„Die Blumen der Felsenbirne flattern im Wind.
Vermisse ich dich nicht?
Doch!
Aber du bist in der Ferne, so weit weg."
Die Zeilen stammen aus der ersten chinesischen Gedichtsammlung – Buch der Lieder - von vor etwa 3000 Jahren. Das schnellste Verkehrsmittel jener Zeit war eine Kutsche der eher bescheidenen Art. Auch Hundert Kilometer mögen damals schon eine sehr lange Strecke gewesen sein. Was machte man, wenn ein Liebender sein Herz in der Ferne verloren hatte? Vermissen oder vergessen?
Ein Problem, das man auch heute kennt, z. B. wenn man im Ausland studiert. Für die hübsche Laura aus Rumänien ist eine Fernbeziehung schwierig.
„Meiner Meinung nach funktioniert eine Beziehung in der Ferne gar nicht. Nachdem man sich zwei oder drei Monaten gar nicht sieht, nachdem man die ganze Zeit per Skype oder am Phone redet, entsteht eine gewisse Kälte in der Beziehung. Man hat den Eindruck, dass man kein Gefühl mehr für die Person hat und dass die Person fremd wird."
Spr: Wenn man einmal die Liebe in der Ferne erlebt hat, weiß man erst richtig, was es bedeutet. Flugtickets kosten viel. Urlaub hat man auch nur ein paar Tage im Jahr. Am schlimmsten ist es: immer wenn du diese Person brauchst, ist sie abwesend. In China sagt man: Männer sind wie Fallschirm beim Springen. Falls er zum gebrauchten Zeitpunkt nicht zur Verfügung steht, hat sein Dasein auch keinen Sinn mehr.
„Ich denke, es ist schwierig. Man lernt andere Leute kennen, verliert sich aus den Augen, sieht sich lange Zeit nicht. Nicht so leicht durchzuhalten!"
Spr: Ja, schwierig, nicht so leicht… Einfacher wäre es, man vom Anfang an keine Beziehung hätte. Das gehört auch zu einer gewissen Weisheit.
Aber hören wir mal, wie Konfuzius den Kummer kommentiert:
Konfuzius sagt: Vermisst du deine Liebe in der Ferne wirklich? Wenn ja und richtig, wirst du die lange Entfernung bewältigen.
Oh ja! Klingt aber platonisch! Viele Seele, wenig Körper. Immerhin haben wir heutzutage moderne Technologien wie Internet, Telefon und Flugzeuge, um diese langen Entfernungen zu überwinden. Worum man sich noch bemühen muss, ist eine geistige Distanz zu verhindern.
„Ich denke, die Fernbeziehung bringt einige Vorteile aber auch Nachteile mit sich. Ein Vorteil kann sein, dass man sich nicht gegenseitig „auf die Nerven gehen" kann. Den Moment, wo man seinen Partner sieht, ist dann ein ganz besonderer Moment. Dagegen wenn man sich jeden Tag sieht, ist der Moment, wo man den Partner sieht, nicht mehr so außergewöhnlich interessant oder spannend. Der Nachteil ist natürlich, wenn man keine bestimmte Tiefe in der Beziehung erreicht hätte, sei es geistig oder spirituell, könnte man eine Fernbeziehung nicht aufrechterhalten. Wenn man die körperliche Komponente nicht miteinander teilen kann, kann eine Beziehung unter Umständen sehr schnell kaputt gehen. Wenn man doch meint, den Partner fürs Leben gefunden zu haben, und man geistige und seelische Übereinstimmung hat, dann ist man gerne bereit, ein paar Jahre auseinander zu wohnen und dann zusammen zu kommen."
Das würde Konfuzius wahrscheinlich gerne hören. Vermissen statt vergessen! So wie die Verse aus der ersten chinesischen Gedichtsammlung „Buch der Lieder" –
„Leben oder Tod,
zusammen oder getrennt,
wir haben uns Hand in Hand
bis ins hohe Alter."
Verfasst von: Chen Yan
Gesprochen von: Chen Yan