Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das sagen sich im Moment wohl auch viele der in letzter Zeit schwer geprüften chinesischen Fußballfans. Neue Hoffnung gibt ihnen weniger das Spiel ihrer Nationalmannschaft auf dem Rasen als vielmehr ein möglicher Wechsel an der Verbandsspitze. Angeblich soll Cui Dalin, der Präsident des chinesischen Fußballverbandes, durch Cai Zhenhua abgelöst werden. Der hoch gehandelte Nachfolger von Cui Dalin ist momentan der stellvertretende Vorsitzende im Hauptamt für Sport und Körperkultur. Auch wenn der Wechsel an der Verbandsspitze bislang offiziell noch nicht bestätigt worden ist, sehen die Internetuser bereits bessere Zeiten auf den chinesischen Fußball zukommen.
In einer Online-Umfrage begrüßten 46 Prozent der knapp 2.000 Teilnehmer einen Wechsel an der Spitze des chinesischen Fußballverbands. Sie sind der Ansicht, dass Cai Zhenhua mit seinem kompromisslosen Führungsstil genau der richtige Mann für die Rettung des chinesischen Fußballs ist. Weitere 34 Prozent der Internetuser äußerten sich zwar positiv zu einem allfälligen Führungswechsel, gehen aber davon aus, dass sich trotzdem nicht viel ändern wird.
Bei den chinesischen Fußballfans steht Cai Zhenhua hoch im Kurs. Der ehemals Verantwortliche für Tischtennis und Badminton hat sich in seiner erfolgreichen Karriere einen Ruf als kompetente und führungsstarke Persönlichkeit erarbeitet. Viele in China betrachten ihn daher als Hoffnungsbringer für den kriselnden chinesischen Fußball. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Einige Internetuser zweifeln daran, dass der einst beste Tischtennis-Spieler und -Trainer ins Fußballgeschäft passt. Einstimmigkeit hingegen herrscht darüber, dass Cai Zhenhua eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen wird, falls er denn zum neuen Präsidenten des chinesischen Fußballverbandes ernannt werden sollte.
Cai Meng arbeitet für den staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV. Für den renommierten Tischtennis-Kommentator sind Tischtennis und Fußball zwei verschiedene Paar Schuhe. Fußball sei im Vergleich zum Tischtennis viel komplizierter. Die Zukunft des chinesischen Fußballs hänge von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, so Cai Meng. Seiner Meinung nach ist der Name Cai Zhenhua keine Garantie für einen Aufschwung im chinesischen Fußball. Schließlich habe der Verbandspräsident nur beschränkt Einfluss auf die fußballerische Entwicklung. Von einer neuen erfolgreichen Ära unter einer allfälligen Leitung von Cai Zhenhua will der CCTV-Experte daher auch nichts wissen. Nichtsdestotrotz hält auch Cai Meng keinen Kandidaten geeigneter für den Posten des Fußballpräsidenten als Cai Zhenhua.
Die Mängel im chinesischen Fußball sind nicht neu. In der Wochenzeitung „Sportwelt" wies Ma Dexing auf eine Aussage von Wu Shaozu, dem ehemaligen Leiter des nationalen Sportkomitees, aus dem Jahr 1992 hin. Bereits vor 18 Jahren kritisierte Wu Shaozu den fehlenden Zusammenhalt und die unzureichende Leidensfähigkeit in der Nationalmannschaft. Ob Cai Zhenhua der Mann ist, der den chinesischen Fußballern diese Tugenden einimpfen kann, ist fraglich. Die Fußballfans in China hoffen zumindest, dass die Zeiten der Niederlagen und Skandale bald vorbei sein werden.
Übersetzt von: Li Zheng und Simon Gisler
Gesprochen von: Huang Gang