Die tibetische Oper ist eine populäre regionale Darstellungskunst im westchinesischen Autonomen Gebiet Tibet und über 600 Jahre alt. Deshalb wird die Kunstform auch als „lebendes Fossil" bezeichnet. 2006 wurde die tibetische Oper in Chinas nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Heute lernen wir die Oper des Hochplateaus einmal näher kennen. Sie dürfen gespannt sein!

Der Legende nach wurde die tibetische Oper zum ersten Mal von sieben jungen Schwestern aufgeführt. Mythen der buddhistischen heiligen Schriften sind meistens Thema der Tibet-Opern, die in der tibetischen Sprache „Adjilam" heißen, was „Nymphe" bedeutet. Adjilam stammt eigentlich aus der religiösen Kunst im 8. Jahrhundert. Erst im 17. Jahrhundert ist die tibetische Oper von religiösen Riten getrennt worden und entwickelte sich allmählich zu einer Darstellungskunst mit Gesang und Tanz.

Sie hörten gerade einen Ausschnitt aus einer Oper, die von Adjilam-Studenten vom Kunstinstitut an der Tibet-Universität aufgeführt wurde. Um diese wertvolle Kunstform besser zu erhalten und zu verbreiten, wurde das Bachelor-Fach 2008 an der Tibet-Universität eingerichtet. Auf diese Weise will man die Schauspieler professionell ausbilden. Losang Chonyi ist Rektor des Kunstinstituts an der Tibet-Universität. Er stellt das neue Fach vor:

„Die Einrichtung des Faches ‚tibetische Oper' an der Tibet-Universität ist in der chinesischen Ausbildungsgeschichte einzigartig. Früher nahmen ältere Künstler Lehrlinge auf, um ihnen die Darstellungskunst beizubringen. Die Lernzeit ist dabei relativ lang. Heutzutage werden Studenten von unserer Universität aufgenommen, die das Fach dann vier Jahre studieren. Obwohl wir das Potential an Lehrkräften im Autonomen Gebiet vollständig ausgenutzt haben, mangelt es immer noch an Personal und Lehrmaterialien. Auch die Lehrbedingungen sind nicht optimal. Auf der Grundlage des gemeinsamen Nutzens der Lehrressourcen und -anlagen soll das Wissen über die tibetische Oper verbreitet und professionelle Darsteller ausgebildet werden."

Sanam Yungdrung studiert tibetische Oper am Kunstinstitut der Tibet-Universität. Vor zwei Jahren war sie noch ein ganz normales Mädchen, das sich hauptsächlich für Popmusik interessierte. Durch ihr Studium ist das Interesse an dieser einzigartigen Kunstform gewachsen:

„Das Fach gibt es jetzt schon seit zwei Jahren. Unsere Liebe zu dieser Kunst wird immer größer. Tibetische Oper ist ein sehr umfassendes Fach mit Gesangs- und Tanzelementen. Deshalb müssen wir beide Fähigkeiten beherrschen. Das ist der Charakter der Oper, den wir beibehalten sollen. Entsprechend werden auch hohe Anforderungen an unsere Studenten gestellt."

Jeden Tag wird Sanam Yungdrung nicht nur in Kultur unterrichtet, sondern hat auch Gesangs, Tanz- und Ausdrucksunterricht. Obwohl die Lehrveranstaltungen nicht gerade leicht sind, mache sie täglich Fortschritte, sagt Sanam Yungdrung.

Wie Rektor Losang Chonyi weiter berichtet, war die Verbreitung der tibetischen Oper trotz ihrer Popularität bisher eher beschränkt. Das lag zu einem großen Teil daran, dass die Tradition nur mündlich weitergegeben wurde. Die Errichtung des Hochschulfachs soll nun darauf abzielen, den Bekanntheitsgrad der tibetischen Oper zu erweitern. Losang Chonyi:

„Wir tragen die große Verantwortung, diese wertvolle Kunstform zu retten und weiterzuentwickeln. Dabei spielt die Einrichtung der Fachrichtung ‚tibetische Oper' eine wichtige Rolle. Außerdem sind viele ausgezeichnete Opern-Darsteller in Tibet heute schon ziemlich alt. Deshalb ist es dringend notwendig, jüngere Darsteller auszubilden."

Verfasst von: Xu Yanqing

Übersetzt von: Liu Xinyue

Gesprochen von: Qiu Jing