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Chengdus Gassen - Spaziergänge zwischen Geschichte und Gegenwart
  2010-11-26 16:14:11  CRI
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Kuanzhai Xiangzi liegt im Stadtzentrum Chengdus und besteht, von Norden nach Süden, aus drei alten Gassen: der breiten Gasse Kuanxiangzi, der engen Gasse Zhaixiangzi und nicht zuletzt der Jingxiangzi. Die Geschichte dieser Straßen geht auf die Herrschaftsperiode des Qing-Kaisers Kangxi vor zirka 300 Jahren zurück. Damals hatte die kaiserliche Regierung Mandarine und Soldaten in die Gegend geschickt, um einen Aufstand im südwestlichen Grenzgebiet niederzuschlagen. Danach wurden mehr als 1.000 Mandarine und Soldaten in Chengdu stationiert und errichteten dort eine Stadt. Diese Stadt gibt es heute nicht mehr. Die drei Gassen sowie zahlreiche Altbauten, stilistisch eine Mischung aus den traditionellen nordchinesischen Wohnhöfen Siheyuan und südchinesischen Häusern, sind jedoch bis heute erhalten geblieben.

Sobald die Touristen in diese alten Gassen treten, fühlen sie sich wie in einem Hutong in Beijing. Jiang Juan, Mitarbeiterin des Verwaltungskomitees für Kuanzhai Xiangzi, erklärt uns:

„Kuanzhai Xiangzi ist, aufgrund der einzigartigen Kombination von nordchinesischer Hutong-Kultur und südchinesischen Wohnhäusern, mittlerweile eine der größten Sehenswürdigkeiten in Chengdu. Man spürt sowohl die alte Energie, als auch eine moderne Atmosphäre."

Am frühen Morgen herrschen in der breiten Gasse Kuanxiangzi Ruhe und Gelassenheit. Ein alter Mann sitzt auf einem Korbstuhl, trinkt eine Tasse Tee und fächelt sich langsam Luft zu. Vereinzelt tauchen schon ein paar Touristen auf.

Plötzlich ertönt ein Bambusklappervortrag, Kuaiban, in reinem Chengdu-Dialekt. Ein singendes Kind mit lustiger Frisur und außergewöhnlicher Kleidung zieht die Blicke aller Touristen auf sich. Es ist ein einzigartiges Vergnügen, die lange Geschichte der Gassen von einem kleinen Kind zu hören, melodisch und schön, wie in einem Traum.

Gegen Mittag machen wir vor einem Wohnhof namens „Huajian" halt, an dessen Eingang ein fein geschnitzter Wandschirm steht. Im winzigen Innenhof, der von Holzhäusern umgeben ist, wachsen ein paar kleine Bäume, durch die ein sanfter Wind weht. Unter den Bäumen hat jemand Teetischchen aufgestellt. Wir setzen uns und probieren den traditionellen Tee der Stadt, Gaiwancha. Der feine Duft wirkt sofort erfrischend. Jiang Hong, der Besitzer des Wohnhofs „Huajian", stellt ihn uns kurz vor:

„Huajian ist ein sehr natürlicher Raum. Sein Boden wurde mit alten Ziegeln aus der Qing-Dynastie gepflastert. Die Erde ist Muttererde. Viele Gäste finden bei uns zurück zur Natur. Es ist quasi eine Zuflucht vor den betonierten Wolkenkratzern."

Seit dem Umbau von Kuanzhai Xiangzi taten es viele Berühmtheiten aus dem Kulturbetrieb den chinesischen und ausländischen Geschäftsleuten gleich und ließen sich in den Gassen nieder. Sie eröffneten zum Beispiel Bars oder Restaurants mit Gerichten aus der Sichuan-Küche.

Jiang Hong sagt, viele Prominente hätten ihre Geschäfte weder wegen des Ruhmes noch wegen des Geldes eröffnet, sondern aus einer eher idealistischen Haltung heraus.

In der engen Gasse Zhaixiangzi, die neben der Kuanxiangzi liegt, ist die Atmosphäre moderner. Man sieht viel mehr junge Leute und Ausländer, die in den Jugendherbergen dort eine Unterkunft gefunden haben. Durch die alten und zugleich lebhaften Gässchen Kuanxiangzi und Zhaixiangzi weht eine Atmosphäre der Offenheit und kulturellen Toleranz. Modern oder traditionell, westlich oder chinesisch, jeder findet hier seinen Platz.

Als die Abenddämmerung hereinbricht, kommen wir endlich in der Jingxiangzi-Gasse an. Ein Mauermuseum, das sich von Anfang bis Ende der Gasse erstreckt, erregt unsere Aufmerksamkeit. Als wir daran entlang schlendern, fühlen wir uns einen Augenblick lang in das alte Chengdu zurückversetzt. Die brüchige Mauer mit Spuren und Flecken, die im Laufe der Zeit hinterlassen wurden, zeugt von der Geschichte der alten Stadt.

Allmählich wird es dunkel. Überraschenderweise erscheinen jetzt immer mehr Touristen in der Zhaixiangzi. Sie kommen meist hierher, um sich Volksmusik aus Sichuan anzuhören oder um „Bianlian", die weltweit berühmte Gesichtswechselkunst der Sichuan-Oper zu bestaunen. Im Erdgeschoss eines Restaurants fällt uns eine Bühne auf, die von mehreren runden Säulen gestützt wird. Künstler in traditioneller Tracht spielen auf chinesischen Saiteninstrumenten wie Erhu, Guzheng und Pipa sowie der chinesischen Bambusflöte Hengdi fröhliche Volksmusik aus Sichuan.

Gegen 20.00 Uhr wird mit einheimischen Schlaginstrumenten eine Sichuan-Oper aufgeführt. Die Zuschauertribüne ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Herr Zhang, der hinter uns sitzt, kommt aus der Provinz Taiwan und ist zum dritten Mal mit seiner Großfamilie zum chinesischen Festland gereist:

„Wir kommen her, um etwas altes, traditionelles zu sehen. Am meisten interessiert uns alles, was mit Sichuan zu tun hat. Der Gesichtswechsel ist typisch für die Sichuan-Oper. Die kleinen Kinder haben so etwas noch nie gesehen. Sie werden davon tief beeindruckt sein."

Außerhalb des Operhauses ist Kuanzhai Xiangzi hell erleuchtet. Doch trotz der lauten belebten Umgebung behält das Viertel seine ruhige Grundstimmung. In diesen kleinen Gassen kann man das sorgenfreie und geruhsame Leben in vollen Zügen genießen.

 

Übersetzt von: Liu Yuanyuan

Gesprochen von: Lu Ming

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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