteshvara. Heutzutage gilt sie als weitberühmtes Wunder der Skulpturkunst.

Liu Xiaomei arbeitet im Museum der Dazu-Grotten und kann uns die Besonderheiten dieser Statue erklären.

„Der tausendarmige Avalokiteshvara wird auf Chinesisch zumeist Guanyin genannt. Normalerweise hat eine Guanyin-Statue nur zehn Hände, die aber die Zahl Tausend evozieren. Diese Statue mit einer Fläche von 88 Quadratmetern ist allerdings die einzige echte Darstellung eines tausendarmigen Bodhisattvas in der ganzen Welt. Insgesamt verfügt sie über 1.007 Hände, wobei die einzelnen Hände ineinander übergehen und damit einen erstaunlichen visuellen Effekt hervorrufen."

Aufgrund dieser engen Verzahnung der Hände erinnert die Statue an einen Pfau mit aufgefächerter Schleppe. Der Eindrücklichkeit des Bildes kann man sich auch aus einiger Entfernung nicht erwehren. Dass die Statue trotz ihres Namens nicht genau 1.000 Hände aufweist, hat seinen guten Grund: Die Künstler wollten dem Betrachter damit andeuten, dass der Bodhisattva nicht etwa nur 1.000, sondern unzählige Hände habe. Auf diese Weise wird das grenzenlose Mitleid und die unbeschränkte Macht Avalokiteshvaras symbolisch zum Ausdruck gebracht.

Hinsichtlich ihrer Bekanntheit, ihrer räumlichen Größe sowie ihres Alters können sich die Grotten von Dazu kaum mit den drei anderen, berühmteren Grotten Chinas messen. Allerdings haben sie ihre ganz eigenen Besonderheiten, nach denen man in den übrigen Grotten vergeblich Ausschau hält. Im Gegensatz zu den üblichen Darstellungen lassen sich hier auch Szenen aus dem alltäglichen Leben der Bevölkerung vergangener Zeiten bestaunen. So befinden sich etwa in den Händen des tausendarmigen Avalokiteshvaras verschiedenste Handwerks- und Ackerbaugeräte sowie Waffen, die im südwestlichen China der Song-Dynastie üblich waren. Vielen Betrachtern fällt auf, dass ihnen die Darstellungen durchaus vertraut erscheinen. Dies lässt sich nicht nur auf die Anwesenheit der Geräte und Instrumente zurückführen.

Wie Liu Xiaomei erläutert, war der ursprünglich aus Indien stammende Buddhismus zur Zeit der Bauarbeiten an den Dazu-Grotten bereits eintausend Jahre in China verbreitet. Während der südlichen Song-Dynastie waren die Inhalte und Darstellungsweisen des lokalen Buddhismus daher bereits sinisiert.

„Der indische Buddhismus lehnte auch in seiner Frühphase in China jede Einmischung in irdische Angelegenheiten wie Familie und Staat ab. Doch mit der zunehmenden Verbreitung in China vermischte er sich immer mehr mit dem Konfuzianismus, und so entstand ein Buddhismus chinesischer Prägung. Diese Statue des Avalokiteshvara trägt bereits alle chinesischen Charakteristika in sich."

Angesichts der Steinskulpturen in Dazu kann der Besucher das Gedankengut des Buddhismus förmlich spüren und gleichzeitig die buddhistische Kunst genießen. Dabei lässt sich viel über die Techniken und die Weisheit vergangener Generationen erfahren. Und so verkörpert dieses wertvolle Kulturerbe auch heute noch die Errungenschaften einstiger Zeiten.

Übersetzt von Zheng An

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China