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Künstliche Befruchtung: Segen oder Fluch?
  2011-01-17 09:40:42  cri
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Selten hat eine Geburt so viel Aufmerksamkeit erregt, wie die Geburt von Louise Joy Brown am 25. Juli 1978. Die Britin gilt als erstes "Retortenbaby" überhaupt. Mit der Geburt von Louise Joy ging nicht nur für das Ehepaar Brown ein Traum in Erfüllung, sondern auch für Millionen anderer Paare, deren Kinderwunsch bis dato unerfüllt geblieben war.

In Deutschland kam das erste künstlich gezeugte Kind im Jahr 1982 auf die Welt. Ein Jahr später, am 16. Januar, erblickte in Changsha in der Provinz Hunan das erste chinesische „Baby aus dem Reagenzglas" das Licht der Welt. In den 32 Jahren seit der Geburt des ersten "Retortenbabys" in Großbritannien sind weltweit bereits rund drei Millionen Kinder durch künstliche Befruchtung gezeugt worden.

Doch was ist eigentlich mit künstlicher Befruchtung genau gemeint? Die künstliche Befruchtung ist ein medizinischer Eingriff zur Herbeiführung einer Schwangerschaft. Bei über 90 Prozent der betroffenen Paare sind körperliche Ursachen für die Kinderlosigkeit verantwortlich. Die moderne Medizin kann solchen Paaren zu ihrem Kinderwunsch verhelfen. Es gibt ganz verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung. Allen Methoden gemeinsam ist, dass die Befruchtung der Eizelle mit Sperma auf künstlichem Weg erfolgt.

Eine heute gängige Methode ist die Injektion von Spermien in die Eizelle. Bei der intrauterinen Insemination wird an den fruchtbaren Tagen der Frau Sperma in ihre Gebärmutter eingeführt. Ursprünglich wurde die künstliche Befruchtung im Reagenzglas durchgeführt. Daher auch der lateinische Name In-vitro-Fertilisation, auf Deutsch „Befruchtung im Glas".

Als geistiger Vater des ersten "Retortenbabys" gilt der heute 86-jährige britische Biologe Robert Edwards. Für die von ihm entwickelte In-vitro-Fertilisations-Methode wurde Edwards im Jahr 2010 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Das Nobelpreis-Komitee rechtfertigte seinen Entscheid damit, dass die von Edwards erfundene In-vitro-Fertilisation die Behandlung der Unfruchtbarkeit möglich gemacht hat. Wie so oft in der Geschichte des Nobelpreises stieß aber auch die Auszeichnung von Edwards auf massive Kritik.

Kritik musste sich das Stockholmer Nobelpreiskomitee vor allem von der katholischen Kirche gefallen lassen, die Edwards Methode der künstlichen Befruchtung als unmoralisch bezeichnete. Monsignore Ignacio Carrasco de Paula, der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, hält die Vergabe des Medizin-Nobelpreises an Edwards für „vollkommen deplatziert". Der Kleriker und Bioethiker weist darauf hin, dass Eizellen in vielen Fällen aufgegeben und dann sterben würden. Edwards, so de Paula, habe das Problem „nicht gelöst, sondern übergangen".

Die Kritik von de Paula kommt alles andere als unerwartet. Der Vatikan hatte die von Edwards erfundene In-vitro-Fertilisation bereits im Jahr 1987 für unmoralisch erklärt, weil sie die natürliche sexuelle Vereinigung von Mann und Frau ersetze. Zudem führe sie zur Zerstörung von Embryonen. Die katholische Kirche könne die Zerstörung von Leben nicht dulden, ließ der Vatikan damals verlauten.

Auch viele Wissenschaftler befürchteten, dass es durch die In-vitro-Fertilisation zu schweren Missbildungen bei Kindern kommen könnte. Wissenschaftlich belegt ist das allerdings nicht. Einer Untersuchung der amerikanischen Universität Iowa zufolge gibt es bisher keine Anzeichen eines negativen Einflusses auf die intellektuelle Leistungsfähigkeit bei Kindern, die künstlich gezeugt worden sind. Die Universität Iowa untersuchte 400 Kinder, die ihr Leben der In-vitro-Fertilisation verdanken mit gleichaltrigen Kindern, die auf natürliche Weise gezeugt wurden. Verglichen wurden ihre Fähigkeiten zur Problemlösung sowie ihr Textverständnis. Ein intellektueller Unterschied wurde jedoch nicht festgestellt.

Auch der akademische Erfolg des ersten chinesischen "Retortenbabys" deutet nicht auf eine geistige Schädlichkeit der von Edwards entwickelten In-vitro-Fertilisations-Methode hin. Wie Lu Guangxiu, die geistige Mutter des ersten chinesischen "Retortenbabys" im Jahr 2008 stolz verkündete, hatte ihr "Zögling" die Aufnahmeprüfung an die Universität geschafft.

Wie sich die künstliche Befruchtung weiter entwickeln wird, muss sich erst noch weisen. Die Menschen werden sich einmal mehr fragen müssen, wo das Recht des Individuums aufhört und die ethisch-moralische Grenze beginnt?

Text von  Li Qian

Gesprochen von  Li Zheng 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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