Das Feuchtgebiet Xixi liegt im Westen der Stadt Hangzhou, nur fünf Kilometer vom Westsee entfernt. Xixi ist in der Han- und Jin-Dynastie entstanden und war ursprünglich ungefähr 60 Quadratkilometer groß. In den darauffolgenden etwa 1.800 Jahren wurde das Feuchtgebiet durch natürliche Vorgänge und menschliche Eingriffe schwer beschädigt. Um die ,,Nieren der Erde", wie die Region gerne genannt wird, besser zu schützen, hat die Stadt Hangzhou im August 2003 ein umfassendes Schutzprojekt für das Feuchtgebiet Xixi gestartet. Mit einer Gesamtfläche von zirka 11,5 Quadratkilometern ist Xixi jetzt als erster Feuchtgebietpark Chinas zugänglich.

Die Schönheit von Xixi wird von Experten mit vier Wörtern zusammengefasst: ruhig, archaisch, wunschlos und vornehm. Eben deswegen gilt Xixi seit jeher als Traumland der Eremiten. Zahlreiche berühmte Schriftsteller und Dichter haben dort ihre zweite Heimat gefunden, sich vor Ort niedergelassen und eine große Reihe von Gedichten und Artikeln hinterlassen. Dazu zählt etwa Gao Shiqi in der Qing-Dynastie, der zwischen 1657 und 1664 in Xixi eine Villa für sich bauen ließ. Diese Residenz namens „Gaozhuang" kann heute mit dem Schiff erreicht werden. Gao Shiqi war ein hoher Beamter der Qing-Dynastie und wurde von Kaiser Kangxi sehr geschätzt. Er hatte umfangreiche Kenntnisse und war bekannt für seine guten Artikel und Gedichte sowie für seine schönen Kalligraphien. Seine Residenz war damals ein Treffpunkt für Literaten und Kalligraphen.  

Besonders sehenswert ist der hintere Garten der Residenz. Dieser Privatgarten reflektiert überraschenderweise den Glanz eines kaiserlichen Gartens. Durch den ruhigen, grün schimmernden Teich, die feinen Pavillons sowie kleinen Bauten und Brücken oder den grotesk geformten Felsen unterscheidet sich dieser Garten aber wiederum eindeutig von den Kaisergärten in Nordchina. Reiseleiterin Wang Yiyan erklärt:

,,Gao Shiqi hat hier gewohnt, nachdem er in den Ruhestand getreten war. Dem chinesischen Daoismus zufolge ist hier ein idealer Ort zum Ausruhen. Die ganze Residenz wurde 2007 restauriert beziehungsweise wiederhergestellt. Sinologen und Experten für Gartenplanung haben nach entsprechenden Angaben der Geschichtsbücher und mündlichen Überlieferungen der Einheimischen die Residenz von Gao Shiqi wieder originalgetreu hergestellt. Dieser Garten vereinigt wunderbar den majestätischen Stil der kaiserlichen Gärten und den erlesenen südchinesischen Stil eines Privatgartens. Gaozhuang ist sozusagen ein kulturelles Juwel in der Öko-Landschaftszone Xixi."

Während sich die Eremiten damals gerne im Süden des Feuchtgebietes versammelten, bildete die Region im Norden dazu einen interessanten Kontrast. Dort lebte dann auch die einfache Bevölkerung, und eine Sitte der Menschen damals war, auf Booten die lokale Shaoxing-Oper zu verfolgen, die auf einer Bühne auf dem Wasser vorgeführt wurde. Die Hezhu-Straße war zu der Zeit ein Zentrum des volkstümlichen Kulturlebens, heutzutage ist die Straße eine kulturelle Sehenswürdigkeit.

Auf einer Bootsfahrt kann man ständig weiße Wasservögel sehen. Seit dem Beginn des Schutzprojekts im Jahr 2003 hat sich die ökologische Situation in dem Feuchtgebiet wesentlich verbessert. Die drei Schutzgebiete Feijiatang, Xialongtan und Chaotianmuyang wurden errichtet, und auch deswegen herrscht in Xixi wieder eine große Vielfalt an Flora und Fauna:

,,Wir haben jetzt insgesamt 130 Vogelarten. Als der Park im Jahr 2003 eröffnet wurde, haben wir hier 89 Vogelarten vorgefunden. Da die Umgebung hier immer besser wird, kommen auch immer mehr Vögel. Von 89 Arten waren es dann vor kurzem 126, und in diesem Jahr sind es 130 Arten."

Reiselustige stellen sich jetzt sicher die Frage: wann ist denn die beste Reisezeit dorthin? Was das Landschaftsgebiet Xixi betrifft, so gibt es da leider keine eindeutige Antwort, denn jede Jahreszeit hat dort ihren Reiz. Im Februar und März beispielsweise blühen etwa 15.000 Pflaumenblüten in Xixi und verschaffen den Touristen erste Frühlingserlebnisse. Im Frühsommer findet auf dem tiefen See „Shentankou" jedes Jahr ein traditionelles Drachenbootfestival statt. Diese Veranstaltung geht auf die Tang-Dynastie zurück und fällt stets auf den 5. Tag des 5. Monats nach dem Mondkalender. Im Herbst locken reife und saftige Persimonen nach Xixi, außerdem ist die Gegend zur Erntezeit sehr farbenprächtig. Im Winter fasziniert nicht nur eine weiße Winterlandschaft, das Schilfmoor in Xisi ist zu dieser Jahreszeit besonders beeindruckend. Einem Bericht der Zhejianger Jugendzeitung vom Dezember 1936 zufolge reiste bereits damals eine Reisegruppe aus Shanghai extra nach Xixi, um sich dort das Schilf im Winter anzusehen.

Für diejenigen, die im Sommer nach Xixi reisen möchten, hat unser österreichische Kollege Wolfgang Kuhn einen hervorragenden Vorschlag:

,,Wir sind jetzt seit über einer Stunde im Xixi-Feuchtgebietgarten unterwegs. Der Eindruck ist überwältigend. Und das nicht nur wegen der Hitze, die hier herrscht, die verschlägt einem buchstäblichen den Atem. Deswegen sollte man sich allerdings auf keinen Fall beirren lassen, eine Bootsfahrt in dieses Gebiet zu unternehmen. Die Landschaft ist eigentlich nicht zu vergleichen mit dem, was ich bis jetzt gesehen habe. Es ist eine Art Kanallandschaft, die sich wie ein Labyrinth durch die ganze Gegend zieht. Und immer wieder tauchen überraschend Teehäuser, Gebäudekomplexe am Rand auf. Es ist einfach wunderschön! Und ein kleiner Tip noch für alle Leute, die in Zukunft dieses Gebiet besuchen möchten: Sie sollten unbedingt sehr viel Wasser mit sich bringen, denn wie gesagt, trinken sollte man hier viel im Sommer."

Geschrieben von: Liu Yuanyuan

Gesprochen von: Xu Wei