Das Pilotprojekt ermöglicht erwachsenen Bürgern, bis zu drei Millionen US-Dollar in ein Einzelprojekt mit einem Maximum von 200 Millionen US-Dollar pro Jahr zu investieren. Allerdings dürfen sie nicht an Börsen, Immobilien oder am Energie- oder Bergbausektor beteiligt sein. Alle Investitionen müssen vom Verwaltungsbüro für Außenwirtschaft und Handelskooperation genehmigt werden.
Zhou Dewen, Vorsitzender der Wenzhouer Vereinigung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen, sagt, das Projekt biete gute Möglichkeiten für Investoren vor Ort:
„In Wenzhou gibt es 800 Milliarden bis 1 Billion Umlaufvermögen. Das meiste davon ist in Banken deponiert. Die Menschen haben noch keine gute Möglichkeit gefunden, es zu nutzen. Bisher konnten Einzelpersonen noch nicht im Ausland investieren, obwohl sie davon sehr angetan waren. Sie sind nicht nur am europäischen oder US-Markt interessiert, sie wollen auch Märkte in Afrika und Südamerika erkunden."
Wenzhou ist eine der wohlhabendsten Städte in China. Offizielle Statistiken zeigen, dass das Privatvermögen, angesammelt durch die Bürger dort, fast 91 Milliarden US-Dollar beträgt.
Wenzhouer haben bis Ende 2009 rund 600 Offshore-Unternehmen gegründet. Angaben zufolge haben sie ebenso eine Rolle in Marktspekulationen und dem Aufkommen einer Vermögensblase gespielt.
Finanzexperte Guo Tianyong sagt, das Vorhaben werde dabei helfen, den Kapitalfluß zu leiten:
„Im Inland braucht es Zeit, um Monopolsektoren für Privatinvestoren zu öffnen. Und Investoren aus Wenzhou sind vielleicht nicht interessiert am wettbewerbsintensiven Markt der Herstellungsindustrie. Offshore-Investments bieten die Möglichkeit, Kapitalflüsse zu leiten. Sie können dazu beitragen, Marktspekulationen zu reduzieren und die Last von inländischen Vermögensblasen oder einer Inflation zu lindern."
Die Devisenreserven Chinas betrugen Ende 2010 mehr als 2,8 Billionen US-Dollar und verzeichnen einen jährlichen Anstieg von 18 Prozent. Guo Tianyong weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Auslandsinvestitionen den anschwellenden Druck abmildern können:
„Es hilft auch dabei, Devisenreserven zu reduzieren und nutzt der Zentralbank dabei, RMB zurückzuerlangen. Daher ist es gut für die Kontrolle der Makrowirtschaft und die Eindämmung der Inflation."
Banken und Unternehmen wurden dazu ermutigt, in den kommenden Jahren im Ausland Investitionen zu tätigen.
Guo Tianyong sagt, in Anlehnung an das Pilotprojekt kann damit gerechnet werden, das Privatkonten in anderen Städten die gleiche Entwicklung verzeichnen.
Übersetzt von Christoph Limbrunner
Gesprochen von Lu Ming