Es ist uns ein Leichtes, unsere Augen zu schließen, wenn wir etwas nicht sehen wollen. Unser Gehör lässt sich dagegen nicht so leicht ausblenden. Jeden Tag artikulieren wir uns in Form von Lauten, während wir nahezu ununterbrochen den Geräuschen unserer Umwelt ausgesetzt sind. Aber wussten Sie auch, dass jede Form von Tönen im engen Zusammenhang mit unserer Gesundheit steht? Wir haben für Sie die Geräuschtherapeutin Hsu Yichen in Shanghai aufgesucht, um Näheres zu erfahren.

Hsu Yichen ist eine Geräuschtherapeutin mit Sitz in Taiwan. Sie pendelt häufig zwischen Taibei und Shanghai, um vor Ort Patienten zu behandeln.

„Alle Dinge der Welt geben Geräusche ab. Das gesamte Universum befindet sich in Schwingung und erzeugt eine bestimmte Frequenz. Das gilt natürlich auch für den menschlichen Körper. Jede Zelle und jedes Organ schwingt in seiner eigenen Frequenz. Wenn diese Frequenz geändert wird, dann äußert der Körper Unbehagen darüber. Wir haben hier eine Maschine, mit der wir die Frequenzen von Menschen überprüfen können. So können wir auch bestimmen, ob Menschen sozusagen aus dem Takt geraten sind oder nicht."

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Planeten auf ihrer Umlaufbahn ebenfalls vibrieren und eine bestimmte Schwingung von sich geben. Diese Frequenz trägt dazu bei, dass sich die Planeten in geordneter Weise bewegen und nicht miteinander kollidieren. Yichen nutzt bei ihren Behandlungen Geräusche, mit denen sich diese universelle Schwingung reproduzieren lässt.

„Hier haben wir ein Klangbett. Dieses Bett gibt eine Nachbildung der Frequenz des Universums in Form von Tönen und sanften Bewegungen wieder. Die Patienten können diese Schwingungen also im Liegen hören und spüren. Auf diesem Wege wird die Frequenz im Körper des Patienten schrittweise wieder in Harmonie mit sich selbst versetzt."

Hsu Yichen praktiziert seit zehn Jahren als Geräuschtherapeutin. Ihrer Meinung nach existiert in unserer modernen Gesellschaft ein Übermaß an schädlichen Lauten. In der Folge leiden immer mehr Menschen an mentalen Problemen wie Nervosität, Neurosen oder Depressionen. Um diese Schäden zu beheben, bietet es sich an, den heilsamen und harmonischen Schwingungen des Universums zu lauschen. So sei es möglich, Körper und Geist zurück in einen ausgeglichenen und gesunden Zustand zu versetzen. Wie Yichen uns mitteilt, habe sie sich vor zehn Jahren auf diese Weise selbst geheilt.

„Ursprünglich war ich Musiklehrerin an einer Mittelschule. Aber vor zehn Jahren stellte sich bei mir eine schwere Depression ein, die auf keine Medikamente ansprach. Ich habe lange Zeit unter Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen leiden müssen, Selbstmordgedanken hatte ich auch. Dann habe ich die Medikamente abgesetzt und angefangen, alternative Heilmethoden auszuprobieren. Aus purem Zufall habe ich dann eine Geräuschtherapie-CD aus Deutschland gefunden. Darauf waren Schwingungen des Universums nachgebildet worden. Beim Hören dieser CD fühlte ich mich sofort erleichtert. Von diesem Tag an hatte ich nie wieder Schlafstörungen und erholte mich schrittweise von meinem Leiden. Danach habe ich angefangen, mich intensiv mit der Geräuschtherapie auseinanderzusetzen. Ich hoffe, dass ich noch vielen Menschen dabei helfen kann, ihre Leiden zu lindern."

Jeder Mensch hat eine besondere Stimme, manche klingen sehr angenehm, andere dagegen etwas rau. Yichen teilt uns mit, dass sie bereits am Klang der Stimme feststellen kann, ob eine Person gesund sei oder nicht.

Ihrer Meinung nach basiert die Geräuschtherapie auf uralten Weisheiten, die noch lange vor den ersten musikalischen Aufzeichnungen existierten.

„Betrachten wir beispielsweise Ägypten oder Rom im Altertum. Wenn jemand krank war, klingelte man neben dem Erkrankten mit einer Glocke, um die Beschwerden zu vertreiben. Und in Tibet nutzte man Schalen aus Kupfer, um Krankheiten zu heilen. Das sind frühe Anfänge der heutigen Geräuschtherapie. Wenn Mönche gemeinsam Sutren rezitieren, dann praktizieren sie eigentlich auch eine Form der Selbstheilung."

Offensichtlich war den Menschen in der Vergangenheit instinktiv die heilende Wirkung von Geräuschen bewusst. Aber wie kam es, dass diese uralten Weisheiten in Vergessenheit gerieten?

„Ich denke, dass die wissenschaftliche Entwicklung dabei eine große Rolle spielt. Die Menschen wollen oft nur glauben, was sie sehen oder berühren können. Aber Geräusche kann man weder sehen noch fühlen. Daher wurden diese alten Heilpraktiken vernachlässigt, als man die moderne Medizin ins Leben rief."

Geräuschtherapie könne auf alle Menschen angewendet werden, wie uns Yichen erklärt. Dabei sei die Methode zuverlässig, sicher und nachweislich erfolgreich. Viele Laute aus der Natur wirken sich bekanntlich positiv auf unser Befinden aus. So seien zum Beispiel Vogelgesang und das Plätschern eines Brunnens geeignet, Schlafstörungen zu beheben. Außerdem können wir uns selbst helfen, indem wir bestimmte Laute produzieren.

„Ich halte hier eine tibetische Klangschale in meinen Händen, mit der ich einen vibrierenden Ton erzeugen kann. Die Frequenz dieses Geräusches gelangt in meinen Körper und korrespondiert dort mit meinen eigenen Schwingungen. Somit praktiziere ich Selbstheilung mit Geräuschen. Es hilft mir dabei, Stress abzubauen und zu innerem Frieden zu finden."

Neben tibetischen Klangschalen eignet sich auch die menschliche Stimme als Instrument der Geräuschtherapie. Yichen demonstriert uns, wie man sie nutzen kann.

„Wenn ich in einer schlechten Stimmung bin, dann befreie ich mich in zwei Schritten von ihr. Zuerst atme ich tief ein und gebe einen lauten Schrei von mir. Auf diese Weise befreie ich mich von all den negativen Dingen. Daraufhin produziere ich einen gleichförmigen Ton, zum Beispiel ein Summen, um mich wieder zu beruhigen."

Haben Sie sich die beiden Schritte eingeprägt? Wir hoffen, dass auch Sie von dieser einfachen Methode profitieren können und sich stets bester Gesundheit erfreuen.

Übersetzt von Lucas

Gesprochen von Lucas