Die Expo-Metropole Shanghai liegt bekanntlich im Yangtse-Delta. In ihrer unmittelbaren Umgebung befinden sich die historischen Städte Hangzhou und Suzhou. Weit weniger bekannt aber nicht minder sehenswert ist das 160 Kilometer nördlich von Shanghai gelegene Changzhou. Die Fahrt mit dem Expresszug „Hexie" dauert lediglich eine gute Stunde.

Changzhou wird in China oft auch als „Drachenstadt" bezeichnet, weil einer Sage zufolge hier einst Drachen gelebt haben sollen. Die Stadt wurde vor rund 2.500 Jahren von einem Prinzen des Fürstentums Wu gegründet.

Changzhou liegt ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Metropolen Shanghai und Nanjing im Herzen des wirtschaftlich prosperierenden Yangtse-Deltas. Die „Drachenstadt" hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum im Süden der Provinz Jiangsu entwickelt.

Die zweifellos wertvollste Sehenswürdigkeit von Changzhou sind die Ruinen, die während der Frühlings- und Herbstperiode vor mehr als 2.500 Jahren in den Fluten versanken. Sie gelten in ganz China als die am besten erhaltenen und ältesten Ruinen aus dieser Zeit überhaupt. Auch der Kaiserkanal, der sich wie ein Drachen durch die Stadt windet und einst eine wichtige Transportader war, ist ein Relikt aus der ruhmvollen Vergangenheit Changzhous. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Kloster Tianning-Chansi, ein heiliger Ort des Buddhismus und zugleich ein beliebter Pilgerort.

Nach einer Bauzeit von sechs Jahren wurde die Tianning-Baota, Chinas höchste buddhistische Pagode, am 30. April 2007 fertig gestellt. Bauleiter Deng Jun stellt uns das neue Wahrzeichen der Stadt gleich selber vor:

„Wir haben 200 Millionen Yuan RMB in diese Pagode investiert. Die Pagode mit ihren 13 Stockwerken ist 153,79 Meter hoch und weist eine Baufläche von 27.000 Quadratmetern auf. Die Pagode ist achteckig und wurde im Stil der Tang- und Song-Dynastie gebaut. Sie besteht aus 70 Tonnen Bronze und ist außen mit Gold verziert. Ihre Außenwand aus weißem Marmor passt perfekt zur goldenen Spitze. Die Pagode ist von über tausend weißen Mini-Pagoden aus Marmor umgeben, die zusammen einen majestätischen Pagodenwald bilden."

Changzhou ist auch bekannt für seine Handwerkskunst. Beliebte Souvenirs etwa sind der „Shubi", ein Kamm, Stickereien oder auch Bambusschnitzereien. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich neuere Souvenirs wie Porzellan mit Dinosaurier-Motiven oder auch bunt bemalte Dinosauriereier.

Der Holzkamm „Shubi" gehört zu Chinas berühmtesten Kunsthandwerken. Sein Ursprung geht auf die Jin-Dynastie im dritten Jahrhundert nach Christus zurück. Dazu Jin Songqun, der Leiter einer Changzhouer Holzkammfabrik:

„Während der Qing-Dynastie hat die Regierung die Changzhouer Kammfabrik beauftragt, erstklassige Kämme anzufertigen. Aus diesem Grund haben die Changzhouer Kämme den schönen Beinamen 'Renommierte kaiserliche Kämme' erhalten. Kämme aus Changzhou haben an der Weltausstellung in San Francisco 1915 schon den zweiten Preis erhalten. An der Weltausstellung 1926 in Philadelphia gar den ersten."

Der „Baixiang" aus dem Jahr 1925 ist auch heute noch eine berühmte Changzhouer Kammmarke.

Yang Shouyu wurde in Changzhou geboren und wuchs auch hier auf. In den 1920er Jahren erfand sie eine außerordentliche Nadelstickerei, indem sie den westlichen Malstil mit der traditionellen Changzhouer Stickerei zu kombinieren begann. Di Jing, eine ihrer Nachfolgerinnen, bildete mehrere Lehrlinge im neuen Stickstil aus. Darunter auch Chen Yuluan aus Thailand:

„Wir Thailänder sticken auch. Einen solchen Stil aber gibt es bei uns noch nicht. Ich möchte diese Art der Nadelstickerei in Thailand bekannt machen."

Speis und Trank sind bekanntlich etwas vom Wichtigsten im Leben. Die Changzhouer wissen das nur zu gut. Eine große Auswahl an Spezialitäten und Imbissen erwartet den Besucher in der „Drachenstadt". Falls Sie also eines Tages nach Changzhou reisen sollten, vergessen Sie auf keinen Fall, diese kulinarischen Köstlichkeiten zu probieren.

Geschrieben von: Yang Shouhua und Zhou Lin

Gesprochen von: Huang Gang