In Beijing diskutierten neulich die Leiter von 35 chinesischen Mittelschulen und Bildungsexperten aus China und Deutschland über den Deutschunterricht an Mittelschulen in China. Ein weiteres Thema neben der Entwicklung des Deutschunterrichts in China war der Sprachaufenthalt für chinesische Deutschlernende nach dem Abschluss der Mittelschule.
Im Rahmen des internationalen Sprachprogramms „Schulen: Partner der Zukunft", kurz „PASCH" genannt, wurde der Deutschunterricht an 35 Schulen in China eingeführt. Ein entsprechendes Memorandum wurde im Mai 2010 zwischen dem chinesischen Bildungsministerium und dem deutschen Außenministerium unterzeichnet. Das Memorandum verfolgt zwei Ziele: erstens soll der Deutschunterricht an chinesischen Mittelschulen stärker gefördert werden. Das zweite Ziel ist der vermehrte Austausch zwischen Mittelschulen in China und Deutschland.
Das Goethe-Institut in Beijing ist für die Umsetzung dieser Ziele verantwortlich. Es bietet Hilfe bei der Lehrerausbildung an, stellt Unterrichtsmaterial zur Verfügung und offeriert Stipendien für Sprachaufenthalte in Deutschland. Michael Kahn-Ackermann ist Asien-Chef des Goethe-Instituts. Für ihn ist das neue Austauschprogramm ein weiterer wichtiger Schritt zum besseren gegenseitigen Verständnis:
„Seit Beginn unseres Programms im Jahr 2008 haben wir schon 35 Partner in China gefunden. Das ist ein Riesenerfolg. Der Studentenaustausch war in der Vergangenheit ein wichtiger Bestandteil des Bildungsaustausches zwischen Deutschland und China. Dank diesem Programm haben nun auch Mittelschüler früh Zugang zum Erlernen der deutschen Sprache. Das Programm öffnet ihnen eine Tür zu einer neuen Welt."
Das Erlernen von Sprachen wie Deutsch erfreut sich an chinesischen Schulen immer größerer Beliebtheit. Immer mehr Eltern sind bereit, für den Fremdsprachenunterricht ihrer Kinder tief in die Taschen zu greifen. Das Sprachprojekt „Schulen: Partner der Zukunft" muss unter diesem Hintergrund betrachtet werden. 35 chinesische Mittelschulen aus 17 Städten sind momentan in dieses Projekt involviert. Das sind rund 5.000 Mittelschüler aus den regierungsunmittelbaren Städten Beijing, Tianjin, Shanghai und Chongqing plus den Provinzen Shaanxi, Liaoning, Shandong, Hubei, Anhui, Zhejiang, Jiangsu und Guangdong sowie dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. An zwei Dritteln der Schulen, die am PASCH-Programm mitmachen, wird neu Deutsch unterrichtet. Mehr über Deutsch als Fremdsprache in China erzählt uns Doktor Clemens Treter, stellvertretender Leiter des Goethe-Instituts in Beijing:
„Wir bilden regelmäßig Deutsch-Lehrer aus ganz China aus, und zwar in den drei Städten Guangzhou, Shanghai und Beijing. Jährlich werden 20 Lehrer zur Aus- und Weiterbildung nach Deutschland geschickt. Bisher haben über 160 Schüler an Sommerlagern in Deutschland und weitere 500 an Deutsch-Wettbewerben teilgenommen."
Im Rahmen von PASCH hat das Goethe-Institut Schüleraustauschprogramme und Deutsch-Wettbewerbe durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass ein Sprachaufenthalt in Deutschland selbst im Zeitalter der Globalisierung noch immer die beste Option für das Erlernen von Deutsch ist. Sich über ein Land und eine Kultur übers Internet oder andere Medien zu informieren, kann den direkten Kontakt mit Menschen vor Ort nicht ersetzen. Doktor Susanne Baumgart ist beim Goethe-Institut für die globale Koordination zuständig. Sie hält vor allem Konzerte und Ausstellungen für eine äußerst sinnvolle Methode, um den chinesischen Schülern einen besseren Einblick in die deutsche Kultur zu vermitteln.
Dank der Unterstützung des Goethe-Instituts kann die Experimentiermittelschule Tianjin seit 2008 Deutsch als Wahlfach anbieten. Sowohl die Schüler als auch die Eltern sind sehr froh über dieses neue Angebot. Bisher haben über 100 Schüler davon Gebrauch gemacht. Die besten von ihnen wurden mit einem Kurzaufenthalt in Deutschland belohnt. Wang Shukai, stellvertretender Direktor der Experimentiermittelschule Tianjin, will den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen:
„Die Schulleitung schenkt dem Deutsch-Unterricht große Aufmerksamkeit. Wir gehen davon aus, dass sich chinesische Mittelschulen langfristig den internationalen Schulen anpassen müssen. Wir wollen uns daher nicht nur an der nationalen Hochschulaufnahmeprüfung orientieren. Seit Einführung des Deutsch-Unterrichts haben unsere Schüler nun eine neue Perspektive."
Wang Shukai ist mit seinem Deutsch-Lehrer, Herrn Hou, bisher sehr zufrieden. Lehrer Hou sei sehr geduldig und könne gut individuell auf seine Schüler eingehen. Allerdings ist Lehrer Hou noch nicht fest angestellt, sondern hat noch immer seinen Lehrstuhl am Fremdspracheninstitut Tianjin inne. Für die Zukunft wünscht sich Wang Shukai, dass eine feste Lehrstelle für das Unterrichtsfach Deutsch geschaffen werden kann. Zum Erreichen dieses Ziels hofft er auf die Unterstützung des Goethe-Instituts und der lokalen Ämter. In einem zweiten Schritt soll dann ein einheitlicher Lehrplan für die Schüler ausgearbeitet werden. Damit Deutsch sich als Unterrichtsfach an den chinesischen Mittelschulen langfristig behaupten kann, ist Clemens Treter vom Goethe-Institut auf der Suche nach interessierten deutschen Partnerschulen. Hierbei wünschen wir ihm natürlich alles Gute!
Gesprochen und verfasst von: Qiu Jing