Die neuen Maßnahmen zur Regelung des Verkehrsaufkommens waren schlecht für das Geschäft aller Autoverkäufer. Doch die Händler des größten Gebrauchtwagenmarkts im Süden Beijings sind besonders schlecht dran. Manche sagen, dass der Markt jetzt eher wie ein abgelegener Parkplatz aussieht.
„Auf dem großen Platz stehen mehr als zehntausend Autos zum Verkauf, aber es gibt keinen, der sie kaufen will. Die Leute, die Sie hier sehen, sind wahrscheinlich nur Verkäufer vom Handelszentrum nebenan."
„Es geht hier gar nichts mehr. Die, die kaufen wollen, haben keine Genehmigung und die Verkäufer können nicht verkaufen, weil wir den Besitzer nicht mehr wechseln können."
Laut den neuen Verordnungen muss man beim Autokauf an einer monatlichen Verlosung teilnehmen, bei der die Namen der Gewinner gezogen werden. Im Januar des laufenden Jahres haben sich 210 Tausend Menschen für die Verlosung registriert. Das übersteigt die Zahl der zu vergebenden Nummerschilder etwa um das zehnfache.
Su Hui, der stellvertretende Vorsitzende des Chinesischen Autohändlerverbands, sagt, dass die neue Politik nicht nur den Neuwagen-, sondern auch den Gebrauchtwagenmarkt beeinflusst.
„Es ist nicht einfach ein schwerer Schlag, es ist der Todesstoß. In den letzten Jahren wurden in Beijing jährlich mehr als 500 Tausend Autos verkauft. Und da jetzt jeder, der ein Auto kaufen will, durch die Verlosung muss, entscheidet er sich für einen Neuwagen. Egal ob er ursprünglich einen Neuwagen oder ein gebrauchtes Auto kaufen wollte. Denn in der Zukunft wird es schwieriger sein ein Auto zu kaufen. Man denkt nicht einmal daran, sich nach einem Gebrauchtwagen umzuschauen."
Laut den Angaben des Chinesischen Autohändlerverbands landeten 91 Prozent der verkauften 500 Tausend Gebrauchtwagen auf den Straßen Beijings. Nur neun Prozent gingen in andere Städte.
Experten sagen den Gebrauchtwagenverkäufern schwere Zeiten voraus, wenn sie ihr Geschäft nicht auf andere Städte ausweiten. Zudem wollen immer weniger Menschen ihre alten Autos verkaufen, um einen Neuwagen zu erwerben. Diese Tatsache kommt für die Händler erschwerend hinzu.
Laut Su Hui hat die gesamte Autohändler-Branche Beijings mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
„Insgesamt gibt es in Beijing 420 Autohäuser, sechs große Zentren für Neuwagen und sieben für Gebrauchtwagen. Die Obergrenze von 240 Tausend verkauften Autos pro Jahr wird kaum für alle zum Überleben reichen. Ich glaube, dass mindestens 40 Prozent der Händler in diesem Jahr vom Markt gehen werden. Weil die Autohäuser bei uns überwiegend von Verkäufen und nicht vom Kundendienst leben."
Viele Gebrauchtwagenhändler sagen, dass sie ihr Geschäft nach dem Frühlingsfest wahrscheinlich nicht wieder aufnehmen werden. Manche schließen bereits jetzt ihre Türen, weil sie sich die hohen Mieten für Ausstellungsräume und Büros nicht mehr leisten können.
Manche sagen, dass sie Beijing eines schweren Herzens verlassen, weil sie hier seit vielen Jahren arbeiten. Aber um überleben zu können, müssen sie in andere Städte ausweichen. Andere wollen ihr Glück mit Kundendienst und Reparatur versuchen.
Übersetzt von Jörg Pensin
Gesprochen von Chen Yan