Das Landgut der Familie Mou liegt im Norden der Stadt Qixia. Es wurde während der Regierungsperiode von Kaiser Yongzheng (1723 bis 1735) gegründet. Es wurde bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts als privates Landgut des ehemaligen lokalen Feudalherrn Mou benutzt. Damals war Mou Molin der reichste Feudalherr von Nordchina. Das ganze Landgut hat eine Fläche von 20.000 Quadratmetern. Es besteht aus sechs Höfen und 480 Zimmern. Der Baustil ist dem der Verbotenen Stadt in Beijing ähnlich. Deswegen wird sie auch "die volkstümliche verbotene Stadt von China" genannt.
Die Steine von Qixia verdienen besondere Aufmerksamkeit, denn sie sind ausgesprochen vielfältig. Die Steinschnitzerei bildet den Kern des Baustils. Die beiden trommelförmigen Steine vor der Tür des Landguts sind besonders typisch. An ihnen haben vier Handwerke drei Jahre lang gearbeitet. Beide sind 1,5 Meter hoch und eine Tonne schwer. Auf den Steinen sind Muster eingraviert wie die Fabeltiere Qilin und andere traditionelle, legendäre Figuren. Sie sind sehr naturgetreu. Xu Xiaobin, Mitglied des chinesischen Verbands für Volkskunde, erzählt uns:
"Dieser Mauerteil heißt Dougu-Mauer und ist besonders bekannt. Woher der Name kommt? Damals benutzte der Meister des Landguts Mou Zuo beim Bau das 'Dou', also die damalige Maßeinheit. Um einen Stein zu bezahlen gab er den Arbeitern einen Dou Reis. Insgesamt wurden mehr als 660 Steine gemacht. Er musste deswegen sehr viel Reis bezahlen."
Das Landgut ist besonders originell. Sogar die Details zeigen, dass die Landgutbesitzer auf Glück gehofft haben und um eine gute Ernte beten wollten. Unsere Reiseleiterin Sun Jia sagt:
"Die Außenmauer, die wir sehen, wurde von Handwerkern aus zerkleinerten Steinen errichtet. Darunter gibt es 145 verschiedene Blumenmuster, was Glück verkörpern soll. Das ist ein besonders schönes Beispiel für Volkskunst."
Neun sogenannte "Wunder" kann man auf dem Landgut entdecken. Es handelt sich um trommelförmige Steine, Fenster mit Holzschnitzereien, Wege mit zerkleinerten Steine, Ziegelsteine usw. Die Ziegelmauer verdient besondere Aufmerksamkeit. Früher wurden Ziegelsteine in gegorenen Bohnensaft getaucht. Die eingetauchten Ziegelsteine waren danach jahreslang gegen Wind und Regen resistent.
Das Landgut der Familie Mou ist ebenso behaglich wie künstlerisch ambitioniert. Es verkörpert den majestätischen Stil nordchinesischer Bauten. In Kleinigkeiten kann man auch den feinen Stil südchinesischer Bauten sehen. Beide Baustile verbinden sich in diesem Landgut harmonisch.
Die Familie Mou besaß während ihrer Blütezeit Böden mit einer Fläche von 12.000 Hektar und mehr als 5.500 Immobilien. Damals war sie sehr reich. Das gemeine Volk kochte hingegen in ihren Zimmern. Die Familie Mou hatte daher eine originelle Idee. So unsere Reiseleiterin weiter,
"Wissen Sie, warum es in den Zimmern zwei viereckige Höhlen gibt? Um zu kochen, ähnlich wie bei unseren Küchen heutzutage. Der Meister des Landguts machte zwei Höhlen nach außen. Auf diese Weise konnten die Familien sicher und gesund kochen. "
Das Landgut der Familie Mou blickt auf eine Geschichte von hundert Jahren zurück. Es wird als "Schatz der traditionellen chinesischen Bauten" und "Lebendes Fossil chinesischer Landgüter" bezeichnet. Es ist auch gut erhalten und ein landeweit berühmter Reiseort. In den vergangenen Jahren hat die lokale Regierung großen Wert auf Tourismus gelegt. Traditionelle Veranstaltungen wie Brautsänften-Tragen und Scherenschnitte werden etwa zu traditionellen Festen den Besuchern präsentiert. Immer mehr in- und ausländische Touristen kommen, um die lokalen Traditionen selbst erleben zu können.
Geschrieben von: Jiang Kun
Übersetzt von: Xu Qi
Gesprochen von: Zhang Chen