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Chinas Kampf gegen die Inflation
  2010-12-01 15:21:57  cri
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Chinas Regierung will dem Preisanstieg Einhalt gebieten und, falls erforderlich, eine provisorische Preisverwaltung praktizieren. Diese Maßnahmen werden von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. In den folgenden Minuten möchten wir auf die gegenwärtige Situation auf dem chinesischen Markt eingehen.

Weil China-Kohl so günstig ist, kommt er am häufigsten auf den Esstisch der Chinesen, vor allem in den bitterkalten Wintermonaten. In diesem Winter wird sich das allerdings ändern, denn auch der Billig-Kohl wird teurer. Auf einem Beijinger Gemüsemarkt spaziert Frau Li Lanfang von einem Stand zum anderen. Selbst hartnäckiges Feilschen bringt nicht das erwünschte Ergebnis:

„Ich habe mir einen China-Kohl gekauft, der knapp vier Kilo wiegt. Pro Kilo kostet er heute 1,4 Yuan. Im vergangenen Jahr lag der Preis jedoch bei nur 0,5 Yuan. Trotz des Preisanstiegs muss ich noch ein paar mehr kaufen, für den Fall, dass es in kommenden Tagen schneit und das Einkaufen dadurch erschwert wird."

Ein relativ kompliziertes Schriftzeichen verbreitet in China Angst und Schrecken: Das Zeichen „Zhang" bedeutet „Anschwellen". Zusammen mit dem Wort „Jia" - also Preis - steht es für den Begriff Inflation. Im Internet wurde „Zhang" bereits zum Wort des Jahres 2010 gekürt. In der ersten Abstimmung haben 80.000 von 100.000 Teilnehmern das unheilvolle Zeichen angeklickt. Ein Internet-Blogger habe dafür gestimmt, weil ihn der überall spürbare Preisanstieg in Panik versetze, zitierte die englischsprachige Tageszeitung China Daily.

Angesichts des rasanten Wirtschaftswachstums im Oktober befand sich die Inflation mit 4,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Nahrungsmittelpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um 10,1 Prozent gestiegen, während sich andere Waren und Dienstleistungen im Vergleich zu Januar um 1,6 Prozent verteuert haben. Die Durchschnittspreise von 18 Gemüsesorten lagen im November ganze 62,4 Prozent über denen von 2009. Das trifft vor allem Hunderte Millionen schlecht verdienender Chinesen wie Frau Li, die einen Großteil ihres bescheidenen Gehaltes dafür aufwenden müssen, satt zu werden. Frau Li arbeitet in einem Restaurant und verdient monatlich 1.000 Yuan. Nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Ausgaben weiter zu reduzieren.

Auch an den wohlhabenden Bürgern geht die Inflation nicht spurlos vorbei. Zhang Bin managt ein Vier-Sterne-Hotel in Beijing, während ihr Ehemann als Ingenieur in einem multinationalen Konzern arbeitet. Zusammen verdienen sie 20.000 Yuan pro Monat. Durch die Wucherpreise müsse in vielen Bereichen des Alltags mehr gespart werden, beschwert sich Frau Zhang:

„Fünf-Liter-Pflanzenöl habe ich im vergangenen Jahr für nur 49 Yuan gekauft. Heute kostet das 85 Yuan. Außerdem muss ich sagen, dass sich mit zwei Kindern unsere Ausgaben ständig erhöhen. In letzter Zeit muss ich mir immer mehr Gedanken über Möglichkeiten zum Sparen machen."

Chinas Statistisches Amt meldet schon seit eineinhalb Jahren Rückgänge beim Verbrauchervertrauen. Dies signalisiert nach Analyse der Wirtschaftsforscher, dass sich die Verbraucher künftig stärker als früher zurückhalten werden. Die Untersuchung deckt sich mit Erkenntnissen der chinesischen Marktforschung „Horizon Research". Mitte Oktober wurden 4143 Chinesen in sieben Städten und ländlichen Gemeinden in sieben Provinzen befragt. Danach wollten die Hälfte der Städter und 63 Prozent der ländlichen Bevölkerung ihre Ausgaben im nächsten Jahr aus Angst vor Inflation und stagnierendem Einkommen einschränken, meldete die China Daily.

Da die Sorge um eine Inflation bereits zu einem alarmierenden Problem geworden ist, will die chinesische Regierung mit gezielten Maßnahmen eingreifen. Falls sich diese zu schnell verteuern, werden Preise für wichtige Produkte wie Lebensmittel vorübergehend festgesetzt. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao rief vor kurzem den Staatsrat zusammen und verordnete Richtlinien zur Preiskontrolle und Überwachung der Märkte, besonders bei Getreide und Gemüse. Chinesische Städte und Gemeinden sollen alle sozial Schwachen mit Subventionen unterstützen, um die seit Juli zu rasch steigenden Preise überbrücken zu können.

Der Staatsrat erklärte der Spekulation den Kampf an. Sie sei einer der Gründe für extreme Preissprünge bei Baumwolle, Sojabohnen, Knoblauch und anderen Agrarprodukten. Derzeit will die Regierung das Angebot an Weizen, Öl, Zucker und Baumwolle zunächst mit Hilfe der staatlichen Vorräte erhöhen.

200.000 Tonnen Zucker will zum Beispiel das Handelsministerium aus den Staatsreserven an Nahrungsmittelhersteller zu Niedrigpreisen von 4000 Yuan - etwa 450 Euro - pro Tonne verkaufen. Die Zuckerpreise hatten sich von 2600 Yuan pro Tonne im Oktober 2008 bis heute fast verdreifacht. Im Hauptzuckeranbaugebiet Guangxi lag der Zuckerpreis am 8. November bei 7600 Yuan, 74,7 Prozent über dem Vorjahr.

Das Vorgehen der Regierung hat an den globalen Aktienmärkten zuletzt mehr oder weniger für Nervosität gesorgt, weil es die chinesische Wirtschaft abbremsen könnte. Bislang galt Chinas Wirtschaftswachstum als Zugpferd der Weltkonjunktur. Die scharf formulierte Stellungnahme des Staatsrats signalisiere, dass die Eindämmung der Inflation für die chinesische Regierung nun höchste Priorität habe. Nach Ansicht von Volkswirten kann die Regierung die Inflation mit Preiskontrollen jedoch nicht dauerhaft unter Kontrolle bringen. Deshalb erwarten sie, dass die Notenbank die Zügel anziehen wird und bald die Zinsen erhöht. Dazu sagte Yuan Gangming von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften:

„Es kommt darauf an, gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen zu treffen. Man muss schnell die Zinsen, vor allem die Kreditzinsen erhöhen, um Spekulationen bei der Kapitalisierung unter Kontrolle zu bringen. Sollten derartige Maßnahmen weiter ausbleiben, würden die Preise noch schneller steigen."

Bearbeitet von Zhu Qingan

Gesprochen von Chen Yan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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