„Lü se nong ye" heißt Öko-Landbau auf Chinesisch. Im Umkreis von Beijing sollen um die 100 Betriebe diese „grüne Landwirtschaft" verfolgen. Greenpeace China listet acht. Qingpuyuan, eine gute Autostunde südöstlich der chinesischen Hauptstadt gelegen, ist eine der autorisierten Bio-Plantagen. Schon seit 1984 wird dort umweltfreundlicher Anbau betrieben. Drei Jahre später zählt die UN die Anlage zu den 500 größten Biofarmen der Welt. Yang Li ist Chef der „grünen Oase" in der Gemeinde Liumingyuan.
„Wir bauen hier vor allem Gurken, Tomaten, Paprika, Auberginen, Sellerie, Kopfsalat, Kohl und Karotten an. Das sind sozusagen unsere Verkaufsschlager "
Wo Bio draufsteht, ist nicht immer Bio drin. Vertrauen entsteht vor allem durch Transparenz. Gerade bei der Schädlingsbekämpfung:
„In erster Linie wechseln wir für einen gewissen Zeitraum regelmäßig die Gemüse- und Obstsorten, dadurch haben die Insekten von vornherein kaum eine Chance. Hinzu kommen zahlreiche physikalische Schutzmethoden. Zum Beispiel setzen wir ein spezielles Licht ein, mit dem wir Insekten zu einer Hochspannungsplatte locken. Außerdem können wir die Temperatur im Gewächshaus binnen 30 Minuten bis zu 38- 40 Grad erhöhen. Das überleben Schädlinge nicht. In den vergangenen 10 Jahren haben wir in diesem Bereich viel dazu gelernt."
Bauer Zhang: „Wir verwenden Methanwasser. Hier ist die Bewässerungsleitung….. Die Schädlingsbekämpfung ist sehr zeit- und arbeitsaufwendig, da man viel selber machen muss."
Schwarze Schafe machen der Reputation chinesischer Bioprodukte zu schaffen. Dabei mangelt es nicht unbedingt am Bewusstsein oder Gewissen der Bauern, sondern an Technik und Erfahrung.
Yang: „Bio-Anbau ist meiner Meinung nach eine schwierige Arbeit, da man weder Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger noch genverändertes Saatgut verwenden darf. Außerdem ist der Bio-Markt in China zurzeit noch relativ klein, obwohl man in den letzten Jahren bereits viel Umsatz damit gemacht hat. Seit den 90er Jahren werden Bio-Lebensmittel in der chinesischen Gesellschaft zwar akzeptiert, allerdings verhältnismäßig nur geringfügig konsumiert. Es gibt in verschiedenen Phasen des Produktions- und Vertriebsverfahrens immer noch Schwierigkeiten. Bei einigen wenigen Plantagen mangelt es vermutlich noch an entsprechender Technik und Erfahrung. Kann auch sein, dass manche Farmen bislang noch keine große Produktionspalette haben und deshalb unfähig sind, große Marktanteile zu erobern, da es bei ihnen häufig zu Versorgungsengpässen kam. Aber trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die meisten Farmen in der Gesellschaft einen guten Ruf genießen."
Zertifizierungsagenturen sollen für qualitativ hochwertige Produkte garantieren. Doch davon gibt es viele.
Yang: "In China gibt es zurzeit mehr als 20 Zertifizierungsagenturen. Ich finde, die Zahl der Zertifizierungsagenturen ist kein gravierendes Problem der Bio-Branche hier. Es geht vielmehr um das Verhalten der einzelnen Unternehmen. Wenn man eine langfristige Entwicklung anstrebt, muss man eine strenge Selbstdisziplin wahren. Erst auf dieser Grundlage kann ein entsprechender Entwicklungsplan erarbeitet werden. Das ist viel wichtiger als die Kontrolle staatlicher oder nichtstaatlicher Agenturen. Also der Kernpunkt bei Bio in China sind Handhabung und Entwicklungsziel des Unternehmens
Als die Farm begann Gewinne einzufahren, hat Plantagenchef Yang Li aufgerüstet. Neben dem Bau einer Biogasanlage hat er einen Teil seiner Gewächshäuser ganz besonders winterfest gemacht:
Yang: „Die Breite der Lehmwand misst fünf Meter, die Höhe 5,5 Meter. Auf das bereits durch Strohmatten doppelt gedeckte Dach des Gewächshauses haben wir eine weitere Plastikplane gelegt. Dadurch können wir garantieren, dass Gemüsesorten wie Gurken und Tomaten in den Wintermonaten auch komplett ohne Heizung gut wachsen."
Neben 7 großen Supermarktketten wie Carrefour und Wal Mart beliefert Qingpuyuan 5-Sterne-Hotels in Beijing, Tianjin und Hong Kong. Auch zahlreiche ausländische Botschaften bestellen Obst und Gemüse auf der Bio-Farm.
Die Verbindung zu den Vereinten Nationen besteht seit 1987. 2004 besuchte Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan den Betrieb, um sich selbst ein Bild vom chinesischen Ökolandbau zu machen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. 2006 wurde die Qingpuyuan-Farm im holländischen Amsterdam als einziger asiatischer Bio-Produzent ausgezeichnet. So ist „Bio made in China" eine Branche mit Zukunft.
Übersetzt von Xu Wei
Gesprochen von Marie Bollrich, Xu Wei
Weitere Links:
1. Xinjiang - Größte Energieproduktionsbasis Chinas
2. Mit Schafzucht zu Wohlstand - Ejinhoros Bauern machens vor