Wie es ihr Name schon sagt, stammt die Peking-Oper aus der chinesischen Hauptstadt. Ihre Anfänge reichen etwas mehr als 200 Jahre zurück. Die moderne Forschung geht davon aus, dass die Peking-Oper aus einigen lokalen Opern hervorgegangen ist – allen voran die Oper Huiju, die im 18. Jahrhundert in Südchina weit verbreitet war. Am Geburtstag des Kaisers Qianlong im Jahr 1790 traten vier Huiju-Ensembles erstmals in Beijing auf. Die Aufführung scheint dem Kaiser wohl gefallen zu haben. Denn viele weitere Huiju-Ensembles standen in den Jahren danach auf den Bühnen Beijings.
Im Unterschied zu anderen Ensembles erwiesen sich diese vier Gruppen jedoch als äußerst empfänglich für neue Ideen und daher als sehr wandelbar. Die Ensembles scheuten sich nicht, Elemente von anderen Bühnengattungen und Opern-Ensembles ins Programm einzubauen. Infolgedessen etablierten sich die Ensembles rasch in der chinesischen Hauptstadt.
Die Peking-Oper besticht vor allem durch ihr vielfältiges Repertoire. Sie besteht nicht nur aus Gesang und Dialog, sondern auch aus Elementen der Kampfkunst, Akrobatik und Tanz. Auf spielerische Art und Weise und anhand von stilisierten Darbietungsmethoden versucht die Peking-Oper Geschichten zu erzählen.
Typisch für die Peking-Oper ist die Unterteilung in die vier Rollentypen Sheng (alte und junge Männer), Dan (Frauen), Jing (männliche Helden) und Chou (beide Geschlechter). Neben diesen vier Hauptrollen gibt es noch eine ganze Reihe von Nebenrollen. Untrennbar mit der Peking-Oper verbunden sind auch Gesichtsmasken. Die buntbemalten Masken deuten an, ob eine Figur treu, hinterhältig, boshaftig, sittentreu oder unmoralisch ist. Der Charakter einer Figur wird durch die Maske angedeutet, die von ihr getragen wird. Die Farbe Rot beispielsweise steht für Loyalität. Purpur symbolisiert Kühnheit, Klugheit und Unnachgiebigkeit. Schwarz wiederum weist auf einen anständigen und ehrlichen Charakter hin. Weiß wird von hinterlistigen und grausamen Figuren getragen.
Ihre zweite Blütezeit erlebte die Peking-Oper in den 1920er und 1940er Jahren. Die vier berühmtesten Opern-Schulen aus dieser Zeit wurden nach den berühmtesten Darstellern benannt, die aus ihnen hervorgingen: namentlich sind das Mei Lanfang, Shang Xiaoyun, Cheng Yanqiu und Xun Huisheng. Der international bekannteste Künstler der Peking-Oper war zweifelsohne Mei Lanfang. In seiner über 50-jährigen Laufbahn brillierte der gebürtige Beijinger in mehreren Dan-Rollen. Legendär waren auch seine Gesangs- und Tanzkünste. Mei Lanfang hat die Peking-Oper wie kein anderer vor ihm geprägt. Eine Statue im nach ihm benannten Theater im Zentrum Beijings erinnert noch heute an den genialen Opern-Darsteller.
Mit der Öffnung Chinas nach 1978 veränderte sich auch die Rolle der Peking-Oper. Als traditionelle chinesische Kunstform wird sie seither gezielt von der Regierung unterstützt und gefördert. Im Changan-Theater in Beijing werden das ganze Jahr hindurch Peking-Opern aufgeführt. Der einmal jährlich stattfindende Wettbewerb für Laiendarsteller zieht immer mehr Liebhaber dieser Kunstgattung aus aller Welt an. Zudem hat sich die Peking-Oper zu einem wirksamen Instrument des Kulturaustausches zwischen China und dem Ausland entwickelt.
Gesprochen von Lu Ming