Heute beginnen wir mit dem Dorf Tengtou nahe der Stadt Fenghua in der südchinesischen Provinz Zhejiang. Sicherlich stellt sich die Frage, was es denn da zu sehen gibt in einem kleinen Dorf mit nur 343 Haushalten beziehungsweise 830 Einwohnern? Aber eben dieses kleine Dorf wurde in die Liste der 500 weltbesten ökologischen Vorbilder und der zehn harmonischsten Dörfer in China aufgenommen. Als einziges Dorf der Welt ist Tengtou zudem in diesem Jahr auf der Shanghaier Expo vertreten – mit einem eigenen Pavillon in der Zone „Urban and Rural Best Practice Area" (UBPA). Mit großer Neugier begeben wir uns also heute zusammen mit Ihnen nach Tengtou, um das Geheimnis dieses bezaubernden Dorfes zu enthüllen!

Verläßt man das Touristenzentrum in Tengtou, so steht man bereits vor einem großen Öko-Haus. Auf einer Fläche von 3.226 Quadratmetern werden dort subtropische Pflanzen und seltene Blumenarten einzig mit Nährlösungen gezüchtet. Dank fortschrittlicher Technologie werden sie automatisch gedüngt und bewässert, das ganze Jahr über herrscht eine milde Temperatur. Das Öko-Haus ist dabei aber nur ein Miniaturausschnitt der modernen und hocheffizienten Agrarwirtschaft in Tengtou. Seit den 1960er Jahren beschäftigen sich die Dorfbewohner damit, die Agrarwirtschaft in ihrer bezaubernden Heimat umzustrukturieren. Tengtou schaffte es so zu einer der ersten von insgesamt zwölf modernen landwirtschaftlichen Vorbildzonen der Provinz Zhejiang und verfügt über große Anbauflächen für Gemüse, Obst, verschiedene Pflanzen und Blumen. In der Erntezeit können Touristen dort beispielsweise frisches Obst wie Erdbeeren oder Trauben pflücken.

Ein grüner Korridor außerhalb des Öko-Hauses führt zu einem besonderen Garten namens ,,Hunyu Xinfeng". Dieser Garten, speziell angelegt im Jahr 2002 für Hochzeits- und Geburtstagsbräuche, vereint mit unterschiedlichen Themenskulpturen den Zusammenhang zwischen der Weltbevölkerung und der Umwelt. Das schön dekorierte Haus ,,Jia'outiancheng" verkörpert die Idee, dass eine ideale Ehe göttlich arrangiert ist, und ist sehr beliebt bei Hochzeitspaaren. Aber auch sonst begeistern die romantische Atmosphäre und die verschiedenen Skulpturen.

Neben dem Garten ,,Hunyu Xinfeng" ragen zwei herrliche Altbauten empor. Sie wurden Ende der Ming-Dynastie beziehungsweise Anfang der Qing-Dynastie gebaut und sind somit mehr als 400 Jahre alt. In dem Bau namens ,,Shichuangguan" sind 108 verschiedene Steinfenster aus der Ming- und Qing-Zeit aufbewahrt. Viele davon sind mit Mustern, welche Langlebigkeit, Sicherheit und Glück symbolisieren, dekoriert.

Das Gebäude ,,Ningxiangju" ist ein typisches Wohnhaus der Ming- und Qing-Dynastie. Das gesamte Haus wurde aus Tannenholz gebaut, das Dach ist mit blassblauen Ziegeln versehen – es spiegelt somit den Stil der lokalen Wohnhäuser der damaligen Zeit wider.

Je tiefer man in das kleine Dorf hineingeht, desto mehr Überraschungen findet man. Plötzlich befindet man sich nämlich mitten in einem kleinen Wäldchen, von irgendwo her fliegt ein Schwarm Tauben, gerade so, als ob sie die Besucher begrüßen möchten. Und tatsächlich: ein älterer Mann namens Li Wenguang ist Taubenzüchter und hat diese „Boten des Friedens" gerade aus der Voliere gelassen:

Herr Li wohnte früher in einem benachbarten Dorf und ist vor zehn Jahren nach Tengtou gezogen. Seitdem wohnt und arbeitet er in dem Dorf. Er ist mittlerweile 67 Jahre alt und betrachtet die 800 Tauben, die er seit Jahren züchtet, als Teil seiner Familie. Er erklärt voller Stolz, wieviel Spaß ihm diese Arbeit macht:

,,Ich züchte diese Tauben, um das Bewusstsein der Menschen für den Umweltschutz zu verstärken und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu fördern. So haben Besucher auch die Möglichkeit, beim Betrachten der Tauben die harmonische Koexistenz von Mensch und Natur wahrzunehmen. Und das macht ihnen auch Spaß."

Weiter erklärt Li, dass der angrenzende Wald eigentlich zum „Bauernparadies" gehört. Auf knapp drei Hektar werden dort antike Bewässerungsgegenstände wie etwa Wasserräder ausgestellt. Zudem finden dort regelmäßig originelle Aktivitäten und Vorführungen statt, zum Beispiel Schweinerennen.

Jenseits des „Bauernparadieses" ist aber auch noch eine besondere Brücke sehenswert. Die „Langqiao" wurde im Baustil der chinesischen Dong-Nationalität errichtet und vereinigt Pavillon, Terrasse und Brücke in einem. Die Brücke selber wird von zwölf Steinsäulen gestützt. Der Bau oberhalb dieser Stützsäulen ist komplett aus Holz. Auf der Terrasse kann man sich wunderbar ausruhen und die schöne Aussicht genießen. Und wer genügende Zeit mitbringt, kann auf dem angrenzenden, grün schimmernden „Birnenblütensee" rudern. Endlich mal kein Stress!

Nach all den Beschreibungen stellt sich die Frage: wie leben denn eigentlich die Bewohner des Dorfes? Ist das Leben der Bauern dort anders als in ähnlichen ländlichen Regionen Chinas? Die Antwort darauf findet man am besten im Dorf selbst, etwa im Neubaugebiet: dort gibt es zwei Bereiche, der erste Siedlungsabschnitt mit insgesamt 32 Wohnhäusern wurde 1978 fertiggestellt. Im zweiten Bereich sind bisher 65 Wohnhäuser gebaut worden. Jeder Dorfbewohner ist zudem mit einer umfassenden Sozialabsicherung ausgestattet. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Dorfbewohner beträgt 24.000 Yuan RMB, die Menschen dort können sich also durchaus einen Lebensstandard wie in der Stadt leisten. Wobei das Leben in einem Dorf wie Tengtou sicher angenehmer ist als in der Stadt.

,,Hier haben wir vieles, was nicht mit einer Stadt zu vergleichen ist: blauer Himmel, grünes Wasser, frische Luft! 67 Prozent der Gesamtfläche des Dorfes sind mit Vegetation bedeckt. Als Bauern haben wir uns zudem wie die Städter versichern lassen. Wir haben auch öffentliche Verkehrsmittel, etwa umweltfreundliche Busse. Viele von uns haben auch einen privaten Wagen und einen Computer. Wir fühlen uns sehr glücklich in unserem Dorf!"

Geschrieben von: Liu Yuanyuan

Gesprochen von: Xiao Lan