Früh gegen 8.30 Uhr wartete der Bus vor dem Hotel. Das erste Mal seit meiner Ankunft in China am vergangenen Freitag schien die Sonne und der Himmel war blau. Zeitig am Morgen war der Unterschied des Klimas zwischen Beijing und Urumqi noch deutlicher zu spüren. In Urumqi ist die Luft trocken und in den Nächten kühlt es viel stärker ab als in Beijing.
Los ging die Fahrt, aus Urumqi hinaus in Richtung Turpan. Gleich hinter Urumqi kündeten große Flächen junger Bäume, in Reih und Glied gepflanzt, von den Aufforstungsanstrengungen der Xinjianger. Es ist erstaunlich, wie die Bäume zwischen der steinigen Erde wachsen. Zwischen den älteren Bäumen waren hin und wieder sogar kleine Gärten zu sehen. Doch einige zehn Kilometer weiter war von Aufforstung nichts mehr zu merken.
Im Norden und Süden waren bald zwei Bergketten des Tianshan-Gebirges zu sehen. Es fiel auf, dass es keine Ortschaften mehr gab, nur hin und wieder verlassene oder bewirtschaftete Häuser an der Straße, doch eine Unmenge von Hochspannungsleitungen. Das Rätsel mit den vielen Überlandleitungen in einem weitgehend unbewohnten Gebiet löste sich bald, als Tausende von Windrädern das Tal zwischen den beiden Bergketten belegten. Es handelte sich dabei um den größten Windpark Asiens! Ich finde es gut, wenn die wachsenden Energieanforderungen Chinas auf diese Weise befriedigt werden können, statt wertvollere Kohle oder Erdöl zu verbrennen.
Neben der Straße tauchte schließlich ein Salzwassersee auf. Die Oberfläche war fast vollständig von einer Salzkruste bedeckt. Dann konnte man in der Bergkette den schneebedeckten Gipfel des Bogdan, der höchsten Spitze des Tianshan-Gebirges, sehen. Gut, dass in dem dichten Programm kein Punkt zur Besteigung dieses Berges vorgesehen war…
Die Straßen waren vom Schwerlastverkehr gezeichnet. Lange Kolonnen von Transportern mit Baumaterial wälzten sich durch die eigentlich ganz gut ausgebauten Straßen im Tianshan. Das hinterlässt Spuren im Straßenbelag. Bezeichnend war auch, dass trotz des hohen Gebirges kaum Wasserabflüsse zu sehen waren.
Foto: Liu Xinyue
Nach etwa drei Stunden Fahrt wurde es spürbar wärmer, aber auch vegatationsloser. Dann plötzlich tauchte die grüne Stadt Turpan auf, durch die Vegetation deutlich abgegrenzt von der umliegenden Landschaft. Überall waren kleine Häuser zu sehen, die von Bewässerungskanälen umspült wurden. Hin und wieder badeten sogar Kinder in den Kanälen, obwohl das Wasser sie mit einer nicht zu unterschätzenden Geschwindigkeit umspülte. Jede freie Fläche war mit Weinstöcken bepflanzt.
Foto: Liu Xinyue
Zuerst ging es in das Museum über das Karez-System. Das ist eine besondere Bewässerungsart, welche im Tianshan häufig genutzt wird. Das Wasser wird durch unterirdische Kanäle von den Hängen des Tianshan abgeleitet. Man konnte dort in so einen Schacht klettern und das strömende Wasser sehen. Es war sogar als Trinkwasser gekennzeichnet, probiert habe ich es aber nicht.
Foto: Liu Xinyue
Daraufhin ging es zu einem Besuch der Ruinen der alten Stadt Jiaohe. Diese Stadt war eine große blühende Ortschaft, bis sie durch die Mongolen im 13. Jahrhundert zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Turpan bewirbt sich mit dieser Ruine für die Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe. Wegen dem trockenen Klima bestehen die Lehmgebäude noch immer. Es gibt kaum Regen, der sie zerstören könnte. Viel schlimmer sind die modernen Touristen, welche versuchen, in die alten Lehmmauern ihre Namenszüge zu gravieren oder auf den Ruinen rumklettern, um eine bessere Fotoposition zu erwischen.
Foto: Liu Xinyue
Danach besuchten wir dass Weintal-Museum. Hier wachsen Dutzende Sorten unterschiedlichen Weines, die man sich ansehen kann. Die Trauben vom Weinstock kann man für ein Foto auch in die Hand nehmen, man darf sie aber nicht pflücken. Darauf wiesen Schilder in Chinesisch und Englisch hin. Die Zeit der Reise war so günstig, weil Ende Juli, Anfang August schon die ersten Traubensorten reif sind und geerntet werden können.
Foto: Liu Xinyue
Zum Schluss war noch ein Essen mit Vertretern der Stadt Turpan vorgesehen. Ein Stadtvertreter hielt eine Rede über die Geschichte der Ortschaft. Danach wurde im Hotel „Turpan-Hami" das Essen mit Spezialitäten aus der Gegend aufgetragen. Frische Trauben aus Turpan durften dabei natürlich nicht fehlen!
Gegen 20.30 Uhr waren wir wieder im Hotel zurück, wo es nun packen heißt, denn morgen und übermorgen steht das Naturschutzgebiet Kanas auf dem Programm!