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„Rückansichten" von Zhao Pengcheng
  2011-03-02 16:33:37  cri
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„Ich habe mir dieses Foto sehr lange angeschaut. Schau mal ihre Gesten an, sie ist sehr bescheiden. Es ist mein Lieblingsfoto. Schau, der Körper biegt sich, die Hände sind so gelegt, dass ein Gefühl von Hilflosigkeit und Einsamkeit entsteht. Ich habe es unabsichtlich geschossen."

Liebe Hörerinnen und Hörer, der Mann, der gerade das Foto beschrieben hat, heißt Zhao Pengcheng. Er hat in den vergangenen Jahren die Rückansichten von unterschiedlichen Menschen mit seiner Kamera festgehalten. Sie werden nun in dem Sammelband „Rückansichten" präsentiert.

Der fünfzigjährige aus der Stadt Kuitun in Xinjiang ist sehr kräftig gebaut. Er hat dichte Haaren und einen zersausten Vollbart. Er redet direkt und einfach und lächelt sehr selten.

Auf den ersten Blick denkt man gar nicht, dass jemand wie er etwas mit Kunst zu tun hat. Doch sein Talent zeigt sich gerade bei filigranen Arbeiten wie Kalligraphie, Malerei und Scherenschnitten. Doch seine Leidenschaft gilt der Fotografie. Es ist der Bereich, in den er die meiste Energie steckt und in dem er die größten Erfolge erzielt. Die Sammlung „Rückansichten" ist sein Lieblingsprojekt und nebenbei die erste Band in China, der sich ausschließlich diesem Thema widmet.

Die Sammlung hat insgesamt 123 Fotos, die Zhao Pengcheng zwischen 1986 und 2007 geschossen hat. Alle sind schwarz-weiß. Nur so könne man echte und aussagekräftige Fotos machen, die die Intention des Photografen wiedergeben können, so der Künstler.

„Ich habe in den Achtziger Jahren damit angefangen. Mich hat die Rückansicht der Menschen immer sehr interessant. Damals wollte ich nicht wirklich eine Fotoreihe machen. Ich hatte nur das Gefühl, dass da etwas dran ist. Ich fotografierte eher unabsichtlich. Bis ich mir in 2001 Gedanken darüber machte. Von da an begann ich, den Rücken eine besondere Beachtung zu schenken und sie mit Absicht zu fotografieren.

Zhao Pengcheng wurde 1957 in der Provinz Shaanxi geboren. In der Schulzeit beschäftigte er sich mit Scherenschnitten und Kalligraphie. Nach dem Schulende kam er nach Tuoli an der kasachischen Grenze. Seine Hobbies aus der Schulzeit halfen ihm, eine Arbeit als Fotograf im örtlichen Fotoatelier und später im Kulturhaus des Kreiszentrums zu finden. Tuoli, im äußersten Nordwesten von Xinjiangs, wird hauptsächlich von Kasachen bewohnt. Es ist ein sehr ursprüngliches Stück Land, dass von Weideland und Vieherden geprägt ist. Die Landschaft und die Menschen boten Zhao Pengcheng vielfältige Fotomotive. Hobby und Beruf wurden zur Lebensaufgabe. Er wurde Reportagefotograf bei einer Zeitung in Kuitun. Am Ende leitete er das örtliche Kulturhaus der Stadt. Doch wenn er auf sein Arbeitsleben zurückblickt, war die Kunst für ihn das wichtigste. „Für mich ist Kunst etwas sehr ernstes, sehr heiliges. Es ist die höchste Stufe der Menschheit. Wenn du dich mit Kunst beschäftigt, brauchst du die richtige Einstellung. Das wichtigste bei der Kunst ist es, den Menschen besser zu machen. Ich habe ihnen immer gesagt, dass Fotografie nicht vor der Kamera sondern dahinter, im Kopf des Menschen, stattfindet."

Im Alltagsleben redet Zhao Pengcheng nicht viel. Er stellt auch keine Ansprüche beim Essen oder Kleidung. Außerdem trinkt und raucht er nicht. Doch ist die Welt vor seinem Objektiv abwechslungsreich und kann den Betrachter immer wieder überraschen.

Manche vergleichen die Fotos von Zhao Pengcheng mit dem Lesen von Romanen. Man sieht den Bildern die Arbeit und die Gedanken des Künstlers an. Die Rücken der Menschen drücken Freude und Leid, Glück und Hilflosigkeit aus, die dem Betrachter ans Herz gehen.

Es ist ein besonderes Kennzeichen von Zhao Pengcheng, dass seine Fotos die Vorstellung anregen. Er vergleicht das Betrachten der Vorderseite mit dem Trinken von abgekochtem Wasser. Es ist fade. Die Rückenansicht ist dagegen wie Teetrinken, es steckt voller Geschmack. Wenn man nicht weiß, dass es hinten eine Kamera gibt, dann sind die Gefühle und die Emotion am ehrlichsten. Sie sind natürlich.

Die Fotos erzählen immer eine Geschichte, es sind wirkliche Erzählungen von einem Kampf um ein besseres Leben. Ein Foto eines Brillenverkäufers ruft bei Wu Xinshan, dem Eigentümer eines Brillenladens in Kuitun, besondere Gefühle hervor.

„Als ich das Foto sah, dachte ich, mein Gott, das ist doch so wie früher. Ich habe auch solche Erfahrungen gemacht. Mein kleiner Sohn war damals auch dabei. Mein Gott, als ob es gestern gewesen wäre. Solche Fotos sieht man selten. Sehr gut, sehr gut!"

Zhao Pengcheng hat es sich schon seit vielen Jahren zur Gewohnheit gemacht, seine Kamera überallhin mitzunehmen. Er zieht eine realistische Darstellungsweise der romantischen Fotografie immer vor. Solche Werke werden mit der Zeit nicht in Vergessenheit geraten, sondern im Gegenteil an Wert gewinnen, so Zhao.

Der bekannte Kulturkritiker Lei Maokui bescheinigt der Publikation eine besonders tiefe kulturelle Bedeutung.

„Ich glaube, dass Zhao Pengcheng ein Fotograf mit Charakter, mit Ausstrahlung, mit Ideen und einem Ziel ist. Seine Arbeit zeugt von einer besonderen Weltanschauung und besonderer Emotionalität. Er beschönigt nicht, übertreibt nicht, lässt nichts aus. Er glaubt daran, dass die Rückansicht wahre Gefühle übermitteln kann und ist deswegen auch in der Lage, sie zu zeigen. Es ist auch ein Ausdruck der reinen Absichten des Fotografen."

Zhao Pengcheng ist Mitglied des chinesischen Fotografieverbands, der Akademie für Kunstfotografie, er ist Vorstandsmitglied im Fotografieverband von Xinjiang und der Leiter von Verband im Kreis Ili. Doch haben diese Titel für ihn keine Bedeutung. Für ihn zählt nur die Fotografie. Er achtet nicht auf die Oberflächlichkeiten und Kleinigkeiten des Alltags, sondern konzentriert sich auf seine Arbeit. Er versucht seinen Kopf frei zu behalten für die vielen schönen und wichtigen Dinge, die im Leben wirklich zählen.

Übersetzt von Zhong Xi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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