Während die Lage der Energieversorgung weltweit immer kritischer wird, steigt der Verbrauch in chinesischen Bauten von Jahr zu Jahr. Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts machte der architektonisch bedingte Energieverbrauch Chinas nur 10 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. In den letzten Jahren stieg er bereits auf 30 Prozent.

Statistiken zufolge werden lediglich 5 Prozent der derzeit 43 Milliarden Quadratmeter bebauten Wohnfläche in China den Normen energieeffizienter Gebäude gerecht. Selbst unter den neu errichteten Häusern finden sich über 90 Prozent mit erhöhtem Energieverbrauch.

In einer Rede am Rande des Internationalen Architektur-Forums in Shanghai betonte der stellvertretende chinesische Minister für Wohnungsbau, Qiu Baoxing, die Wichtigkeit des Baus energieeffizienter Gebäude. Diese Gebäude zu entwickeln, sei eine Verantwortung, die China tragen solle, so Qiu Baoxing. Das Einzugsgebiet des Yangtze mit seiner dichten Bevölkerung und seiner florierenden Wirtschaft sei ein gutes Beispiel zur Erläuterung einer künftigen Entwicklung energieeffizienter Bauten in China.

"In diesem Einzugsgebiet sollen nicht nur die Energienutzung reduziert, sondern nach Möglichkeit regenerative Energien genutzt werden. Diese Energien sind preisgünstig und zugleich umweltfreundlich. Die direkte Anwendung von Erdwärme und Solarenergie sowie jene von Warmwasserbereitern sollen der Stromerzeugung durch Photovoltaik vorgezogen werden. Beim Architekturdesign sollen möglichst einfache Pläne hinsichtlich der Lüftung, des Sonnenschutzes und der Nutzung natürlichen Lichts zum Einsatz kommen. Wohnviertel mit kollektiver Nutzung regenerativer Energien sollen stärker gefördert werden."

Während des 11. Fünfjahrplans von 2006 bis 2010 soll in chinesischen Bauten so viel Energie gespart werden, die 101 Millionen Tonnen Standardkohle entspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, werden derzeit zahlreiche Gebäude nicht zuletzt im Hinblick auf ihre Energieeffizienz modernisiert.

Umweltfreundlich und Energie sparend – das ist inzwischen ein notwendiger Trend in der Entwicklung der chinesischen Immobilienbranche und zugleich eines der wichtigsten Auswertungskriterien für Immobilienprojekte.

Zur Praxis energiesparender Bauweisen erklärt Qiu Baoxing weiter:

"Die beste Art und Weise, energieeffizient zu bauen, ist das lokale Klima zu berücksichtigen sowie preisgünstige regenerative Energien und Materialien zu verwenden. Zudem soll der lokale Baustil Berücksichtigung finden und lokale Materialien mit passenden Techniken zum Einsatz kommen. Das gilt als allgemeine Regel für energieeffizientes Bauen. Darüber hinaus ist es wichtig, das Streben nach Extravaganz zu vermeiden. Wir beabsichtigen, energieeffiziente, schöne und wirtschaftlich rentable Gebäude zu bauen."

Experten sind der Ansicht, dass es Chinas Entwicklung zuträglich sei, rechtzeitig mit den Industrieländern Erfahrungen auszutauschen und von ihren fortschrittlichen Technologien für Energieeinsparung zu profitieren. Ein Beamter des Ministeriums für Wohnungsbau erklärt, dass der Energieverbrauch pro Quadratmeter für die Wärmeversorgung in chinesischen Gebäuden doppelt so hoch wie in Industrieländern sei. Trotzdem sei die Wärmeversorgung in chinesischen Häusern weitaus weniger angenehm als in denen der Industrieländer.

Gesprochen von: Liu Yuanyuan

Interview von: Lin Ling