In Beijing gibt es ein Schülerorchester für traditionelle chinesische Musik. Gegründet wurde es vor 16 Jahren. Der Bekanntheitsgrad dieses Schülerorchesters geht über die Grenzen Chinas hinaus, denn sogar im Goldenen Saal in Wien haben die Kinder bereits gespielt. Begeben sie sich nun mit uns auf eine musikalische Reise in die Zentrale Grundschule Anhuili!

Im Vorfeld des Internationalen Kindertages am ersten Juni fand das Konzert "Der Zukunft entgegen" in der Volkskongresshalle in Beijing statt. Gegeben wurde das Konzert vom Orchester für Traditionelle Chinesische Musik der Zentralen Grundschule Anhuili in Beijing.

Das Orchester wurde 1994 ins Leben gerufen und verfügt derzeit über 200 Mitglieder. Acht Jahre hintereinander erlangte es der erste Preis der Wettbwerbe des alljährlichen Kunstfestivals für Schüler in Beijing. Die hohe Spieltechnik der Kinder ist auf die Betreuung durch Experten des Zentralen Nationalorchesters, des Zentralen Konservatoriums sowie auf weitere Musikhochschulen zurück zu führen. Über das Konzert in der Volkskongresshalle im Juni sagt der Schulleiter Meng Xia:

"Die Musikstücke, die in dem Konzert gespielt wurden, wurden eigens für die Kinder geschrieben. Wir haben Komponisten beauftragt, Werke für unsere Schule, unser Orchester, also für die Kinder zu schaffen. Leicht erkennbar sind dabei der Zeitgeist, die Besonderheit der Schüler, die nationale Prägung sowie eine authentische Lebensatmosphäre. Das soll ein High-Light des Konzertes sein."

Dank dem Engagement vieler Musiker, Komponisten und Lehrer hat sich das Kinderorchester für traditionelle chinesische Musik seit 16 Jahren hervorragend entwickelt. Der Schlagzeuger des Zentralen Orchesters der Nationalitäten, Sun Zhicheng, konnte das Wachstum des Orchesters selbst miterleben. Er sagt, es sei nicht einfach, ein Konzert mit kindgemäßen Werken zu veranstalten.

"Es ist schwierig, Werke für Kinder zu komponieren. Für das Konzert "Der Zukunft entgegen" haben Komponisten fünf Änderungen vorgenommen, bis alle zufrieden waren. Es war wirklich eine schwierige Aufgabe für die Komponisten. Doch letztlich haben sie damit zum Erfolg der Kinder beigetragen."

Ein Ausbildungskurs für die Kinder ist nicht gerade so günstig wie die Teilnahme an einer öffentlichen Aufführung. Dennoch verzichten Experten und Lehrer lieber auf gut bezahlte Auftritte, um keine Unterrichtsmöglichkeit für die Kinder zu versäumen. Sun Zhicheng:

"Obwohl wir durch die Kurse nicht viel verdienen, folgen wir stets einem Prinzip. Jedes Mitglied des Schulorchesters soll musikalische Förderung und eine Ausbildung erhalten. Wir betrachten die Schüler als eigene Kinder. Kein einziges von ihnen darf zurückbleiben."

Seit 16 Jahren hat die Zentralgrundschule Anhuili rund 1.000 Kinder in die heilige Halle der traditionellen chinesischen Musik begleitet. Wu Jingyu gehört zu den Schülern des sechsten Jahrgangs. Sie ist die erste Pipa-Spielerin des Schulorchesters. Bei der Pipa handelt es sich um ein traditionell chinesisches Zupfinstrument. In den letzten Jahren gewann Wu Jingyu zahlreiche Auszeichnungen im Gemeinschafts- und Solospiel. Als sie begann, Pipa zu spielen, war sie kleiner als das Instrument. Auch wusste sie nicht, was traditionelle chinesische Musik ist.

"Ich begann im ersten Schuljahr, Pipa zu spielen. Anfangs hatte ich überhaupt keine Ahnung von traditionellen Musikinstrumenten, geschweige denn von der Pipa. Es sind meine Musiklehrer und die Experten, die mir jede Note und jede Fingertechnik beigebracht haben. Sie haben mich in diese wunderbare Musikwelt eingeführt. Ich bin davon überzeugt, dass ich durch harte Arbeit wie meine Lehrer schöne Musik spielen kann. Ich habe allmählich gemerkt, dass ich mich durch Musizieren nicht nur von dem anstrengenden Schulalltag entspannen kann, sondern auch mir selbst und meinen Mitmenschen Freude bereite. Musik ist mittlerweile überaus wichtig für mich und mein Leben geworden."

In der Zentralgrundschule Anhuili betrachtet es jedes Kind als großes Glück und eine Ehre, in dem Schulorchester spielen und an verschiedenen Aufführungen und Musikwettbewerben teilnehmen zu können. Zudem freuen sich Eltern über das Heranwachsen ihrer Sprösslinge in dem Orchester.

"Wir sind stolz und hocherfreut, dass unser Kind Mitglied des Schulorchesters der Zentralgrundschule Anhuili sein kann. Durch das Orchester gewinnen Kinder nicht nur ein gewisses Ehrgefühl und bekommen künstlerische Fertigkeiten vermittelt. Wichtiger ist es, dass die Entwicklung ihres Charakters und ihrer Geisteshaltung darüber hinaus nicht außer Acht gelassen werden. Parallel zur Förderung der Kunstbegabung wird ihr geistiges Wachstum berücksichtigt."

Den Grundstein für das Heranwachsen jedes Kindes zu legen, gilt als ständiges Ziel der Unterrichtsgestaltung der Zentralgrundschule Anhuili. Das Schulorchester für traditionelle chinesische Musik liefert ein konkretes Beispiel. Dazu erklärt der Schulleiter Meng Xia:

"Bei der Unterrichtsgestaltung halten wir beispielsweise an schuleigenen Besonderheiten fest. Die Begabung der Schüler spielt darüber hinaus eine wesentliche Rolle. Der Aufbau des Schulorchesters zählt zu einem wichtigen Inhalt der Kunsterziehung der Schule. Die ästhetische und moralische Erziehung trägt dazu bei, unseren Nachwuchs umfassend heranzubilden."

In stetiger Begleitung traditioneller chinesischer Musik wachsen die Kinder heran. Diese Musik ist nun in ihren Seelen tief verwurzelt und wird ihr späteres Leben sicher positiv beeinflussen.

Gesprochen von: Qiu Jing

Interview und Text von: Shan Lijuan