Zwischen dem 21. und dem 28. April fand in der ostchinesischen Metropole Shanghai die 14. Internationale Automesse statt. In diesem Jahr konnten Besucher Exponate auf einer Gesamtfläche von 230.000 Quadratmetern begutachten. Im Vergleich zur letzten Messe entspricht dies einem Zuwachs von immerhin 35 Prozent. Insgesamt 2.000 in- und ausländische Aussteller aus mehr als 20 Ländern und Regionen präsentierten ihre Produkte.
„Ich finde das Auto ziemlich gut, es sieht schön aus und ist preiswert."
Herr Xia hat das Modell „Chuan Qi" des Herstellers Guangzhou Automobile schon seit einer ganzen Weile im Auge.
„Wir möchten demnächst ein Auto kaufen und hatten dabei an einen Preis von etwa 200.000 Yuan RMB gedacht. Dieses Auto hier kostet 150.000 Yuan, es ist also sehr günstig. Außerdem finde ich, dass es gut aussieht, viel besser als die importierten Autos."
Unter den Besuchern der Automesse Shanghai gibt es nicht wenige, die die Ansichten Herrn Xias teilen. Mit dem Ausbau ihrer Innovationsfähigkeit ist es den chinesischen Herstellern gelungen, immer mehr Verbraucher von sich und ihren Marken zu überzeugen.
Doch nicht nur die Großen unter den chinesischen Autoherstellern, sondern auch die Joint Ventures streben danach, die Entwicklung eigenständiger chinesischer Marken voranzutreiben. Auf diese Weise sollen Marktanteile im unteren und mittleren Preissegment hinzugewonnen werden. Zu diesem Zweck haben zahlreiche Joint Ventures Institutionen in China eingerichtet, die sich ausschließlich der Entwicklung von Eigenmarken widmen.
Nach Ansicht von Branchenkennern ist diese neue Marketingstrategie eine Anpassung der ausländischen Hersteller an den potentiellen Automarkt Chinas. Im Jahr 2010 belief sich die Anzahl der in China hergestellten Autos auf 23,5 Prozent der globalen Gesamtproduktion. Vor einem Jahrzehnt lag dieser Wert noch unter fünf Prozent. Damit ist China sowohl der größte Produktionsstandort als auch der größte Absatzmarkt für PKWs geworden.
Dennoch ist es den chinesischen Herstellern bisher nicht gelungen, die oberen Preissegmente für sich zu beanspruchen, da es ihnen an fortschrittlichen Technologien fehlt. Bisher fallen chinesische Fahrzeuge relativ günstig aus und werden daher vor allem in kleinen und mittelgroßen Städten verkauft. Das führt dazu, dass die Hersteller trotz hoher Verkaufszahlen nur beschränkte Gewinne verzeichnen können. Zu diesem Phänomen äußert sich der Vorstandsvorsitzende des chinesischen Autoherstellers Chang'an Automobile, Zhang Baolin, folgendermaßen:
„Offen gesagt, obwohl die Großstädte für uns sehr wichtig sind, gibt es dort viele Beschränkungen. Die Märkte sind auch weitestgehend gesättigt. Viele Automobilhersteller in China richten ihre Strategien daher auf die Mittel- und Kleinstädte aus."
Die Marke Geely ist eine der neu entwickelten Eigenmarken Chinas. Nach Auskunft eines Verantwortlichen von Geely würden sich den chinesischen Herstellern bei der Entwicklung von Eigenmarken viel mehr Vorteile eröffnen, als dies für Joint Ventures der Fall ist. Außerdem hätten die rein chinesischen Marken erheblich mehr Raum für ihre Entwicklung: Da sie sich noch in einem Reifungsprozess befinden, haben sie ausreichend Zeit, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Damit, so die Hoffnung, wird es für chinesische Marken zunehmend leichter, auch die Nachfrage in höheren Preissegmenten zu bedienen.
Nach entsprechenden Plänen soll sich der Anteil chinesischer Eigenentwicklungen am Automarkt innerhalb der nächsten fünf Jahre deutlich erhöhen. Das erklärte Ziel ist es, im Bereich der Privatfahrzeuge 50 Prozent des Marktes mit chinesischen Marken abzudecken. Gleichzeitig sollen sich die hiesigen Autohersteller verstärkt ausländischen Märkten zuwenden, anstatt sich nur auf den chinesischen Markt zu beschränken. Demnach soll der Export bis 2015 ein Zehntel der gesamten Absatzmenge der chinesischen Autoindustrie ausmachen.
Übersetzt von Liu Xinyue
Gesprochen von Li Yanping