Xiang Cui hat bei dem Erdbeben in Wenchuan ihr Bein verloren. Die Zeit danach war für das Ehepaar sehr hart. Doch mittlerweile ist ihr Haus wieder aufgebaut und sie betreiben ein einfaches Imbisslokal. Es gibt noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, doch blickt das Ehepaar optimistisch in die Zukunft.
Die 47jährige Xiang Cui und ihr Mann Ren Chengman stehen beim Tagesanbruch auf und beginnen mit der Arbeit in ihrem kleinen Imbissladen. Nur sechs Rundtische haben in dem kleinen Raum Platz und auch das Essgeschirr ist sehr einfach. Xiang Cui hat bei dem großen Erdbeben von Wenchuan in 2008 ihr rechtes Bein verloren. Das hindert sie aber nicht daran, munter in der Küche zu arbeiten, Feuer anzumachen sowie Reis und Gemüse zu waschen. Für sie ist es der Beginn eines langen Arbeitstages.
Xiang Cui stammt aus dem Dorf Xiaohe in Sichuan. Das eigentlich idyllische und ruhige Dorf wurde bei dem großen Wenchuan-Erdbeben zerstört. In dem 300 Familien-Dorf kamen über 20 Menschen ums Leben, viele Häuser wurden zerstört. Auch das Haus von Xiang Cui wurde nicht verschont.
„Bei dem Erdbeben ist unser Haus einstürzt. Das Haus ist über mir zusammengebrochen und hat mich unter ihm begraben. Glücklicherweise konnte mein Mann raus laufen und mich herausziehen. Aber meine beiden Beine – eins wurde verbrüht und ein anderes gebrochen."
Nach der ersten Behandlung in der einfachen Klinik in dem Heimatdorf wurde die Frau in ein großes Krankenhaus nach Chongqing gebracht. Hier musste das rechte Bein von Xiang Cui amputiert werden. Für sie war es ein großer Schock. Glücklicherweise blieb ihr Mann immer bei ihr und kümmerte sich um sie.
„Am Anfang, im Krankenhaus, war sie bewusstlos. Nach dem Aufwachen hatte sie große Schmerzen. Ich habe ihr gesagt, jetzt hat sie sich schon verletzt, muss sich aber nach und nach erholen. Solange man noch lebt, muss man etwas tun."
Dank der Pflege ihres Mannes und der Hilfe des lokalen Behindertenvereins ist Xiang Cui wieder gesund geworden. Sie bekam eine Prothese und kehrte zurück nach Hause.
Obwohl die Regierung für die medizinische Behandlung im Krankenhaus in Chongqing und die Reisekosten aufgekommen ist, hatte das Paar große Geldsorgen. Und dabei hatten sie kein Dach über den Kopf mehr. Die Regierung hat zwar auch hier den Wiederaufbau organisiert und durchgeführt, doch mussten die Bewohner für die Baukosten selbst aufkommen.
„Für den Bau des neuen Hauses habe ich bei der Bank einen Kredit von 49 000 Yuan beantragt. Der läuft auf drei Jahre und ist zinslos. Zudem haben wir von der Regierung noch 20 000 Yuan für den Wiederaufbau des Hauses bekommen."
Eine andere Schwierigkeit war es, mit einer Prothese gehen zu lernen.
„In den ersten Monaten konnte ich nicht mit der Prothese gehen. Es hat sehr wehgetan. Nach und nach habe ich gelernt, auf einer flachen Straße zu gehen, aber weit komme ich auch nicht."
Im August 2010 wurde das Haus von Xiang Cui fertig gestellt. Heute sieht man ihr lachendes Gesicht vor der 90 Quadratmeter großen Wohnung.
„Die Wohnung haben wir selbst geweißelt. Ich habe Möbel gekauft, Vorhänge, Tische und Stuhle. In der eigenen Wohnung zu wohnen ist gleich viel gemütlicher."
Nachdem die Wohnung einzugsbereit war, wartete das nächste Problem auf die beiden. Wegen dem Bein konnte Xiang Cui nicht mehr auf dem Feld arbeiten. Nach langer Überlegung hat sich das Paar entschlossen, einen kleinen Imbiss zu eröffnen.
„Ich habe mir gedacht, ich muss ein kleines Geschäft eröffnen, um unser Leben etwas zu verbessern."
„Bei uns im Geschäft gibt es Nudeln, Wonton, Jiaozi, kalte Nudeln, Suppen, Reisgerichte, gebratenes Gemüse. Das wichtigste ist aber, dass sie alles selbst macht, ich bediene nur."
Im Februar 2010 hat die Familie Xiang Cui das erste Frühlingsfest in ihrer neuen Wohnung gefeiert. Ihr Sohn, der in der Stadt arbeitete und ihre verheiratete Tochter sind nach Xiaohe zurückgekehrt. Xiang Cui hat keine besonderen Vorbereitungen getroffen, nur ein Essen zubereitet. Aber die ganze Familie war sehr glücklich.
Nach dem Wenchuan-Erdbeben sind schon drei Jahre vergangen. Der kleine Laden von Xiang Cui wirft im Monat nicht mehr als 200 oder 300 Yuan ab. Doch klagt sie nicht über ihr Leben. Ihre Hauptsorge gilt ihrem Sohn, der in das Dorf zurückgekehrt ist und noch keine Frau fürs Leben gefunden hat. Doch was ihr Geschäft und das Leben in Xiaohe betrifft, so blickt das Ehepaar optimistisch in die Zukunft.
Übersetzt von Li Qian
Gesprochen von Xi Jing