Private Anbieter von Kartendiensten wie Baidu oder Google Earth sind auf dem chinesischen Markt zwar weit verbreitet. Die neue offizielle Weltkarte werde aber weitaus verständlichere und verlässlichere Daten liefern, so der stellvertretende Direktor des Staatlichen Amtes für Vermessung und Kartografie, Min Yiren:
„Unser Angebot umfasst Bilder aus der Fernerkundung durch Satelliten mit einer durchschnittlichen Auflösung von 500 Metern. Bei den chinesischen Kartenteilen kann man dann schon näher als 2,5 Meter heranzoomen. In mehr als 300 chinesischen Städten fällt die Vergrößerung sogar höher als 60 Zentimeter aus. Derart umfassende geologische Daten über China sind schlicht unschlagbar."
Benutzer können die Weltkarte direkt über die Adresse www.tianditu.cn aufrufen und sie nach zwei- oder dreidimensionalen Bildern aus der ganzen Welt durchforsten. Als Basis für die chinesischen Karten dienten die aktuellsten Satellitenbilder, die Ende des Jahres 2010 gewonnen wurden. Mehr als zwei Millionen Geodaten mussten hierfür übertragen werden, darunter auch Straßennetze mit einer Gesamtlänge von über 30.000 Kilometern. Auf Nachfrage der Benutzer bietet die Testversion auch englische Übersetzungen an.
Schon in der Testphase haben mehr als 30 Millionen Nutzer aus über 200 Ländern die Website aufgerufen. Während einige von ihnen den Detailreichtum der Karten loben, beschweren sich andere darüber, dass der Dienst zu langsam sei.
Denn „Map World" stehen nur 80 virtuelle Maschinen zur Verfügung, mit denen der Betrieb der Website bei bis zu 10 Millionen Aufrufen täglich sichergestellt wird. Im Gegensatz dazu kann sich Google Earth auf Tausende von virtuellen Maschinen stützen. So werden die Geodaten bei Map World denn auch nur zweimal jährlich aktualisiert, während dies bei Google Earth fast im Minutentakt geschieht.
Min Yiren vom Staatlichen Amt für Vermessung und Kartografie erläutert die Strategie, mit der sich Tianditu dennoch gegen seine Konkurrenten behaupten soll:
„Auf der einen Seite werden wir die Kerntechnologien der Fernuntersuchung weiterentwickeln. Auf der anderen Seite wollen wir den Austausch von geologischen Informationen mit anderen Abteilungen der Regierung vorantreiben und die Bevölkerung zur aktiven Mithilfe anregen."
Bisher sind in China über 100 in- und ausländische Unternehmen registriert, die im Internet Kartendienste anbieten. 100 weitere haben eine offizielle Registrierung beantragt.
Gesprochen von Lucas Göpfert