Angaben aus Shanghai zufolge verzeichnet das Sparvolumen der Anwohner dort einen Rückgang um 60 Milliarden Yuan im Oktober, ein deutlich kleineres Volumen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Viele finden, ihr Geld verliert auf dem Konto nur an Wert:
„Ich habe 200 Yuan verloren, nur weil ich 10.000 Yuan auf meinem Konto angespart hatte. Nun habe ich all mein Geld von der Bank abgehoben, um es in den Börsenmarkt zu stecken. Es ist nutzlos, einen höheren Zinssatz zu bekommen, da die Zunahme immer geringer sein wird als das Wachstum des Verbraucherpreisindex."
Angaben der China Securities Depository and Clearing Corporation zufolge wurden an den Börsen in Shanghai und Shenzhen bis Oktober 250.000 neue Aktionäre pro Woche registriert. Dann stieg die Zahl auf 400.000 und erreichte schließlich sogar 560.000! Experten sagen, die steigende Kurstendenz im Oktober habe deutlichen Enthusiasmus bei den Investoren hervorgerufen. Viele Chinesen haben sich daraufhin dazu entschlossen, Geld am Aktienmarkt zu investieren, um einer Inflation entgegenzuwirken. Wirtschaftsexperte Liu Huangsong von der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften sorgt sich über die Nebeneffekte, die durch das umfassende Geldabheben von Sparkonten in China entstehen:
„So eine Situation kann nicht mehr andauern. Wenn die Leute weiterhin Geld von ihren Sparkonten abheben, wie etwa 300 Milliarden Yuan jedes Monat über fünf oder sechs Monate hinweg, dann würde ich sagen, dass den Banken eine ernste Geldmittelknappheit droht, vor allem kleineren Banken."
Einige Finanzinstitute nutzen die Investitionsnachfrage als Gelegenheit und bemühen sich darum, ihre Finanzprodukte zu bewerben. Diese Strategie beschleunigt teilweise auch den Abfluss der Ersparnisse. Der Leiter der Abteilung Edelmetalle der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), Zhao Wenjian, sagt, dass in diesen Tagen mehr Kunden in eben solche Edelmetalle investieren:
„Seit Jahresbeginn 2010 haben wir zehntausend Tonnen an Edelmetallen verkauft, das ist eine Zunahme des Handelsvolumens um das zehnfache. Die Kunden sind sehr enthusiastisch gegenüber solchen Investitionen."
Gleichzeitig sind auch andere Bereiche ziemlich populär, etwa Zukunftsmärkte und Kleinkredite. Einige dieser Produkte können bis zu zehn Prozent Profit bringen – mit höheren Risiken natürlich. Experten sagen, jedes Mal, wenn das Volumen der Sparguthaben abnimmt, wird der Aktienmarkt angekurbelt. Der Rückgang der Guthaben ist dieses Mal deutlicher als etwa 2007 oder 2009, aber wird der Markt entsprechend anschwellen? Wirtschaftsexperte Liu Huangsong von der Akademie der Sozialwissenschaft in Shanghai hält dies für unwahrscheinlich:
„Ich denke, der Aktienmarkt wird über eine lange Zeit einen vibrierenden Trend sehen. Er wird dieses Mal nicht zu hoch steigen oder zu tief sinken, hauptsächlich weil die Gesamtwirtschaft einen komplett positiven Markt nicht unterstützt. Daher denke ich nicht, dass wir jetzt einen großen Verkäufermarkt sehen."
Experten warnen Investoren zudem eindringlich vor versteckten Risiken bei Finanzprodukten und Aktien.
Übersetzt von Xiao Lin
Gesprochen von Huang Gang