Der Charme von Qingdao liegt vor allem in seiner faszinierenden Mischung aus alten Kolonialbauten und futuristischen Hochhäusern. Während die Altstadt von Gebäuden im deutschen Stil geprägt wird, ragt im Zentrum eine Skyline in den Himmel, die sich im internationalen Vergleich vor keiner Metropole fürchten muss.
Charakteristisch für Qingdao ist seine deutsche Vergangenheit. Noch heute sind die Spuren aus der deutschen Kolonialzeit unübersehbar. 1898 wurde die Hafenstadt in Shandong von Kaiser Wilhelm II. zur deutschen Kolonie erklärt und als Stadt nach deutschem Vorbild ausgebaut. Zwei Kirchen, ein Bahnhof, eine Brauerei sowie die Residenz des Gouverneurs erinnern noch heute an die deutsche Kolonialzeit. Die jetzige Stadtregierung betrachtet diese architektonischen Hinterlassenschaften als historischen Schatz, und pflegt ihn entsprechend.
Wie in Deutschland ist auch das Bild der Altstadt von Qingdao von roten Ziegeldächern und grünen Bäumen geprägt. In der Altstadt stehen noch knapp 300 Gebäude deutschen Baustils. Eines davon ist das Gefängnis aus dem Jahr 1900. Bei seinem Umbau im Jahr 2007 in ein Museum wurde darauf geachtet, die historische Bausubstanz so weit wie möglich zu erhalten.
Das Gefängnis ist nur ein Beispiel deutscher Architektur in Qingdao. Nach der Eroberung der Bucht von Jiaozhou durch deutsche Truppen im Jahr 1897 wurde in Qingdao ein komplettes Verwaltungssystem nach deutschem Vorbild errichtet. Dazu gehörten beispielsweise die Residenz für den Gouverneur, ein Gefängnis, eine Polizeiwache, ein Gericht und eine Kaserne. Zugleich wurden öffentliche Einrichtungen wie Banken, Konsulate und Schulen gebaut. Selbstverständlich durften auch die Villen für die neue Oberschicht aus Deutschland nicht fehlen.
Touristen aus Deutschland sind in Qingdao immer wieder über das vertraute Flair ihrer Heimat erstaunt. Im Unterschied zu den unzähligen historischen Bauten in Deutschland, die während dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt wurden, sind die im deutschen Stil errichteten Gebäude in Qingdao bestens erhalten. Ein gutes Beispiel hierfür ist der ehemalige Sitz des deutschen Gouverneurs. Das 4.000 Quadratmeter große und 30 Meter hohe festungsartige Gebäude aus dem Jahr 1930 verkörpert die deutsche Architekturkunst wie kein zweites Gebäude in Qingdao. Im Mai 1999 wurde es in ein Museum umgewandelt.
In den 1980er Jahren begann die Stadtverwaltung mit der Restaurierung der deutschen Bauten. Seither sind große Summen in den Denkmalschutz geflossen. Ein Drittel der deutschen Gebäude Qingdaos sind heute öffentlich zugänglich. Ein weiteres Drittel befindet sich in relativ gutem Zustand. Bei lediglich einem Drittel müssen noch gröbere Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden.
Bei ihren Bemühungen zum Schutz der Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit kann die Stadtregierung auch mit Unterstützung aus Deutschland rechnen. In den letzten Jahren sind zahlreiche Vertreter von deutschen Firmen und Institutionen nach Qingdao gekommen, um den lokalen Behörden beim Schutz der deutschen Baudenkmäler beratend zur Seite zu stehen. Die deutsche Seite hat viele Ideen in den Denkmalschutz eingebracht, von denen inzwischen die meisten auch umgesetzt worden sind.
Die Restaurierung der historischen Bauten im deutschen Stil geschah unter der Prämisse, das ursprüngliche Antlitz der historischen Bauten nicht zu verändern. In Qingdaos Stadtbild soll die Geschichte und die Entwicklung der Beziehungen zwischen China und Deutschland veranschaulicht und lebendig gehalten werden.
Übersetzt von Zheng An