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Lu Guangxiu – die geistige Mutter der „Retortenbabys" in China
  2011-01-17 09:36:28  cri
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In einem modern ausgestatteten Labor, in dem der Hygienegrad zehn Mal höher ist als in einem normalen Operationssaal, bringt Lu Guangxiu gerade einem Praktikanten verschiedene Testverfahren bei.

Die 71-jährige Wissenschaftlerin ist in China bekannt als geistige Mutter der Retortenbabys. Und der Praktikant? Sein Name lautet Luo Youqun, und er ist der erste Mensch in China, der durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde. Mittlerweile ist Luo Youqun ein erwachsener Mann und studiert Medizin im vierten Jahrgang.

 

Unter der Leitung von Lu Guangxiu wurde 1981 die erste Spenderbank für menschlichen Samen in China gegründet, mittlerweile ist sie die größte Einrichtung dieser Art weltweit. Seit knapp 30 Jahren wird dort zahlreichen kinderlosen Paaren in China beziehungsweise in den USA und Kanada geholfen und der Wunsch nach einer Familie erfüllt.

So wie dem Vater von Luo Youqun, dem ersten Retortenbaby in China:

„Das Kind ist ein Beweis der Wissenschaft. Wir fühlen uns äußerst glücklich, ihn bekommen zu haben. Wenn eine Familie, eine Frau, kein Kind hat, kann das Leben nicht perfekt sein. Sein Vorname „Youqun" bedeutet nämlich „eugenisch" und „hervorragend". Ich finde den Namen sehr passend."

Den Vornamen erhielt Youqun damals von Professor Lu Huilin (1900-1997). Professor Lu hatte in jungen Jahren bei dem bekannten Genforscher und Medizin-Nobelpreisträger Thomas Hunt Morgan in den USA promoviert. Er gilt als geistiger Vater der Fortpflanzungslehre in China, und als er 1978 vom ersten Retortenbaby der Welt erfuhr, sagte er sich, dass müsse doch auch in China möglich sein! Zu der Zeit aber war Lu Huilin bereits 79 Jahre alt. Seine Tochter, die damals 40-jährige Chirurgin Lu Guangxiu, zeigte sich aber ebenso begeistert von dem ehrgeizigen Vorhaben wie er und entschloss sich dazu, an diesem Pionierprojekt teilzunehmen.

1980 ging Lu Guangxiu also auf Anraten ihres Vaters zur Fortbildung an das Institut für Fortpflanzung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing. Sie erinnert sich noch gut an die Zeit:

„Dort begann ich mit den Tests, mit Ratten. Drei Wochen lang war ich komplett erfolglos. Ich war so verzweifelt und weinte abends im Bett. Seit damals aber mache ich mir bis heute zu jedem Versuch ausführliche Notizen."

Anschließend absolvierte die Medizinerin einen einjährigen Forschungsaufenthalt in den USA, bevor sie 1981 wieder zurückkehrte und die erste Spenderbank für menschlichen Samen in China gründete. Die ersten Versuche, Sperma einzufrieren und zu lagern, waren allerdings noch etwas dilettantisch, wie sie heute selbst zugibt:

„Beim Einfrieren des Spermas entstand viel Rauch. Der stammte von dem flüssigen Stickstoff. Wir hatten damals keine Ahnung von Flüssigstickstoff. Der starke Rauch aber machte uns große Angst. Da wir eine Explosion befürchteten, sind wir die ganze Nacht wachgeblieben, um die Stickstoffdose zu überwachen."

 Die Versuche im Labor wurden mit der Zeit so intensiv, dass sie und ihre Kollegen oft nicht mehr wussten, was außerhalb der Laborräume vorsichging:

„Mein Vater sagte mir, wenn er das Retortenbaby nicht bald selbst sehe, werde er mit offenen Augen sterben. Und da mein Vater schon in hohem Alter war, blieb mir nichts anderes übrig, als den ganzen Tag im Labor zu verbringen. Manchmal blieb ich dort 72 Stunden ohne Unterbrechung."

Auch ihr Kollege Fan Liqing erinnert sich:

„Tag und Nacht hängten wir in dem Labor fest. Essen brachten uns Familienangehörigen. Was draußen passierte, wußten wir schon gar nicht mehr. Eines Tages fiel Frau Professor Lu plötzlich zu Boden, sie schwitzte sehr und rollte auf dem Boden herum, weil sie so große Magenschmerzen hatte. Sie hatte einfach vergessen, regelmäßig und ausreichend zu essen!"

Anfang der 1980er Jahre schrieb ein Patient an Professor Lu Huilin, dem Vater der Ärztin, einen Brief. Darin hieß es, er sei unfruchtbar und das Leben entwickle sich für ihn mehr und mehr ohne Sinn. Der Patient beklagte sich außerdem, warum es denn in China eine Samenbank für Tiere, nicht aber eine Spendenbank für menschliche Spermien gebe.

Den Brief kann man also durchaus als erste Initiative seitens eines Patienten zur Gründung einer Spenderbank für menschliches Sperma in China betrachten. Damals wusste Professor Lu Guangxiu allerdings noch nicht, dass diese Einrichtung einmal mit mehr als 40.000 Spenden die weltweit größte dieser Art werden sollte. 26 Unterstützungszentren für Fortpflanzung erhalten heute ihre Samenspenden von dort.

Täglich betreut die Xiangya-Fachklinik unter der Leitung von Lu Guangxiu rund 200 Patienten aus dem In- und Ausland. In den vergangenen knapp 30 Jahren haben Lu Guangxiu und ihr Team die Erfolgsrate der künstlichen Befruchtung auf 50 Prozent erhöht. Dank ihrer Einrichtung wurden bereits über 6.000 künstliche Befruchtungen erfolgreich durchgeführt, darunter auch im Reagenzglas.

Aber Lu Guangxiu beschäftigt sich auch mit Spitzenthemen der Medizin: so nutzt sie die aufgebaute Technikplattform auch für die Stammzellenforschung. Die Wissenschaftlerin erhofft sich so, etwa im Kampf gegen Krebs Erfolge erzielen zu können.

Luo Youqun, das erste Retortenbaby in China, ist von den Vorhaben der Ärztin begeistert und will später selbst einmal daran mitwirken, um auf diesem Gebiet Erfolge zu erzielen.

Lu Guangxiu, die energisch und jung wirkende Wissenschaftlerin, scheint jedenfalls frohen Mutes:

„Mein Vater fing im Alter von 79 Jahren mit seinem Vorhaben an, ich im Alter von 40. Mein Vater hat bis zu seinem 90. Lebensjahr gearbeitet; ich denke, wenn ich kerngesund bin, kann ich auch so lange arbeiten."

Text und Gesprochen von: Qiu Jing 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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