Dennoch heißt es am nächsten Tag wieder zeitig aufstehen, denn die erste Station führt uns am frühen Vormittag zum Xixi Wetland Park in Hangzhou. Dieser ist das erste Feuchtgebiet-Reservat Chinas, das für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und liegt an der südlichen Spitze des längsten und ältesten Kanals der Welt, des Hangzhou-Beijing Kanals. Die 3,46 Quadratkilometer große Fläche ist die Heimat vieler seltener Vögel, unzähliger Pflanzen und Tiere. Um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten, ist die Zahl der täglichen Besucher begrenzt.
Mit einem kleinen Boot lässt sich das Feuchtgebiet von Xixi am besten entdecken. (Foto: Liu Yuanyuan)
Hinter der ursprünglichen Flusslandschaft tauchen auch immer wieder moderne Gebäude auf. (Foto: Liu Yuanyuan)
Feuchtgebiete sind aufgrund der großen Vielfalt an Flora und Fauna von großer Bedeutung und werden deshalb auch als „Wiege des Lebens" oder „Nieren der Erde" bezeichnet. Daher wurde bereits 1971 von 18 Staaten eine Konvention zum Schutz der Feuchtgebiete unterzeichnet. China trat der Konvention 1992 bei und hat seitdem verschiedene Maßnahmen zu deren Schutz getroffen. Bis heute wurden in China insgesamt zehn Feuchtgebietparks errichtet, der berühmteste davon ist Xixi. Die Schönheit des Gebiets ist eine andere als die des Westsees - urwüchsiger, archaischer und wilder. Vor allem macht es seinem Namen alle Ehre - es ist so schwül, dass einem der Atem stockt. Dennoch oder gerade deswegen ist ein Besuch des Parks unbedingt empfehlenswert, denn dies ist ein Ausflug direkt an den Pulsschlag der Natur.
Xixi ist die Heimat vieler verschiedener Flussvögel wie beispielsweise von diesem Flussreiher. (Foto: Wolfgang Kuhn)
Neben den Touristen rudern auch die Fischer durch den beschaulichen Park. (Foto: Wolfgang Kuhn)
Am Nachmittag steht das nächste Naturjuwel auf dem Programm - wobei der Natur in diesem Fall von Menschenhand auf die Sprünge geholfen wurde. Finnland mag vielleicht das Land der 1.000 Seen sein, der Tausendinselsee befindet sich jedoch in China, genau genommen 129 Kilometer westlich von der Provinzhauptstadt Hangzhou. Auf chinesisch heißt er Qiandao und eigentlich ist er ein 573 Quadratkilometer großer Stausee. Er entstand in den 1950er Jahren mit dem Bau eines Staudamms und eines Wasserkraftwerks. Heute lockt er mit kristallklarem Seewasser, üppiger Vegetation, frischer Luft und einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Damit ist der Tausendinselsee ein Juwel, das es zu erhalten gilt. Daher wurde 2006 im Landkreis Chun'an das „Clean Villages"-Projekt gestartet, mit dem Ziel, die Umwelt im Allgemeinen und die der Gewässer im Speziellen zu verbessern. 425 Dörfer beteiligen sich an diesem Projekt und haben ihre Abfallverwertung und Wasseraufbereitung auf ein vorbildliches Niveau gebracht. Der Erfolg blieb nicht aus: Die Wassergüte der Flüsse und Gewässer konnte signifikant verbessert werden, Straßen und Dörfer präsentieren sich in einem absolut sauberen Zustand.
Davon profitiert natürlich auch der Tausendinselsee - durch das Wasser kann man bis in eine Tiefe von 9,12 Metern sehen. Das macht ihn übrigens auch zu einem Geheimtipp für Taucher, denn am Grund des Sees schlummert eine kleine Sensation: Hier liegt das ehemalige Städtchen Chun'an. Im Jahre 208 wurde es zur Zeit der westlichen Han-Dynastie erbaut. 1.800 Jahre war die Ortschaft alt, als sie für den Rest aller Zeiten in den Fluten des künstlichen Sees versank. Heute statten ihr begeisterte Taucher einen Besuch ab - und unzählige Fische, die hier eine neue Heimat gefunden haben.
Tausendinselsee (Foto: Liu Yuanyuan)
Eine kurzfristige Heimat am Tausendinselsee findet auch die CRI-Delegation, die hier ein Hotel in Beschlag nimmt und noch einen letzten Ausblick auf die Landschaft genießt, bevor es morgen auch schon wieder weiter geht.
Text: Wolfgang Kuhn