Vor genau zehn Jahren wurde im Nordwesten der Hauptstadt Beijing, in der Nähe der Peking-Universität das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung offiziell ins Leben gerufen. Träger sind der Chinesische Nationalfond für Naturwissenschaften NSFC und seine Partnerorganisation – die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG. Die Idee basiert auf der seit 1990 bestehenden, ergebnisreichen Kooperation. Das gemeinsame Zentrum dient dem Zweck, die Kontakte zwischen chinesischen und deutschen Wissenschaftlern zu intensivieren, bei der Anbahnung von gemeinsamen Forschungsprojekten als Katalysator wirksam zu sein und Fördermittel bereitzustellen. Seitdem sind fruchtbare zehn Jahre vergangen: Grund genug zu einer Feier, mit Rückblick und Zukunftsaussichten.
Den zehnjährigen Geburtstag beging das Chinesisch-Deutsche Zentrum CDZ in seinem von europäischer Architektur geprägten Gebäude mit den typischen roten Dachziegeln. Zugegen waren 240 Prominente aus Politik und Wissenschaft beider Länder – darunter auch der Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Lu Yongxiang, der deutsche Botschafter in China, Michael Schäfer, der Direktor des chinesischen Nationalen Fonds für Naturwissenschaften, Chen Yiyu, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, sowie der wissenschaftliche Leiter des chinesischen Mondsondierungsprogramms, Ouyang Ziyuan.
Der Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS), Lu Yongxiang, würdigte in seiner Rede die beachtlichen Leistungen des CDZ:
„Vom CDZ erhalten wir finanzielle Unterstützung zur Veranstaltung von 100 Symposien mit deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Über 3.000 chinesische und deutsche Wissenschaftler können sich dort über Themen der Grundlagen- und Spitzenforschung tiefgehend austauschen. Weiter zu nennen sind die Nachwuchsprogramme und die Kooperationsgruppen der Wissenschaftler beider Länder."
Seit der Eröffnung des CDZ sind bislang nahezu 300 Millionen Yuan RMB in gemeinsame Forschungsprojekte geflossen. Jedes Jahr besuchen 1.400 Wissenschaftler das jeweilige Partnerland. Über 14.000 chinesische und deutsche Wissenschaftler haben von diesem Austausch profitiert.
Der deutsche Botschafter in China Michael Schäfer schätzte die aktive Rolle des CDZ hoch ein.
„Das Zentrum ist heute eine treibende Kraft für die gemeinsame Grundlagenforschung. Seine Workshops und Symposien in den Bereichen Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Management haben international bereits große Beachtung gefunden."
Der deusche Botschafter betonte weiter, Wissenschaft dürfe keine Grenzen kennen, damit Lösungen für globale Themen gefunden werden. Die Partnerschaft mit China spiele eine zunehmend wichtige Rolle für Deutschland.
„Wir wollen die Zusammenarbeit mit China in Bildung, Forschung und Entwicklung gleichberechtigt auf Augenhöhe und strategisch ausbauen. Denn Forschung und Entwicklung haben in unseren beiden Ländern Priorität. Mit der deutschen Erfahrung und der chinesischen Dynamik sind wir geradezu füreinander geschaffen. "
Dies beweist ja auch das 40-prozentige Wachstum der Anträge auf Kooperationsprojekte in diesem Jahr. Der deutsche Direktor des CDZ, Armin Krawisch, sagte, er und seine Kollegen würden weiter überlegen, wie sie den Anforderungen der Wissenschaft gerecht werden und mit dem stetig zunehmenden Kooperationsinteresse deutscher und chinesischer Wissenschaftler Schritt halten könnten. Dafür solle ihr Informationsnetzwerk noch ausgebaut werden.
Matthias Kleiner, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, reiste mit einer hundertköpfigen Delegation extra wegen der Jubiläumsfeier nach China. Kleiner nahm unter anderem auch am Forum über die zukünftige Strategie der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland teil.
„Wir gucken auf über 20 Jahre Kooperation der DFG mit der NSFC und schauen hoffentlich auf mindestens 50 Jahre weitere Kooperation, die immer enger und immer fruchtbarer wird."
Neben der Energie sollen viele Bereiche künftig Schwerpunktthemen sein:
„Ich glaube, dass die Mikroelektronik, die Materialwissenschaften, Mathematik, der Maschinenbau und Chemie interessante Bereiche der Zusammenarbeit sein können. Ich glaube auch, dass wir uns um Querschnittsthemen zukünftig stärker kümmern sollten, zum Beispiel die gemeinsame Nachwuchsförderung. Das ist mir ein großes Anliegen."
Nachwuchsförderung war und ist ein besonderes Anliegen des Deutsch-Chinesischen Zentrums. Beispiel dafür waren die sogenannten Rainbow-Konferenzen, aus denen zunächst die „Young Scientist Foren" und schließlich die Sommerschulen hervorgingen. Später dann das Abkommen mit der Stiftung für die Lindauer Nobelpreisträgertagungen im Jahre 2005. Damit wurde dem chinesischen Wissenschaftsnachwuchs die Teilnahme an den Konferenzen der Nobelpreisträger in Lindau ermöglicht.
Professor Wolfgang Schürer, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Nobelpreisträgertagung in Lindau, sagte auf der Feier:
„Im Chinesisch-Deutschen Zentrum ist ein Forum etabliert worden, das zwei Kulturen zusammenführt, deren Bedeutung für die Wissenschaft nicht weiter hervorgehoben werden muss. Beide, je unterschiedliche Traditionen, profitieren durch diesen Austausch."
Er hat Recht. Der wissenschaftliche Austausch, der hier in dem Chinesisch-Deutschen Zentrum stattfand und stattfinden wird, ist Begegnung der Kulturen und vieles mehr. „Der Erwerb neuen Wissens ist Basis für die Bewältigung der Zukunft" – ein gutes Motto.
Interview und Text von: Qiu Jing