Bis vor drei Jahren lebte die Mongolin Chaganhuhen noch als Nomadin im Kreis Wulatehouqi in der Inneren Mongolei. Am Jahresende 2007 begann die Regierung mit der Umsetzung ihrer Politik zur Rückgewinnung der Wälder durch die Reduzierung der Weidefläche. Wie viele andere Nomaden auch verlor Chaganhuhen dadurch ihre Lebensgrundlage. Die 40-Jährige entschied sich für einen Neuanfang in der Stadt. Sie verkaufte all ihre 400 Schafe und zog mit ihrer Familie nach Bayannaoer. Inzwischen besitzt Chaganhuhen einen kleinen Laden, in dem sie lokale Spezialitäten wie Trockenfleisch und Milchprodukte verkauft. In der heutigen Sendung berichten wir über ihr neues Leben.
Nach sorgfältiger Überlegung entschied sich Chaganhuhen, ein Spezialitätengeschäft zu eröffnen. Seither verkauft sie in Bayannaoer Trockenfleisch und Milchprodukte aus der umliegenden Region. Die 30.000 Yuan RMB, die sie von der Regierung als Kompensation für den Verlust ihres Weidelandes erhalten hatte, investierte sie voll und ganz in ihren Laden:
"Nach dem Umzug in die Stadt wollte ich etwas Eigenes versuchen. Ein Spezialitätenladen schien mir eine besonders gute Idee. Unmittelbar nach Erhalt der Kompensation kaufte ich diesen Laden hier."
Ihr Anfang als Geschäftsfrau war von vielen Rückschlägen geprägt. Vieles lief für Chaganhuhen nicht wunschgemäß. Gleich des Öfteren wurde sie übers Ohr gehauen. Ihr neues Leben in der Stadt schien noch härter zu sein als ihr Dasein als Nomadin:
"Anfänglich war das Leben in der Stadt nicht einfach. Mir fehlte die Erfahrung. Ich wurde daher oft übers Ohr gehauen."
Als sehr hilfsreich empfand Chaganhuhen die Ausbildungskurse, welche die Stadtregierung den Nomaden als Starthilfe anbot. Mit dem gelernten betriebswirtschaftlichen Wissen führte sie ihr Spezialitätengeschäft nach und nach in die schwarzen Zahlen:
"Im vergangenen Jahr lief mein Geschäft viel besser. Ich habe sieben Kühlschränke und eine Klimaanlage für meinen Laden gekauft. Mein Tagesumsatz beläuft sich manchmal auf über 4.000 Yuan RMB."
Chaganhuhen und die anderen Nomaden wurden beim Aufbau ihres neuen Lebens in der Stadt von der Lokalregierung tatkräftig unterstützt:
"Die Regierung hat uns in mehrfacher Hinsicht geholfen. So kamen wir etwa in den Genuß einer Steuervergünstigung. Im Jahr 2008 habe ich zudem an einem kostenlosen Weiterbildungskurs teilgenommen, den die Regierung organisiert hat."
Als Chaganhuhen noch Schafe hütete, betrug das Jahreseinkommen ihrer Familie nur 40.000 RMB. Ihre Familie gab einen Großteil ihres Einkommens für den Kauf von Futtermitteln sowie die Ausbildung ihrer Kinder aus. Geld auf die Seite zu legen, lag schlicht nicht drin. Inzwischen beläuft sich ihr Jahreseinkommen auf über 100.000 Yuan RMB. Die Lebensbedingungen ihrer Familie haben sich dadurch deutlich verbessert.
Mit einem Teil ihres Gewinns hat sich Chaganhuhen einen Kleintransporter gekauft. Damit kann sie ihre Waren nun auch an anderen Orten verkaufen. Um ihren Umsatz weiter zu erhöhen, hat Chaganhuhen zudem mit fünf anderen Nomadenfamilien die Genossenschaft „Bayinwuliji" gegründet. Die Mitglieder dieser Genossenschaft, deren Name ins Deutsche übersetzt „Glück und Wohlstand" bedeutet, kaufen zusammen Schafe ein und arbeiten bei der Fleischverarbeitung, der Verpackung sowie dem Verkauf eng zusammen. Langfristig möchte Chaganhuhen allerdings nicht auf die Hilfe ihrer Genossenschaftsmitglieder angewiesen sein. Vor kurzem hat sie daher einen Kredit von 150.000 Yuan RMB beantragt, um eine Fabrik zur Fleischverarbeitung bauen zu können:
"Ich möchte eine eigene Fabrik haben, um das Fleisch selbst verarbeiten und einpacken zu können. Mit dem Bau dieses Projekts wurde bereits begonnen."
Übersetzt von Li Qian
Gesprochen von Qiu Jing