Das hält natürlich niemanden davon ab, pünktlich in den Bus zu steigen, der uns zur letzten Station unserer Reise führt. Die Rede ist vom Dorf Tengtou im Süden des Yangtze-Deltas. Jetzt mag man sich natürlich fragen, was an einem Dorf interessant sein soll, in dem nur 830 Einwohner in 343 Haushalten leben. Ganz einfach: Dieser Ort gilt als Paradebeispiel dafür, wie sich Umweltschutz und hoher Lebensstandard auch in den ländlichen Regionen von China realisieren lassen.
Das Dorf hat bereits in der Frühphase der chinesischen Reform, also in den 1980er Jahren begonnen, den Umweltschutzgedanken in die Praxis umzusetzen. Damals war Ökologie für viele noch ein Fremdwort und auch der Begriff Umweltschutz war nicht sehr verbreitet. Im Jahr 1993 wurde im Dorf schließlich eine Umweltschutzkommission ins Leben gerufen. Sie war landesweit die erste Organisation für Umweltschutz auf Dorfebene.
Das Dorf Tengtou im Überblick
Heute wird ein Drittel der Straßenbeleuchtung in diesem Dorf mit Wind- und Solarenergie betrieben; die Wohnhäuser der Dorfbewohner sind mit Solarboilern ausgestattet. Durch diese Maßnahmen können jedes Jahr 50.000 Kilowattstunden an Strom eingespart werden. Außerdem gibt es noch mehrere Toiletten mit Regenwasserspülung, die wiederum jährlich 9.500 Tonnen Wasser einsparen. Eine Luftmessstation informiert die Bewohner über Temperatur, Feuchtigkeit und Luftqualität.
So viel Umweltbewusstsein findet natürlich auch landesweite Anerkennung. Für die Olympischen Spiele 2008 bekam Tengtou einen Begrünungsauftrag im Wert von 30 Millionen Yuan. In diesem Jahr lieferte es 100.000 Baumsetzlinge an die EXPO in Shanghai. Apropos EXPO: Dort ist Tengtou als einziges dörfliches Modell auf der „Urban Best Practice Area" vertreten. Dabei werden sowohl die gegenwärtige Situation als auch die neuen Ideen für die künftige Entwicklung aufgezeigt. Und auch hier gibt der Erfolg den Einheimischen Recht: Nach Informationen des Dorfkomitees ist die Besucherzahl nach der Eröffnung der Weltausstellung um 20 Prozent gestiegen.
Der "Taubenfütterer" des Dorfes hat immer viel zu tun.
Nach der interessanten Besichtigung der "grünen Oase" geht es dann wieder zurück nach Ningbo, von dort aus weiter in die Provinzhauptstadt Hangzhou, wo uns ein Flugzeug zurück nach Beijing bringt. Das wäre nun eigentlich die Stelle für ein schönes Schlusswort. Wir sparen uns das, denn wir sind uns sicher, Zhejiang so bald wie möglich wieder zu besuchen. In diesem Sinne: Auf Wiedersehen - zai jian!
Text und Fotos: Wolfgang Kuhn