Entlang der einstigen Seidenstraße im Nordwesten Chinas soll in absehbarer Zukunft eine Vielzahl von Solarenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2000 Megawatt entstehen. Mit den lokalen Regierungen von Ningxia, Qinghai, Gansu und Xinjiang hat das Elektrounternehmen Chint Electrics Co. Ltd. Bereits entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen.
„Aus einem Familienbetrieb ist ein Betrieb für Familien geworden." So heißt der inoffizielle Slogan der in Wenzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang angesiedelten Chint Group, die bei der Firmengründung 1984 nur acht Mitarbeiter beschäftigte. Heute arbeiten mehr als 23.000 Menschen für den Elektrokonzern, der Niederspannungsschaltgeräte, Kommunikationselektronik sowie elektronisches Zubehör für Kraftfahrzeuge produziert und im In- und Ausland absetzt. Laut Chefingenieur Wang Shucheng konzentriert sich das Geschäft allmählich immer mehr auf erneuerbare Energien:
„Wir haben bei der Entwicklung von regenerativen Energien, vor allem der Solarenergie, große Fortschritte gemacht. So haben wir in den vergangenen Jahren massiv in unsere Photovoltaik-Sparte investiert, insbesondere in die Forschung und Entwicklung. Mittlerweile ist bereits eine Vielzahl von Bestellungen aus dem Ausland eingegangen. Auch der Inlandsabsatz läuft. Unsere Produktionskapazität lag im vergangenen Jahr bereits bei 300 Megawatt. Die Produktionsmenge von Photovoltaik ist im Vergleich zu unserer Niederspannungsgeräteproduktion im Moment noch gering. Ich gehe aber davon aus, dass da in absehbarer Zeit mit einem Überholvorgang zu rechnen ist."
Unter Photovoltaik versteht man die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie mittels Solarzellen. China hat sich bereits im Jahr 2000 das Ziel gesetzt, bis Ende 2010 den Energieverbrauch um 20 Prozent pro Einheit des Bruttoinlandsproduktes zu senken. So will die chinesische Regierung dem Kohlendioxidausstoß und der Luftverschmutzung mit einem massiven Ausbau der Kernkraft, aber auch der erneuerbaren Energien begegnen. Dazu zählt auch ein Förderprogramm für die Solarbranche. Demnach sollen im Rahmen eines „Solardach-Projekts" vermehrt Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung auf Dächern von Schulen, Krankenhäusern und Bürogebäuden installiert werden. An dieser Förderung könnten sich auch chinesische Solar- und Anlagenhersteller wie die Chint Group beteiligen, die bislang eher im Export tätig war.
Bisher ist die Branche stark vom Exportmarkt in Europa und den USA abhängig. Der Absatz im Inland bleibt dagegen eher bescheiden. Das große inländische Marktpotential ist der Unternehmensleitung von Chint längst bewusst. Auch der gegenwärtige technische Entwicklungsstand soll diese Geschäftsexpansion beflügeln. Dazu Lin Kefu, Vizepräsident des Wenzhouer Elektrokonzerns:
„Photovoltaik ist ein neues Geschäftsgebiet für uns, verspricht aber große Entwicklungschancen. Da wir über ein weltweit erstklassiges Forschungsteam verfügen, sind wir inzwischen bereits in die Entwicklungsphase der Photovoltaik-Produkte zweiter Generation eingetreten - sowohl in Akkumulatoren als auch in Photovoltaikanlagen. Bei uns werden also die Produktion von Schlüsselkomponenten und der Einsatz von Hochtechnologie weiterhin gefördert. Derzeit konzentrieren wir uns zum Beispiel vor allem auf die Polysiliziumherstellung."
Obwohl die Polysiliziumherstellung äußerst energieintensiv ist und etwa 35 bis 40 Prozent der Herstellungskosten auf Strom entfallen, sitzen Chinas Solarhersteller gegenwärtig vor allem im Osten des Landes, wo die Strompreise höher sind als im Westen. In der Bohai-Region im Nordosten konzentrieren sich vor allem die Herstellung von monokristallinem Silizium sowie die Waferherstellung. Im Yangtze-Delta sind Solarzellen- und Modulhersteller zuhause sowie einige Forschungseinrichtungen. Ein kleines Zentrum der vorgelagerten Polysilizium- und PV-Industrie hat sich um Chengdu in Sichuan gebildet, während Anwender- und Abnehmerbranchen vor allem im Perlflussdelta vertreten sind.
Es herrscht die allgemeine Auffassung, dass Solarstrom vor allem in Städten zum Einsatz kommen wird. Dennoch wittert die Unternehmensleitung von Chint Group große Geschäftschancen in der Stromversorgung entlegener, eher ärmlicher Dörfer, besonders in den westchinesischen Regionen. Mit den genannten Solar-Projekten in den Autonomen Gebieten Ningxia und Xinjiang sowie in den Provinzen Qinghai und Gansu soll für viele Familien zum ersten Mal Strom für Beleuchtung, Kochen und einfache Haushaltsgeräte zur Verfügung stehen.
Laut Lin Kefu, Vizepräsident der Chint-Group, ist die Solarenergie-Sparte als Vorreiter für die weitere Umstellung des gesamten Unternehmens zu betrachten:
„Seit dem Eintritt in den Bereich der neuen Energien haben wir begonnen, die Entwicklung unseres Unternehmens umzustellen. Ziel ist, aus einem Produzenten herkömmlicher Elektrogeräte schrittweise zu einem Hersteller von Umweltprodukten zu werden. "
Soweit unser Beitrag über das wachsende Solarenergiegeschäft der chinesischen Chint Group.
Bearbeitet von Xu Wei
Gesprochen von Xiao Lan